Kahn, Salihamidzic oder Tuchel
Wer ist schuld an der Bayern-Krise?

In München gabs die letzten elf Jahre immer einen Titel zu feiern, nun scheint sich dies zu ändern. Die Krise ist gross, der Scherbenhaufen ebenso. Nun geht die Suche nach den Schuldigen los.
Publiziert: 26.05.2023 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2023 um 12:20 Uhr
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Cédric HeebRedaktor Sport

Borussia Dortmund könnte schaffen, was es bereits seit Jahren verfolgt: die Regentschaft der Bayern in der Bundesliga durchbrechen. Es wäre für die Münchner eine Saison ohne Titel, die erste seit elf Jahren.

Und wer ist schuld an der Mega-Krise? Geschäftsführer Oliver Kahn (53)? Sportdirektor Hasan Salihamidzic (46)? Trainer Thomas Tuchel (49)? Die wohl wahrscheinlichste Antwort: das Kollektiv. Denn jeder des Trios trägt seinen Teil zum Scherbenhaufen bei.

Kein Familiengefühl unter Kahn

Als CEO ist Kahn dafür zuständig, die Entwicklung des FC Bayern als Verein voranzutreiben und für das Wohl der Mitarbeiter sorgen. Doch dies gelingt dem Ex-Bayern-Keeper offenbar nicht. Der «Kicker» schreibt, dass vereinsintern immer wieder beklagt werde, dass das Familiäre und die Nahbarkeit, die den Rekordmeister einst ausmachten, abhandengekommen seien.

Ein Bild spricht Bände – die Bayern-Führung mit Sportdirektor Salihamidzic (links oben), CEO Kahn (rechts oben) und Präsident Hainer (unten rechts).
Foto: Corbis via Getty Images
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Die «Abendzeitung» berichtet ebenfalls, dass die Stimmung an der Säbener Strasse so schlecht sei wie seit Jahrzehnten nicht. Kahn mangle es an Offenheit und Kommunikation. Die Kritik ist gross, Gerüchte über einen potenziellen Nachfolger gibts bereits.

Zu viel redet dagegen Salihamidzic – meinen zumindest die Spieler. So sei das Verhältnis zwischen der Mannschaft und der Führungsetage – Aufgabenbereich von Salihamidzic – «total gestört». Die Akteure verhalten sich immer vorsichtiger in vertraulichen Gesprächen aus Angst, dass Interna an die Öffentlichkeit gelangen.

«Machtmensch» Salihamidzic

Auch zwischen ihm und Kahn sei das Verhältnis «erkaltet», wie es der «Spiegel» formuliert. Mit den Abgängen von Kahn-Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge (67) und Ex-Präsident Uli Hoeness (71) habe sich Salihamidzic versucht zu emanzipieren, mit dem Resultat, dass man ihn nun zunehmend als «Machtmensch» betrachte. Er sei nicht mehr der «liebe, nette Brazzo», sagte er selbst im letzten Sommer gegenüber der «Zeit».

Hinzu kommen Spielertransfers, die nicht fruchten. Marcel Sabitzer (29) ist ein Beispiel, Douglas Costa (32) ein weiteres. Und der wohl prominenteste Flop: Sadio Mané (31). Als Superstar verpflichtet, blieb der Senegalese deutlich unter den Erwartungen. Ein Abgang im Sommer gilt als wahrscheinlich.

«
«Tuchel hat die Verunsicherung vergrössert.»
Lothar Matthäus (62), Fussball-Weltmeister von 1990
»

Und dann bleibt noch Coach Tuchel. Ende März übernahm er ein Team, das in allen drei Wettbewerben voll im Titelrennen war. Jetzt, zwei Monate später, haben die Münchner nur noch Chancen auf die Meisterschale – doch auch diese sind sehr gering.

Matthäus ledert gegen Tuchel

So oder so bekommt auch der Trainer sein Fett weg. Weltmeister Lothar Matthäus (62) sagt gegenüber «Bild», dass die Mannschaft unter Tuchel «noch schlechter» geworden sei. Einerseits sei jeder Spieler mit sich selbst beschäftigt. Andererseits: «Tuchel hat die Verunsicherung vergrössert, weil er auf seinen Pressekonferenzen, die mir etwas eigenartig vorkommen, immer davon redet, wie schwierig alles ist und was alles nicht funktioniert, statt sich vor die Mannschaft zu stellen.»

Kahn, Salihamidzic und Tuchel, das Trio infernale. Sollte der Titel wirklich nach Dortmund gehen, ist die Höllensaison des FC Bayern tatsächlich perfekt.

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag

Im Meisterrennen hat der BVB alles in den eigenen Füssen. Ein Sieg zuhause gegen Mainz und der neunte Meistertitel, der erste seit 2012, wäre sicher. Spielt Bayern auswärts in Köln Unentschieden, spielt es keine Rolle, wie die Partie in Dortmund ausgeht. Den Münchner können nur dann den Titel feiern, wenn sie gewinnen und der BVB seinerseits verliert oder die Punkte mit Mainz teilt.

Auch im Kampf um die Europacup-Plätze gibts noch einige Entscheidungen. Zwischen Union Berlin und Freiburg entscheidet sich, wer hinter Dortmund, Bayern und Leipzig als viertes Team in die Champions League einzieht. Das andere Team wird sicher in der Europa League spielen.

Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt verfolgen ein gemeinsames Ziel: Platz 6. Dieser berechtigt zur Teilnahme an den Playoffs zur Conference League.

Und auch der Abstiegskampf verspricht Spektakel. Hoffenheim kann nur noch auf den Relegationsplatz rutschen. Augsburg könnte rein rechnerisch noch direkt absteigen, die Tordifferenz zeigt jedoch auf, dass sich das Team von Ruben Vargas wohl auch eher vor dem Barrageplatz fürchten muss. So ermitteln wohl Schalke, Bochum und Stuttgart den zweiten Direktabsteiger neben Hertha Berlin.

Im Meisterrennen hat der BVB alles in den eigenen Füssen. Ein Sieg zuhause gegen Mainz und der neunte Meistertitel, der erste seit 2012, wäre sicher. Spielt Bayern auswärts in Köln Unentschieden, spielt es keine Rolle, wie die Partie in Dortmund ausgeht. Den Münchner können nur dann den Titel feiern, wenn sie gewinnen und der BVB seinerseits verliert oder die Punkte mit Mainz teilt.

Auch im Kampf um die Europacup-Plätze gibts noch einige Entscheidungen. Zwischen Union Berlin und Freiburg entscheidet sich, wer hinter Dortmund, Bayern und Leipzig als viertes Team in die Champions League einzieht. Das andere Team wird sicher in der Europa League spielen.

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Borussia Dortmund
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1. FC Heidenheim 1846
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Bayer Leverkusen
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Eintracht Frankfurt
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Werder Bremen
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Union Berlin
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FC Augsburg
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VfL Wolfsburg
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Borussia Mönchengladbach
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TSG Hoffenheim
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FSV Mainz
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VfL Bochum
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FC St. Pauli
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Holstein Kiel
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