Vom BSC Mückenloch zum Bayern-Meistermacher
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Mitten in der Corona-Krise:Vom BSC Mückenloch zum Bayern-Meistermacher

Das ist der nette Hansi Flick (55)
Vom BSC Mückenloch zum Bayern-Meistermacher

Wer ist dieser «nette Hansi», der die Bayern in kürzester Zeit zum Erfolg zurückgecoacht hat? Sein erster Klub hiess BSC Mückenloch, mit 28 war er Sportinvalide, und inzwischen ist er zweifacher Opa.
Publiziert: 17.06.2020 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 10:53 Uhr
Michael Wegmann

Als er Anfang November nach der 1:5-Klatsche gegen Frankfurt für den geschassten Niko Kovac übernimmt, ist Hansi Flick nicht die «grosse Lösung» auf der Bayern-Bank. Der 55-Jährige, der Kovacs Assistent war, gilt als Übergangs-Trainer. Irgendwie scheint klar: Für einen langfristigen Vertrag fehlen ihm Name, Renommee, Aura und Titel. Flick gehört nicht zur exklusiven Gruppe von Welttrainern wie seine Vorgänger van Gaal, Guardiola oder Ancelotti. Flick kommt aus der zweiten Reihe – war bis zum WM-Titel 2014 jahrelang Assistenztrainer von Jogi Löw bei der Nationalmannschaft, danach Sportdirektor beim DFB und bei Hoffenheim.

Erst ist er für zwei Spiele als Chef vorgesehen. Dann bis Weihnachten. Dann bis Ende Saison. Aus dem Lückenbüsser wird – je länger, je offensichtlicher – die Traumbesetzung. Flick erledigt seinen «Job auf Abruf» derart ­unaufgeregt, selbstverständlich und erfolgreich, dass die Bosse ihm noch während dem Lockdown einen Vertrag bis 2023 vorlegen. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heiz Rummenigge lobt Flicks Führungsstil, hebt dessen menschliche Qualitäten und Empathie hervor. Auch Spieler und Fans schwärmen vom sympathischen, uneitlen Flick, der den Übernamen «der nette Hansi» verpasst bekommen hat,­eigentlich aber Hans-Dieter heisst.

Flick überzeugt als Motivator und Moderator. Er scheint die Zündschnur schon zu löschen, bevor sie brennt. Als Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl Joshua Kimmich wegen seiner öffentlichkeitswirksamen Äusserungen als «Greta Thunberg des deutschen Fussballs» verspottet, kontert Flick cool: «Ich schätze den lieben Scholli als Querdenker und Kimmich als Fussballer, der offen seine Meinung sagt.» Angelegenheit beendet. Bemerkenswert diplomatisch und unspektakulär für den FC Hollywood.

Hansi hat die Bayern geflickt!
Foto: Getty Images
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Erst sieben Monate ist Flick Chefcoach und dabei so gelassen, als täte er seit Jahren nichts anderes. Ein bescheidener Typ, der in Neckar­gemünd-Mückenloch, zehn Kilometer von Heidelberg entfernt, aufgewachsen ist. Beim BSC Mückenloch beginnt er als Sechsjähriger mit Fussballspielen, ehe er über Sandhausen 1985 zu den Bayern wechselt. Fünf Jahre verbringt Flick dort, gewinnt vier Meistertitel. Es folgt der Wechsel zu Köln und nach diversen Verletzungen die Sportinvalidität mit 28 Jahren.

Hansi zieht mit seiner Frau Elke und den Töchtern Kathrin und Hannah zurück in die Heimat nach Bammental (neben Neckargemünd), wo er ein Sportgeschäft aufbaut. «Meine Eltern haben ihre ganzen Ersparnisse reingesteckt», erzählt Tochter Kathrin, die ebenfalls im Familienunternehmen tätig ist. «Am Anfang ­haben sie alles selbst gemacht, auch hinter der Kasse stehen.»

Um die Jahrtausendwende zieht sich Hansi aus der operativen Leitung zurück, weil er die TSG Hoffenheim in der Oberliga trainiert und sich um seine Trainerausbildung kümmern will. 2003 macht er seinen Trainerschein, ab 2006 wird es Löws ­Assistent beim DFB.

Mittlerweile ist der «nette Hansi» Meistertrainer, Gross­vater und Ehrenbürger von Bammental. Und auch in München werden sie ihm womöglich bald ein Denkmal setzen. Auch wenn er nie ein Guardiola wird, dafür philosophiert er zu wenig über Taktik. Oder ein van Gaal, dafür ist er zu wenig egozentrisch. Flick ist als Chef irgendwie der «nette Hansi» geblieben und trotzdem auf bestem Weg, seine prominenten Vorgänger in den Schatten zu stellen.

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