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Bleibt BVB-Sancho dank Corona?
Die Zeit der Millionentransfers ist vorbei

Das Coronavirus hat den internationalen Fussball fest im Griff. Es sorgt nicht nur für den Stillstand der europäischen Ligen, sondern könnte auch einen enormen Einfluss auf den Transfermarkt haben.
Publiziert: 19.03.2020 um 19:47 Uhr

Eden Hazard (Real Madrid), Antoine Griezmann (Barcelona) und Joao Felix (Atletico Madrid) – sie alle wechselten letzten Sommer für über 100 Mio. Schweizer Franken zu einem neuen Arbeitgeber. «Heute kostet jeder Spieler 100 Millionen», stänkerte damals Juve-Star Cristiano Ronaldo in einem Interview. Tatsächlich schienen Transfersummen in dieser Höhe für aussergewöhnliche Nachwuchstalente und Top-Stars der neue Standard zu sein.

«Ganz viele Existenzen stehen auf dem Spiel»

Das Coronavirus könnte diesem Millionen-Wahnsinn nun aber ein jähes Ende bereiten. Die Klubs sehen sich mit grossen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. «Die Lage ist für viele Vereine kritisch», sagt Köln-Sportchef Horst Heldt. Weshalb? Weil aufgrund der Zwangspause viele Einnahmen wegfallen. TV-Gelder, Unterstützung von Sponsoren und Ticketeinnahmen – all das geht flöten. «Ganz viele Existenzen stehen auf dem Spiel», so Heldt.

Wie hoch die Verluste ausfallen werden, wissen die Vereine noch nicht. Das hängt davon ab, ob die Saison zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt wird oder nicht. Es hängt also eine grosse, dunkle Wolke der Ungewissheit über der Fussballwelt. Und diese verdunkelt auch die Aussichten auf das Transferfenster im Sommer.

Kai Havertz wollte im Sommer Bayer Leverkusen verlassen.
Foto: imago images/Eibner
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Havertz-Transfer droht zu platzen

Keine guten Nachrichten für Kai Havertz (20). Das Mega-Talent von Bayer Leverkusen möchte den Verein trotz laufendem Vertrag bis 2022 unbedingt verlassen. Und auch der Klub hatte sich mit seinem Abgang bereits abgefunden. Denn gegen Topklubs wie Bayern München, Atletico Madrid und Manchester United schien man chancenlos zu sein. «Er kann im Sommer nicht gehalten werden», sagte Bayer-Trainer Peter Bosz. Er prophezeite einen Transfer-Hammer von über 100 Mio. Franken. Und genau daran könnte Havertz' Abgang nun scheitern.

«Es wäre fahrlässig, wenn ein Klub-Boss in diesen Zeiten einen solchen Deal aushandelt», sagt Dr. Gregor Reiter, Rechtsanwalt und Chef der deutschen Spielerberater, gegenüber «Sport1» und fügt an: «In dieser ungewissen Situation weisst du als Verein nicht, wie sich dein Markt entwickelt – du hast keine Planungssicherheit.»

Grosse Chance für Dortmund

Die fehlende Bereitschaft, übertriebene Millionen-Beiträge für einen neuen Spieler auszugeben, offenbart sich für Borussia Dortmund als grosse Chance. Ihr englisches Juwel Jadon Sancho (19) wurde in der Vergangenheit schon fleissig zurück nach England geschrieben. Chelsea, Manchester City und Liverpool hatten demnach ein Auge auf ihn geworfen. Dortmund möchte ihn aber nach wie vor nicht hergeben. «Wir geben unser Bestes, Jadon so lange wie möglich zu halten», sagten BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Manager Michael Zorc gegenüber «RMC Sport».

Die Coronakrise dürfte ihnen nun in die Hände spielen. Denn der Preis für den 19-Jährigen liegt bei 150 Millionen! Eine Ablösesumme, die momentan nicht einmal einer der reichen Premier-League-Klubs bereit sein dürfte, zu zahlen. «Vor allem die Briten sehe ich mit Blick auf Corona und Brexit in doppelter Hinsicht gefährdet. Die Frage ist: Was machen die Eigentümer der Premier-League-Klubs jetzt? Ziehen die sich zurück?», fragt sich Reiter.

Manchester United geht auf jeden Fall in die Offensive. Die Klubführung hat laut britischen Medien angekündigt, dass sie bereit ist, ihren dauerverletzten Star Paul Pogba ziehen zu lassen. Angebote in der 100-Millionen-Region würde man ernsthaft in Betracht ziehen. Sind die Red Devils nicht bereit den Preis für den Franzosen zu senken, dürften sie ihn jedoch kaum loswerden können.

Gibt es überhaupt Transfers?

Da die Verpflichtung von neuen Spielern bei den meisten Klubs aufgrund von Budget-Knappheit nicht oberste Priorität zu sein scheint, drängt sich eine grosse Frage: Wird es in diesem Sommer überhaupt Transfers geben? Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff ist skeptisch: «Mein gesunder Menschenverstand sagt, dass es im Sommer kein Transferfenster wie in der Vergangenheit geben wird.»

Gregor Reiter hingegen ist sich sicher, dass es nach wie vor zu Wechsel kommen wird. Nur werden dabei keine neuen Rekorde purzeln. Im Gegenteil. «Die Millionen-Transfers aus der Vergangenheit werden künftig wohl genau das sein: Vergangenheit!», sagt der 47-Jährige.

Einer dieser vergangenen Millionen-Transfers ist Gareth Bale. Der Waliser wechselte 2013 für über 100 Millionen von Tottenham zu Real Madrid. Wie spanische Medien berichten, soll er bei den Königlichen nun aussortiert werden. Real möchte ihren Superstar gar ablösefrei auf dem Transfermarkt anbieten. Inmitten der Coronakrise könnte sich diese Taktik als cleverer Schachzug herausstellen. (jk)

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