Nach Rauswurf beim HSV
Jetzt spricht Nati-Star Johan Djourou!

Nati-Star Johan Djourou (30) zu seinem Rausschmiss beim Hamburger SV: «Ich habe es zu akzeptieren.»
Publiziert: 03.05.2017 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:03 Uhr
Schwierige Tage für Nati-Star Johan Djourou.
Foto: imago/Baering
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Andreas Böni

Johan Djourou, Sie sind suspendiert bis Ende Saison. Finden Sie es angebracht, wie der Hamburger SV mit Ihnen umgeht?
Johan Djourou:
Der Verein hat so entschieden und ich habe diesen Entscheid zu akzeptieren. Ich habe vor wenigen Wochen gesagt, dass ich bis zum letzten Tag meines Vertrags mit dem HSV alles für diesen Verein geben werde. Daran hat sich nichts geändert!

Wie hat der Verein respektive der Trainer es Ihnen gegenüber begründet?
Dass der Verein nun für die letzten drei kapitalen Spiele seine Energie bündeln möchte und daher den Kader verkleinert…

Sie haben viel Erfahrung im Abstiegskampf. Verstehen Sie die Massnahme?
Ich habe sie zu akzeptieren. Wenn der Verein mich braucht, dann bin ich sofort wieder für ihn da. Wir müssen unter allen Umständen den Abstieg verhindern. Diesem Ziel haben wir uns alle komplett unterzuordnen.

Am 9. Juni im Länderspiel auf den Färöern werden Sie kaum Spielpraxis haben. Ist das kein Problem?
Ich werde mit der zweiten Mannschaft von Hamburg trainieren und dem HSV in dieser Zeit vollständig zur Verfügung stehen. Selbstverständlich würde ich sehr, sehr gerne spielen und meinen Teamkameraden aktiv auf dem Platz helfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Ich muss mich nun dieser Herausforderung stellen. Dazu gehört mentale Stärke und Flexibilität. Ich bin überzeugt, dass ich das schaffen werde. Meine Erfahrung hilft mir sehr dabei.

Sie sind erst als Captain abgesägt worden und nun nicht mal mehr in Kader. Tut das weh?
Ja, sehr. Keine Frage. Fussball ist nicht nur ein Beruf für mich, sondern eine Berufung, meine grosse Leidenschaft und Liebe. Ich bin seit knapp vier Jahren in Hamburg. Ich identifiziere mich sehr mit diesem Klub und den Menschen dieser Region. Ich habe die Raute immer mit viel Stolz auf der Brust getragen. Klar, dass das Ganze nicht spurlos an mir vorbei geht.

Schmerzt es auch menschlich?
Ja, gerade menschlich. Ich habe viele sehr herausfordernde und schwierige Momente mit diesem Verein und seinen Fans erlebt. In meiner Zeit hatten wir acht verschiedene Trainer und drei verschiedene Sportdirektoren. Bei jedem Wechsel habe ich gelitten. Mir tat es menschlich immer sehr leid für diese Leute. Diese ganzen Erfahrungen und schwierigen Momente haben mich mit dem Verein unheimlich verbunden.

Hat Trainer Gisdol ein menschliches oder ein sportliches Problem mit Ihnen?
Diese Frage kann nur der Trainer beantworten.

Sie bezeichneten Ihre Absetzung als Captain als «fragwürdig» und sagten: «Der Trainer versuchte, das Problem an einen anderen Ort zu verschieben.» Stehen Sie heute immer noch zu dieser Kritik?
Ja. Das ist doch auch jetzt wieder zu beobachten. Würde ich mich nochmals so äussern? Nein. Das war ein Fehler, den ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte.

Ist es eine mutige Massnahme, einen eh schon degradierten Spieler rauszuwerfen?
Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass der HSV der 1. Bundesliga erhalten bleibt. Das ist alles was jetzt zählt!

Sie litten an Pfeifferschem Drüsenfieber. Sind Sie für den HSV zu schnell wieder eingestiegen?
Ich bin definitiv viel zu spät ausgestiegen. Das ist sicher. Ich habe über mehrere Wochen mit dieser Krankheit gespielt und voll trainiert, da mich der Verein unbedingt brauchte. Ich habe so lange gespielt bis ich einfach nicht mehr konnte. Dafür habe ich später mit vielen muskulären Verletzungen und Entzündungen leider Tribut zahlen müssen. Bis zu meiner Erkrankung war ich in der besagten Saison in der besten Form seit vielen, vielen Jahren. Das hat mir leider ein wenig den Rhythmus genommen. Aber es geht weiter. Ich komme zurück…

Ist der Rauswurf damit zu erklären, dass Sie den Vertrag nicht verlängerten?
Nein. Ganz sicher nicht.

Hätten Sie denn verlängert?
Ich mag diesen Verein sehr. Ich und meine Familie fühlen sich zudem in Hamburg sehr wohl. Was ich mir über die Jahre immer wieder gewünscht habe ist Stabilität, speziell in der Führung des Vereins und auf dem Trainerposten. Thorsten Fink hatte mich dazumal geholt. Er wollte mich unbedingt. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar. Kaum war ich jedoch da, war er leider schon wieder weg. Ich war vorher acht Jahre bei Arsenal London und durfte unter Arsène Wenger trainieren. Solch eine extreme Stabilität ist vielleicht im modernen Fussball nicht mehr möglich. So eine extreme Unstabilität wie ich sie beim HSV erleben musste aber definitiv auch nicht. Ich habe mir immer viel mehr Stabilität gewünscht. Mit dieser enormen Fluktuation sind keine nachhaltigen Erfolge möglich, weil man immer wieder von neuem bei Null beginnt. Das kostet enorm viel Kraft und Energie. In dem Sinne wünsche ich dem HSV enorm viel Stabilität für die Zukunft. Zugleich war das auch meine grösste Bedingung für eine mögliche Vertragsverlängerung…

Zuletzt gab es Gerüchte um einen MLS-Wechsel. Würden Sie in die USA wechseln oder hätten Sie dann Angst, die WM zu verpassen?
Wie Sie sagen… Gerüchte.

Sie haben sich auf Social Media gegen Unprofessionalitätsvorwürfe gewehrt. Was hat man Ihnen unterstellt?
Das gehört der Vergangenheit an. Ich möchte dieses Thema nicht wieder aufwärmen. Das ist weder für den HSV noch für mich gut. Man kann mir gerne vieles vorwerfen, aber nicht, dass ich nicht zu 100 Prozent professionell bin und mich nicht mit Haut und Haaren diesem Verein in den vergangenen vier Jahren verschrieben habe! Das ist haltlos und unakzeptabel! Damit ist das Thema aber auch erledigt.

Sie spielten noch nie in der Super League. Ist für Sie ein Wechsel in die Schweiz vorstellbar?
Ja klar. Die Schweiz ist meine Heimat.

Letzte Frage: Fühlen Sie sich als Sündenbock?
Wofür denn?! Die aktuelle Situation gilt es so zu akzeptieren. Ich möchte das Beste daraus machen. Nach hinten zu schauen, bringt nichts. Sieg und Niederlage, Höhen und Tiefen, das gehört zum Sport und zum Leben dazu. Es ist mein grosser Wunsch, dass meine Teamkollegen mit dem HSV den Klassenerhalt schaffen! Das ist jetzt das mit Abstand Wichtigste! Ich selbst werde mit meiner Familie aus dieser Situation auf jeden Fall gestärkt hinausgehen. Das ist sicher.

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