Leverkusen-Coach ist in aller Munde
Xabi Alonso mauserte sich vom Zauberlehrling zum Magier

Xabi Alonso (42) sorgt bei seinem ersten grossen Trainerposten für Furore und steht mit Bayer Leverkusen vor dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Der aktuelle Erfolg hat viel mit seinem Wesen als Weltklassespieler zu tun.
Publiziert: 28.02.2024 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 22:21 Uhr
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Sebastian RiederSportreporter

Eleganter Mantel, Kragen oben. Pullover schwarz, manchmal auch braun – aus edlem Zwirn. Dazu ein paar weisse Sneakers. Er sieht aus, als wäre er einem Modekatalog entsprungen. Braver Seitenscheitel, Drei-Tage-Bart, leichter Rotstich. Zwei Falten über beiden Backen – besonders prägnant, wenn er lacht. Und das tut Xabi Alonso (42) als Trainer von Bayer Leverkusen in letzter Zeit oft.

33 Spiele in Serie ungeschlagen – als erstes Bundesliga-Team überhaupt. Ein dickes Polster von acht Punkten auf Bayern München. Vor der Brust den DFB-Pokal-Halbfinal gegen Fortuna Düsseldorf und im Achtelfinal der Europa League wartet Qarabag FK. Drei Titelchancen für einen Klub, der den unrühmlichen Namen Vizekusen endlich hinter sich lassen will.

Gefeiert in allen Gazetten geniesst Alonso die Lobhudelei – Fragen zur Rekordserie und die Aussicht auf seine erste Trophäe als Trainer aber ignoriert er. «Bis jetzt haben wir es gut gemacht. Wenn die erste Niederlage kommt, müssen wir mit der gleichen Mentalität zurückkommen. Das ist für mich das Wichtigste.»

Hat gut lachen: Xabi Alonso kann diese Saison mit Bayer Leverkusen gleich drei Titel holen.
Foto: Bayer 04 Leverkusen via Getty Images
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Turbulenzen auf dem Trainerkarussell

Alonso hat es geschafft, dass die Spieler nicht dem Reiz erliegen, in Euphorie zu verfallen. Einer von ihnen ist Mittelfeldmotor Granit Xhaka (31). «Xabi ist brutal ehrlich zu uns. Das ist sehr wichtig für uns in dieser Phase, in der uns alle loben, in der wir die Gegner dominieren. Es ist nicht so einfach, auf dem Boden zu bleiben, wenn du ständig hörst, wie gut du bist», sagt Xhaka gegenüber der «Sport Bild».

Der deutsche Boulevard überbietet sich seit Wochen mit Berichten zu Bayer und dessen Dirigent. Alonso als Erbe von Jürgen Klopp beim FC Liverpool? Oder als Nachfolger von Thomas Tuchel bei den Bayern? Die Wechselgerüchte wischt der Maestro mit einem Lächeln beiseite. «Für mich ist das kein Problem. Ich will mit diesem Team erfolgreich sein. Der Fokus liegt auf meiner Arbeit.»

Schon als Teenager fleissig, aber unauffällig

Die Beschreibung des Basken könnte den Buchdeckel seiner beeindruckenden Biografie zieren. Auf einem Bolzplatz am Stadtstrand von San Sebastián gross geworden, eifert Xabi mit seinen beiden Brüdern dem berühmten Vater Periko nach. Dieser wechselte als Nationalspieler von Real Sociedad zum grossen FC Barcelona, kehrte später wieder als Trainer zurück. «Mein grösstes Vorbild», sagt Xabi noch heute über seinen Papa.

Als Teenager wird Xabi dem Ruf des Vaters allerdings nicht gerecht. Zu schmächtig und schüchtern – weder schnell noch dribbelstark. Xabi geht auf dem Spielfeld unter. Aber die Liebe zum Fussball lässt den Widerstand wachsen – und mit ihm Xabi. Während der Pubertät überdeckt er seine Defizite mit gutem Stellungsspiel, beweist Auge und Antizipation. Fleissig poliert er sein Profil als Stratege im Mittelfeld.

Alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt

Kurz vor seiner Volljährigkeit folgt er dem älteren Bruder als Profi zu Real Sociedad. Mit 21 Jahren das erste Länderspiel mit Spanien – 2008 und 2012 Europameister – dazwischen auch noch Weltmeister. Er spielt je fünf Jahre für den FC Liverpool und Real Madrid. Mit beiden Klubs gewinnt er die Champions League. Bei Bayern München beendet er im Alter von 36 seine Karriere und kehrte als dreifacher Deutscher Meister nach Hause.

Im Gepäck das Gedankengut von ehemaligen Trainern wie Manuel Pellegrini, José Mourinho, Carlo Ancelotti und Pep Guardiola. In der Heimat angekommen, nimmt Alonso die Uefa-Pro-Lizenz in Angriff und startet als U14-Coach von Real Madrid. Nach nur einer Saison zieht es den Trainerlehrling zum Jugendverein in San Sebastián. Drei Jahre lang experimentiert er mit der Reserve von Real Sociedad in der dritten Liga, ehe er sich bereit fühlt für den grossen Schritt ins Ausland.

Alonso lenkt Xhaka wie ein Puppenspieler

Bayer Leverkusen ist 2022 in der Krise, als der Zauberlehrling nach der Entlassung von Gerardo Seoane das riskante Abenteuer wagt. Nach einem harzigen Start findet Alonso tatsächlich die richtige Formel und führt die Werkself von einem Abstiegsplatz in die internationalen Ränge. Etablierte Leistungsträger verlängern ihre Verträge – und es gelingt, Granit Xhaka von Arsenal zu verpflichten. Mit bester Empfehlung von Trainer Mikel Arteta – ein Jugendfreund von Xabi Alonso.

Die Verbindung schafft Vertrauen. Xhaka wird das zentrale Element im neuen Ballbesitzfussball von Bayer. Wie ein Puppenspieler lenkt Alonso seinen Anführer übers Feld. Noch nie hatte der Nati-Captain auf Klubebene so viel Einfluss auf ein Team. Das hat er allein Alonso zu verdanken. «Ich habe das Glück, auf dieser Position im zentralen Mittelfeld zu spielen wie er. Xabi war da einer der besten Spieler der Welt.»

Auch heute im Training noch unverkennbar: Täglich untermauert der 42-Jährige mit zauberhaften Pässen seine Anweisungen. «Xabi gibt stets wichtige Hinweise für bestimmte Spielsituationen, zur Positionierung und zur Körpersprache. Ich nehme sehr viel mit von ihm mit.» Bleibt nur die Frage: Wer ist der bessere Sechser? Für Xhaka keine Frage: «Xabi Alonso – ganz klar.»

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