Das Konzept stammt aus der Schweiz
BVB-Boss Watzke lästert gegen Kinderfussball-Reform

In Deutschland führt man das «Schweizer» Ausbildungsmodell im Kinderfussball ein – ohne Rangliste und mit kleineren Feldern. Es sorgt für mächtig Zoff.
Publiziert: 22.09.2023 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 17:10 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Hans-Joachim Watzke (64) ist nicht nur Geschäftsführer von Borussia Dortmund und DFB-Vize-Präsident, er ist auch ein Riesengegner der in Deutschland kürzlich beschlossenen Reform im Kinderfussball. Diese beinhaltet bei den Kleinsten die Abschaffung von Resultaten und Tabellen, kleinere Spielfelder, kleinere Teams und vier Mini-Tore. «Unfassbar und für mich nicht nachvollziehbar. Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die grosse Kraft finden, um auch mal zu gewinnen», motzte Watzke. Und weiter: «Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus.»

Die «Bild» schreibt: «Wenn der DFB-Vize-Präsident das Konzept seiner Kollegen zerlegt …» Watzke hat gar eine Reform der Reform angekündigt. Hannes Wolf sei beauftragt worden, Handlungsalternativen aufzuzeigen. Davon scheint der DFB-Direktor jedoch nichts zu wissen, auf «Bild»-Nachfrage verteidigt er das neue Ausbildungskonzept. «In den neuen Spielformen im Kinder- und Jugendfussball wird Leistung gefordert und durch die unmittelbare Rückmeldung des Gewinnens und Verlierens gefördert.»

Die geplante Reform, welche im Fussballland Deutschland derart grosse Wellen schlägt, kann man als «Schweizer Modell» bezeichnen. Wir haben es bereits eingeführt.

Der Juniorenfussball wird in Deutschland reformiert, das «Schweizer Modell» wird eingeführt.
Foto: Keystone
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«Die neue Spielform hat einen unglaublich positiven Effekt»

Nach ein paar Saisons als Pilotprojekt mit einigen Klubs, wird seit einem Jahr in der Schweiz flächendeckend im sogenannten «Play-More-Football»-Konzept gespielt. «Ich kann Hans-Joachim Watzke beruhigen», sagt Patrick Bruggmann, Direktor Fussballentwicklung beim Schweizerischen Fussballverband. «Die neuen Spielformen auf kleineren Feldern und in kleineren Teams haben einen unglaublich positiven Effekt. Jedes Kind muss auch in dieser Spielform gewinnen wollen, hat aber viel mehr Ballkontakte und kann viel mehr Erfolgserlebnisse verzeichnen.»

Das Feedback von allen Parteien sei sehr positiv. «Die grosse Mehrheit der Kinder, Eltern und Trainer sind begeistert. Kommt hinzu, dass die Kinder auf diese Weise im Umgang mit dem Ball grössere Fortschritte erzielen.» 

Kleinere Felder, vier Tore, weniger Spieler, mehr Ballkontakte. Wer hat’s erfunden? Nicht die Schweizer. Vor rund zehn Jahren waren schon SFV-Delegationen in Holland und Belgien, um sich ein Bild der Ausbildungsphilosophie dieser erfolgreichen, Fussballnationen zu machen. «Da wurde bereits auf Kleinfeldern gespielt», sagt Bruggmann. Drei gegen drei auf vier Tore sei jedoch sogar die Idee eines deutschen Ausbildners gewesen. Doch während dessen Landsleute – wie jetzt Watzke – nichts davon wissen wollten, hat man in der Schweiz das Projekt in Angriff genommen, angepasst und weiter ausgebaut.

Watzke: «Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball»

«Play-More-Football» wird im Turniermodus gespielt, Tore werden gezählt, aber nirgends festgehalten. Es wird keine Rangliste geführt, demzufolge gibts keine Aufsteiger und Absteiger. Watzke wettert: «Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft.»

Schlusswort Bruggmann: «Die sportliche Entwicklung der Kinder wird höher gewichtet als das Resultat. Wir wollen Kinder, die motiviert sind und ihre Freude am Fussball nicht verlieren. Diese Spielformen sind dafür ideal.»

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