Immer jünger, immer besser?
Jugendwahn in der Bundesliga

Jung-Trainer sind im Trend. Die Alten störts. Meistercoach Armin Veh sagt: «Es war noch nie so leicht, Bundesliga-Trainer zu werden.»
Publiziert: 16.08.2017 um 08:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:13 Uhr
Julian Nagelsmann: Der jüngste Trainer der Bundesliga-Geschichte. Führte Hoffenheim in die Champions League.
Foto: imago/foto2press
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Michael Schifferle

Zehn Jahre ists her, dass Armin Veh den VfB Stuttgart zum Meister machte. Später führt er Frankfurt aus der 2. Liga in die Europa League. Heute ist er Experte bei Sport 1. Angebote aus der Bundesliga? Bekam er dennoch nicht.

Leverkusen, Schalke, Dortmund, Mainz suchten diesen Sommer einen Trainer. Veh fragten sie nicht. Schalke hob Domenico Tedesco ins Amt, einen 31-Jährigen, der in der Kreisliga kickte. Referenz: 11 Spiele als Zweitliga-Trainer in Aue.

Veh (56) sagt zur DPA: «So leicht wie heute war es noch nie, Bundesliga-Trainer zu werden.» Und: «Heute ist es ja sogar möglich, dass man mit einer Drittliga-Mannschaft absteigt und trotzdem Bundesliga-Trainer wird.» Er meint Sandro Schwarz (38), den Mainz zum Nachfolger von Martin Schmidt (50) beförderte.

Er fiel vom Trainerkarussell – und mit ihm andere Meistertrainer wie Thomas Schaaf (56) und ­Felix Magath (64). Schaaf ar­beitet für die Uefa, Magath in China (mit Erfolg). An ihre Stellen rückten Jung-Trainer, oft nicht mal 40-jährig: Tedesco auf Schalke, Schwarz in Mainz, Hannes Wolf (36) in Stuttgart, Alexander Nouri (37) in Bremen, Manuel Baum in Augsburg (37). Und klar: Julian Nagelsmann (30), der jüngste Trainer der Bundesliga-Historie, der Hoffenheim in die Champions-League-Quali führte. Carlo Ancelotti (58), der Bayern-Trainer, ginge locker als ihr Vater durch.

Unverbraucht sind sie, gründlich geschult an der Hennes-Weisweiler-Akademie, gestählt in den Nachwuchsleistungszentren. U40-Trainer sind im Trend. Der Altersschnitt etwa sank von 49,18 Jahren (2007) auf 44,44.

Einwände gegen sie hegt aber nicht nur Armin Veh. Ex-Bayern-Star Mehmet Scholl nennt sie «Laptop-Trainer» mit «Kursbestengesichtern»: «Die haben nie selbst oben gespielt und auch keine Ahnung, wie ein Profi auf höchstem Niveau tickt.» Ein Gespür für Profis könne nur haben, wer selbst ­einer war. Von den jetzigen 18 Bundesliga-Trainern spielten 11 auf höchster Stufe, 2007 waren es noch 16.

Schalke-Manager Christian Heidel kontert: Erfahrung sei schön – aber vernachlässig­bar. «Ein Arbeitsnachweis ist heute nicht mehr, dass man  20 Vereine trainiert hat.» Intelligenz sei für einen Trainer das Wichtigste. «Danach kommen fachliche und soziale Kompetenz.» Das Alter? Unerheblich.

An erster Stelle könnte Heidel auch etwas anderes nennen: Erfolg!

Armin Veh sagt dennoch zur DPA, dass er keinen Neid empfinde. Schliesslich ist sein Vorbild Jupp Heynckes der Beweis, dass Comebacks klappen können: 2007 in Gladbach gefeuert und als Auslaufmodell bezeichnet, trat er 2013 als Bayern-Triple-Trainer ab, 68-jährig.

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Bayern München
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RB Leipzig
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Eintracht Frankfurt
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SC Freiburg
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Bayer Leverkusen
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Union Berlin
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Borussia Dortmund
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VfB Stuttgart
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Werder Bremen
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VfL Wolfsburg
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FC Augsburg
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Borussia Mönchengladbach
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FC St. Pauli
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TSG Hoffenheim
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Holstein Kiel
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