Eintracht-Coach Adi Hütter
«Basel ist eine richtige Herausforderung für uns»

Nach drei Bundesliga-Schlappen in Folge befindet sich der ehemalige YB-Meistercoach Adi Hütter mit Frankfurt in der Krise. Da scheint der inkonstante FC Basel gerade recht zu kommen.
Publiziert: 10.03.2020 um 06:38 Uhr
Adi Hütter hat bei Eintracht Frankfurt eine Heimat gefunden.
Foto: keystone-sda.ch
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Alain Kunz

Adi Hütter, wie gehts? Gesund und munter?
Adi Hütter: Bin ich, ja, danke. Ich kann nicht klagen.

Kein Husten und kein Fieber?
Nein, nichts dergleichen. Warum?

Weil man in der Schweiz mit Husten und Fieber nicht mehr am Arbeitsort erscheinen soll.
Na gut, wer Fieber hat, sollte grundsätzlich zu Hause bleiben.

Klar. Und in der Schweiz hat der gesamte Fussball Fieber. Wir spielen seit zwei Wochen nicht mehr. Deutschland immer noch.
Hier sind die Fälle auch noch nicht so zahlreich. Und die Schweiz war ja immer speziell.

Was halten Sie denn vom Stillstand des Profibetriebs bei uns?
Es ist schwierig, das aus der Ferne zu bewerten. Aber ihr werdet schon eure Gründe haben. Ich denke, man sollte da den zuständigen Behörden vertrauen, die wissen schon, was zu tun ist.

Nun spielen Sie gegen ein Schweizer Team. Und dies ohne Rückspieltermin.
Ja, zuerst spielen wir aber in Frankfurt. Da sollte das Spiel terminlich plangemäss steigen.

Vielleicht spielt man in Deutschland bald auch nicht mehr. Die Zahl der Infizierten steigt sprunghaft an. Und Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Verantwortlichen ausdrücklich ermuntert, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf weiteres abzusagen.
Aber im Moment ist es noch nicht ganz so wie in Italien oder der Schweiz. Aber klar, man muss das sehr ernst nehmen.

Behindert der Virus Ihre tägliche Arbeit?
Bisher überhaupt nicht.

Die Hände-Desinfektion ist aber auch in Deutschland Pflicht?
Klar. Wir sind aufgeklärt worden, was vorzukehren ist.

Reden wir vom Sport. Die Eintracht hat auch in dieser Saison wieder enorm viele Spiele zu absol vieren.
Ja, und letzten Mittwoch ist mit der Qualifikation für den Pokal-Halbfinal ein weiteres dazugekommen. Auch europäisch läufts gut.

In der Bundesliga könnte es besser sein.
Ich hätte nichts dagegen. Es ist nicht so einfach für die Eintracht, auf drei Hochzeiten zu tanzen. Wir kommen mit unserem Kader, ich sage mal, relativ gut durch. Wenigstens haben wir nicht mehr so viele verletzte Schlüsselspieler.

Ausser Gelson Fernandes.
Ja, und auch Bas Dost. Aber Dost kann vielleicht im Rückspiel gegen Basel am 19. März eingreifen. Gelson sicher nicht.

Ende 2019 mussten Sie erstmals seit Jahren durch eine Krise hindurch und waren Ende Jahr noch drei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Wie haben Sie diese Phase erlebt?
Die Kritik war berechtigt. Wir haben taktisch nicht mehr so gut gespielt und waren physisch am Anschlag. Aber diese Krise hatte Gründe. Intern haben wir aber alles sachlich und nüchtern analysiert.

Sieben Spiele mit nur einem Punkt – und dennoch hatte man von aussen nie den Eindruck von Unruhe.
Die gabs dank Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner auch nicht. Sie haben hundertprozentiges Vertrauen in mich als Person und Trainer. Ich hatte immer ein super Gefühl bei meiner Arbeit.

Bei anderen Klubs hätten Sie Ihre Siebensachen räumen können.
Kann ich nicht beurteilen. Man muss ja auch sehen, was davor war, und darf nicht nur diese Spiele eigenständig betrachten. Ausserdem haben wir in dieser Phase auch in London gegen Arsenal gewonnen. Wir wissen, dass wir ein Verein sind, bei welchem die Qualifikation für Europa und internationale Erfolge sowie ein Halbfinal im Pokal nicht jedes Jahr erwartet werden können. Alle Klubs haben irgendwann mal eine Krise, das muss man sich vor Augen führen.

