Er hat in Augsburg das Feuer entfacht
Ex-FCZ-Sportchef Jurendic wagt die Meister-Prognose

Als die Bundesliga rief, konnte Marinko Jurendic nicht Nein sagen. Wie beim FCZ setzt er nun auch bei Augsburg auf dänisches Dynamit und löste damit ein Feuer aus.
Publiziert: 30.11.2023 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2023 um 16:56 Uhr
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Die Szene ging in der turbulenten Schlussphase des Spiels Union Berlin gegen Augsburg vom letzten Samstag fast unter. Union hatte gerade den späten 1:1-Ausgleich erzielt, da zeigte Schiedsrichter Badstübner Marinko Jurendic am Spielfeldrand die Gelbe Karte.

Marinko Jurendic ist seit 1. August 2023 Sportdirektor beim FC Augsburg und nicht bekannt für unkontrolliertes Temperament. Doch der 46-Jährige hat sich aufgeregt über ein Foul, das nicht gepfiffen wurde, aber eigentlich war er wie alle Augsburger bloss darum gestenreich von der Bank aufgesprungen, weil er enttäuscht war, dass es am Ende in Berlin nicht zum Dreier reichte.

Gier nach mehr

Diese Szene zeigt, was in diesem Klub gerade passiert. Hier sind alle hungrig nach Siegen, gierig nach mehr. Blick sprach mit Jurendic über die Szene. «Ich war überrascht, als ich die Gelbe Karte sah. Es war bereits die zweite, seit ich bei Augsburg bin. Sie war nicht gerechtfertigt. Der Schiedsrichter hat sich danach in der Garderobe bei mir entschuldigt. Aber ich akzeptiere die Entscheidung.»

Marinko Jurendic hat in Augsburg als Sportdirektor schon sehr positive Spuren hinterlassen.
Foto: imago/Krieger
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Der FC Augsburg und Marinko Jurendic, da haben sich zwei gefunden. Stets im Schatten des grossen Nachbarn hat sich der FCA seit den Nullerjahren vom abgewirtschafteten bayrischen Amateurverein zu einem etablierten Bundesligaklub gemausert und das soll noch lange nicht das Ende des Aufschwungs sein.

Mittendrin in der momentanen Aufbruchstimmung steht der Schweizer Marinko Jurendic, der Mann, der in den letzten Jahren zusammen mit den Canepas als Sportdirektor beim FC Zürich die Fäden in der Hand hielt, den Klub 2022 mit Trainer André Breitenreiter zum Meister-Coup führte und im Frühsommer als Sportchef mit den Zürchern noch die aktuelle Saison plante. Doch dann kam der Anruf aus Augsburg, der seiner sportlichen Karriere eine Wende gab.

Trainerwechsel nach sieben Spielen

«Ich musste zuerst googeln, wo Augsburg ist.» Ein Spruch von Jurendic, der bereits Kultstatus erlangt hat. Inzwischen kennt er sich in der Gegend nordwestlich von München besten aus. Nach zwei Monaten im Hotel wohnt er nun zehn Minuten vom Stadion entfernt. Seine Frau, sein Sohn und sein Hund sind noch in der Schweiz. Sie kommen ihn so oft es geht besuchen. «So ein Umzug der ganzen Familie muss gut vorbereitet werden.»

Dafür haben die Augsburger den gebürtigen Kroaten unter anderem geholt. Für Strategie und Planung. Seinen Wechsel vom FCZ in die Bundesliga hat er sich vorher nicht gross ausgemalt, er wollte einfach wie immer sein Bestes geben. Doch die Anfangszeit wurde gleich intensiv. Nach einem Start, der mit fünf Punkten aus sieben Spielen und dem Pokal-Aus in der ersten Runde gar nicht wunschgemäss lief, war der Mann aus der Schweiz bereits heiss gefragt. Trainer Enrico Maassen (39) musste gehen, Jurendic zauberte Jess Thorup (53) als Nachfolger aus dem Hut.

