«Befinden uns in schwieriger Phase»
Nati-Gegner Liechtenstein kommt mit nur vier Profis!

Liechtensteins Blütezeiten um Ex-Serie-A-Knipser Mario Frick und Co. sind vorbei. Die Liechtensteiner Nationalmannschaft erlebt einen Umbruch, der durch die Pandemie noch viel schwieriger verläuft.
Publiziert: 03.06.2021 um 13:38 Uhr
Marco Pescio

Dass die Liechtensteiner Nationalmannschaft in den allermeisten Fällen als krasser Aussenseiter antritt, ist nichts Neues. Und sie hat diese formell glasklare Ausgangslage mitunter auch schon zu ihren Gunsten für Überraschungen ausnutzen können. Doch vor diesem insgesamt neunten Spiel gegen die Schweiz seit 1982 ist die Situation der Equipe aus dem Fürstentum so schwierig wie wohl noch nie.

«Die Pandemie hat uns extrem hart getroffen», hält Peter Jehle fest. Der frühere Profi und heutige Generalsekretär des Liechtensteiner Fussballverbandes erklärt, die Vorfreude auf das Duell mit dem grossen Nachbarn in St. Gallen sei «riesig», zumal man es direkt vor der EM «mit einem Top-Team Europas» zu tun bekäme. «Doch es gibt auch ein grosses Aber: Wir hatten den Amateurfussball bis jetzt nicht in Betrieb…»

Was grössere Nationen und ihre Spitzenauswahlen nicht im entferntesten tangiert, ist für das 38'000-Einwohner-Land eine kleine Katastrophe. Im Aufgebot fürs Spiel gegen die Nati figurieren gerade einmal vier Profis: die Offensivspieler Dennis Salanovic (Thun), Yanik Frick (Energie Cottbus), Noah Frick (Xamax) und Goalie Benjamin Büchel (Vaduz). Der Rest des 23-Mann-Kaders? Alles Amateure, für die es aufgrund der bisherigen Coronamassnahmen bis vor Kurzem kein normales Vereinstraining gab.

Das letzte Duell der Schweiz mit Liechtenstein, 2015 in Thun: Stephan Lichtsteiner (l.) schlug mit der Nati Mario Frick (r.) und Co. mit 3:0.
Foto: Blicksport
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Die allermeisten treten komplett ohne Rhythmus gegen Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Co. an!

«Befinden uns in schwieriger Phase»

Erschwerend kommt hinzu: Die Liechtensteiner Nationalmannschaft befindet sich im totalen Umbruch. Bildeten früher Jehle, Mario Frick, Franz Burgmeier, Michele Polverino, Daniel Hasler und der aktuelle Nationaltrainer Martin Stocklasa zusammen mit weiteren Profis oder Halbprofis ein Team, ist nach deren Rücktritt der Rückgang der Berufskicker nun klar ersichtlich.

Jehle sagt dazu: «Alle wussten, dass dieser Umbruch kommen wird. Wir befinden uns momentan mit unserer Herren-A-Nationalmannschaft in einer schwierigen Phase, das ist so.»

Dem aktuellen Kader würden einzig Nicolas Hasler (Thun), Marcel Büchel (Ascoli), Justin Ospelt (Vaduz) und Andreas Malin (Dornbirn) noch helfen können, die vier Profis fallen aber verletzt aus. Sandro Wieser (Vaduz) hat aufgrund seiner Ausbildung die Nati zurückgestellt. Mehr gibts aktuell nicht. Zuletzt haben Maxi Göppel und Aaron Sele den Fussball auf höchster Stufe wieder verlassen, weil sie beim FC Vaduz keine Möglichkeit auf Spielzeit sahen.

Junge Spieler früh in Spannungsfeld

Jehle kennt das Problem, sagt aber auch, man versuche, der derzeitigen Entwicklung entgegenzuwirken: «Wir sind ein kleines Land, mit einer kleinen Quelle an Spielern, die es bis ganz nach oben schaffen wollen. Unser Ziel ist es, dass wir mit unseren Mitteln die besten Rahmenbedingungen schaffen, die möglich sind.»

Durch gezielte Nachwuchsförderung etwa. Oder durch die Vereinbarkeit von schulischer und fussballerischer Ausbildung: «Die jungen Spieler und Spielerinnen befinden sich schon früh in diesem Spannungsfeld. Wir müssen es schaffen, dass beide Wege miteinander gut vereinbar sind.»

Bis dahin versucht die Liechtensteiner Nati halt mit dem vorhandenen Spielermaterial, Exploits zu schaffen. Auch gegen die Schweiz? Jehle meint: «Eine tolle Aufgabe, aber auch eine sehr, sehr schwierige!»

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