«Er ist stark, schnell und hat alle Tore geschossen»
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Ex-Teamkollege packt aus:«Er ist stark, schnell und hat alle Tore geschossen»

Belgiens Sturmtank Romelu Lukaku
«Man kann einen Zug nicht mit den Händen stoppen»

Der Eine hat ihn entdeckt, der Andere gegen ihn gespielt: Vater Erwin und Sohn Nils Wosky über «das Biest» Romelu Lukaku.
Publiziert: 16.11.2018 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2018 um 13:07 Uhr
Erwin Wosky (l.) und sein Sohn Nils kennen Romelu Lukaku bestens.
Foto: Benjamin Soland
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Martin Arn (Text) und Benjamin Soland (Fotos) aus Brüssel

Wintam, ein Dorf zwischen Antwerpen und Brüssel. Eine Kirche, ein Markplatz. Backsteinhäuser. An der Duiventilstrasse 73 ist der bekannteste Sohn des Orts aufgewachsen: Romelu Lukaku (25), Belgiens Wunderstürmer, der die Schweiz im Hinspiel mit seinen zwei Toren im Alleingang abgeschossen hat.

Hinter dem Fluss liegt das Stadion des Rupel Boom FC. Hier hat vor 18 Jahren alles begonnen. Erwin Wosky, Lukakus erster Trainer in den E-Junioren, erzählt: «Er kam, schnappte sich den Ball und gab ihn nicht her, bis er im Tor war.» Vier Jahre spielt Lukaku beim kleinen Dorfverein. Coach Wosky kann sich an keine einzige Niederlage erinnern. «Wir hatten eine starke Mannschaft. Aber Romelu hat 
sie alle überragt.» Im wahrsten Sinn des Wortes. «Als D-Junior trug er Schuhgrösse 49. Er war schneller und kräftiger als alle anderen. Keiner konnte ihm den Ball wegnehmen.»

«Purer Neid und Rassismus»

Davon kann auch Erwins Sohn Nils ein Liedchen singen. Er spielte damals beim Lokalrivalen Lierse. «Es gab diese Partie, in der ich gegen Romelu spielen musste. Einmal versuchte ich ihn am Trikot zu halten, aber Romelu hat mich einfach mitgezogen und trotzdem das Tor geschossen. Du kannst einen Zug nicht mit den Händen stoppen. Der Schiedsrichter kam danach zu mir und sagte: ‹Eigentlich hätte ich Foul pfeifen müssen, aber ich verstehe dich. Anders ist dieser Kerl nicht zu aufzuhalten.›»

Vater Erwin erinnert sich, wie die Trainer der anderen Klubs nach den Spielen tuschelten. «Sie sagten, Romelu sei bestimmt vier Jahre älter, nur weil er alle Kinder um einen Kopf überragte. Aber Romelu ist in Belgien geboren. Da wurde nicht getrickst. Es war purer Neid und Rassimus.»

«Sein Wagen war immer kaputt»

Romelus Vater war aus dem Kongo nach Belgien gekommen, um sein Glück als Fussballer zu versuchen. Den Rupel Boom FC schoss er mit seinen Toren in die zweithöchste Liga. Aber das Geld reichte mehr schlecht als recht. Nils Wosky erinnert sich: «Mindestens einmal pro Woche rief Romelus Vater bei uns an, weil sein alter Wagen wieder mal kaputt war.»

Romelu, das einzige schwarze Kind in Wintham, erinnerte 
sich kürzlich in einem Interview an seine schwierige Jugend: «Einmal sah ich am Abend, wie meine Mutter die Milch mit Wasser verdünnen musste, ­damit sie bis zum nächsten Morgen reichen würde. Da wusste ich, dass wir nicht nur arm waren – wir waren pleite. Ich sagte nichts, aber am nächsten Tag versprach ich ihr: ‹Ich werde für Anderlecht Tore schiessen, und du wirst nie mehr arm sein.›»

Ein Fussballmärchen

Der Rest ist ein modernes Fussballmärchen: Mit 16 Torschützenkönig bei den Profis von ­Anderlecht, der Wechsel zu Chelsea und von dort für 40 Millionen zu Everton. Heute steht das 1,91 Meter grosse und 95 Kilo schwere «Biest», wie sie ihn in England nennen, bei Manchester United unter Vertrag und ist mit 45 Länderspieltoren Belgiens ­Rekordschütze.

Sein Jugendcoach Erwin Wosky zeigt auf ein Bild, das ihn 
mit Lukaku zeigt. Es wurde bei einem Training der Nationalmannschaft geschossen. «Er sah mich auf der Tribüne und rief: ‹Coach, kommen Sie runter.› Dann stellte er mich seinen Mitspielern und dem Trainer vor. 
Er ist ein grossartiger Junge!»

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