«Es geht nur ums Gewinnen»

Ein Däne! Nach den guten Erfahrungen mit Bo Henriksen (48) beim FCZ alles andere als ein Zufall. «Jess gehört zu den besten Trainern Dänemarks. Und ich habe die dänische Mentalität mit Bo Henriksen kennen und schätzen gelernt. Sie ist der unsrigen sehr ähnlich. Bereits nach den ersten Gesprächen wussten wir, dass Jess zu uns und zu unserer Ausrichtung beim FCA passen wird.» Thorups Motto: «Stets mehr wollen, nie zufrieden sein. Es geht nur ums Gewinnen.»

Das ist Marinko Jurendic

1977 im damaligen Jugoslawien geboren, lebte Marinko Jurendic die ersten neun Jahre bei seiner Grossmutter, ehe er mit seinem älteren Bruder zu den Eltern und dem jüngeren Bruder in die Zentralschweiz nachzog. Er war Spieler bei Cham, Luzern, Kriens, Winterthur und Thun. Später Trainer bei Aarau und Kriens und der U21 des FC Zürich. Im August 2020 wurde er beim FCZ zum Sportchef befördert. In seiner Amtszeit wurde der FC Zürich 2022 Schweizer Meister. Im Sommer 2023 nahm Jurendic das Angebot des FC Augsburg an und wurde Sportdirektor beim Bundesligisten.

Der Schweizer Marinko Jurendic, seit 1. August Sportdirektor beim FC Augsburg in der 1. Bundesliga.
DUKAS

1977 im damaligen Jugoslawien geboren, lebte Marinko Jurendic die ersten neun Jahre bei seiner Grossmutter, ehe er mit seinem älteren Bruder zu den Eltern und dem jüngeren Bruder in die Zentralschweiz nachzog. Er war Spieler bei Cham, Luzern, Kriens, Winterthur und Thun. Später Trainer bei Aarau und Kriens und der U21 des FC Zürich. Im August 2020 wurde er beim FCZ zum Sportchef befördert. In seiner Amtszeit wurde der FC Zürich 2022 Schweizer Meister. Im Sommer 2023 nahm Jurendic das Angebot des FC Augsburg an und wurde Sportdirektor beim Bundesligisten.

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Er habe mit Bo Henriksen keinen Kontakt gehabt, als Thorup in Augsburg zum Thema wurde, sagt Jurendic. Obwohl sich die beiden Dänen sehr gut kennen, bei Odense einst gar zusammenspielten, sich danach als Trainer mehrmals gegenüberstanden. Sie strahlen eine vergleichbare feurige Sieger-Mentalität aus und wollen auch Spielfreude vermitteln. Die Parallelen liegen auf der Hand. Jurendic holte nach verpasstem Start des FCZ in die Saison 2022/23 anstelle von Franco Foda Bo Henriksen als Retter an Bord. Der führte den Klub innerhalb eines Jahres vom Tabellenende an die Spitze der Super League. Ein Volltreffer.

Macht es Thorup wie Henriksen?

Jess Thorup ist in Augsburg ein Start geglückt, der eine ähnlich positive Entwicklung verspricht. Seit fünf Spielen steht er als neuer Trainer bei Augsburg an der Linie. Seither gab es in der Meisterschaft zwei Siege und drei Unentschieden. Augsburg steht an der Spitze der zweiten Tabellenhälfte. Die Abstiegskampfsorgen werden nach und nach vom Tisch gewischt. Geschäftsführer Michael Ströll spricht gar vom Ziel, sich mittelfristig in den Top-10 der Bundesliga etablieren zu wollen.

Der frühere Stürmer Jurendic kennt diese Zielsetzung, hält den Ball aber flach: «Das ist ein grosser Schritt, ich möchte nicht so weit vorausschauen. In der Bundesliga ist jedes Spiel so intensiv und alles sehr eng. Da muss man Schritt für Schritt machen. Und wir sollten nicht vergessen, woher wir kommen und was für uns realistisch ist.»

FCZ auf Meisterkurs

Eine typische Antwort für den zurückhaltenden Schaffer. Eine Prognose wagt Jurendic allerdings doch. Sie betrifft den FCZ. «Ich betrachte die Entwicklung aus der Ferne und freue mich über die Erfolge und die bemerkenswerte Konstanz der letzten Monate. Der FCZ funktioniert als Team hervorragend und ist auf bestem Weg, im Frühling um den Meistertitel zu spielen.»

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