Aber meistens reagieren die Klubs anders. Kann das Modellcharakter haben, wenn ein Trainer sagen kann: Ich hatte immer ein super Gefühl bei meiner Arbeit – obwohl er verliert und verliert?
Das weiss ich nicht. Ich kann nur sagen: Wir in Frankfurt sind bodenständig und geerdet. Hier herrschen Ruhe und Gelassenheit. Und, wie gesagt, die Krise hatte ja auch nachvollziehbare Gründe.

Mussten Sie zuvor schon mal durch eine solche Krise hindurch?
In meinem allerersten Trainerjahr bei den Red Bull Salzburg Juniors. Danach nie mehr. So gesehen war es eine grosse Herausforderung, diesen Bock umzustossen. Das hatte schon seinen Reiz.

Wie haben Sie es hingekriegt?
Im Trainingscamp in den USA haben wir viele Unklarheiten angesprochen. Auch wenn wir wussten, dass vieles eine Folge der vielen Spiele war. Wir haben entschieden, auf die Viererkette umzustellen. Eine taktische Änderung, welche die Spieler hervorragend umgesetzt haben. Von zwölf Spielen haben wir 2020 nur deren drei verloren, sieben Mal gesiegt.

Aber zuletzt gabs die 0:4-Klatsche in Leverkusen. In der Auswärtstabelle ist die Eintracht abgeschlagen Letzte. Und der Vorsprung auf den Relegationsplatz schmilzt.
Ich kann die Tabelle auch lesen. Fakt ist: Auswärts sind wir nicht auf der Höhe. Unsere Bilanz ist fürchterlich. Wir befinden uns in einem sehr gefährlichen Bereich.

Da kommt ein kleiner Klub wie der FC Basel in der Europa League gerade recht, der in der Meisterschaft in fünf Spielen dreimal verloren hat und nun völlig aus dem Rhythmus ist.
Halt! Basel ist kein kleiner Klub. Die haben in der Europa League super gespielt. Und Platz eins geholt in einer sehr schwierigen Gruppe. Und dann haben sie Apoel Nikosia souverän ausgeschaltet, mit einem 3:0 auf Zypern. Mit YB haben wir dort 0:1 verloren. Nein, Basel hat grosse internationale Erfahrung. Die können sehr gut mit solchen Spielen umgehen.

Als Trainer bei den Young Boys haben Sie den FC Basel zuletzt ja immer geschlagen, wenn es um etwas gegangen ist.
Aber zu Beginn meiner Berner Zeit haben wir immer verloren. Wie viele Punkte sind die in der Meisterschaft hinten? Fünf?

Genau.
Da ist doch immer noch alles drin. Nein, der FCB als Gegner ist eine richtige Herausforderung.

Ich hake nochmals nach: Der FCB ist doch nicht vom gleichen Kaliber wie viele andere Klubs, auf die Sie hätten treffen können: Manchester United, Inter Mailand, Sevilla.
Wir hatten letzte Saison ganz schöne Brocken mit Inter, Benfica und Chelsea. Auch Salzburg war für mich ein Brocken, gegen den wir uns erstaunlich souverän durchgesetzt haben.

Schade ist YB nicht mehr dabei. Wie sehen Sie Ihren Ex-Klub momentan?
Nicht mehr ganz so souverän wie in den Jahren zuvor. Aber gut, das Team ist ja ein komplett neues, da gabs unglaublich viele Veränderungen. Und die Leistungsträger wie Hoarau und Sulejmani waren immer wieder verletzt. Sie werden auch nicht jünger. Für mich überraschend ist, wie hartnäckig St. Gallen vorne dabei bleibt. Das kann bis zum Schluss sehr spannend bleiben.

Wenn es denn bis zum Schluss geht. Wir denken, dass die Tendenz eher dazu geht, dass es überhaupt keine Spiele mehr gibt.
Das würde bedeuten?

Keine Ahnung. Das werden wir sehen.

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