Christian Fassnacht über YB-Abschied
«Zum Glück war niemand da, als ich meinen Spind räumte»

«Mr. YB» Christian Fassnacht spricht über seine Tränen beim Abschied aus dem Wankdorf und über seinen Spektakel-Einstand bei Norwich City.
Publiziert: 15.08.2023 um 16:10 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Am Sonntag konnte Christian Fassnacht seine ehemaligen Teamkollegen beim 1:1 gegen Luzern nicht konzentriert verfolgen. «Ich war mit einigen Teamkollegen auf dem Golfplatz. Aber ich habe immer wieder auf dem Liveticker geschaut und YB die Daumen gedrückt», sagt er. 

Am Samstag beim 4:4-Spektakel gegen Southampton ein Tor erzielt, am Sonntag nach dem Auslaufen mit den neuen Teamkollegen beim Golfen: Es scheint, als habe sich Fassnacht bei Norwich City und in der Championship in wenigen Tagen gut eingelebt. «Ja», sagt er. «Es sind gute Jungs hier. Und auch die Art und Weise, wie Fussball gespielt wird, passt mir. Da ist sehr viel Tempo drin, eine hohe Intensität.»

Mit YB will er seine neue fussballerische Heimat aber nicht vergleichen. Das wäre nicht fair. In Bern verbrachte er sechs Jahre, feierte fünf Meister- und zwei Cup-Titel, war Publikumsliebling und Leader. Das Wankdorf wurde quasi zu seinem Wohnzimmer. «Bei YB wurde ich zu allen möglichen Themen um meine Meinung gefragt. Dass dies hier bei Norwich noch nicht so läuft, ist klar. Dennoch muss ich mich erst daran gewöhnen, mich nicht bei allem einbringen zu wollen.»

Ex-YB-Star Christian Fassnacht erzielte beim 4:4 am Wochenende gegen Southampton seinen ersten Treffer für Norwich City.
Foto: Keystone
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«Ich habe die eine oder andere Träne vergossen»

Fassnacht hätte sich auch vorstellen können, bis zum Karriereende bei YB zu bleiben. «Es war eine tolle Zeit, ich fühlte mich pudelwohl im Verein.» Deshalb ist dem Zürcher der Abschied auch sehr nah gegangen. «Ich habe die eine oder andere Träne vergossen. Zum Glück war niemand da, als ich meine Sachen aus meinem Spind geholt habe.» Auch als er sich via YB-TV von Mitspielern und Fans verabschiedet, kommen ihm die Tränen. 

Doch der Traum vom Ausland und der Wunsch, sich anderswo weiterzuentwickeln, waren grösser. Als Norwich anklopft, weiss er, dass er raus aus der Komfortzone will und den Schritt wagen muss. Immerhin wird er im November schon 30 – viele solche Chancen dürfte er nicht mehr kriegen. 

Dass es einige Leute nicht verstehen, warum er vom Schweizer Double-Gewinner und potenziellen Champions-League-Teilnehmer in die zweite englische Liga wechselt, kann er nachvollziehen. Für ihn aber macht es Sinn. «Ich will mich fussballerisch und menschlich weiterentwickeln», sagt er. Zudem sei Norwich City nicht irgendein Verein. «Vom Namen und vom Renommee her gehört er in die Premier League. Von der Infrastruktur müssen wir gar nicht reden. Die ist schlicht phänomenal.»

«Der Campus hier ist in einer anderen Liga!»

Die Bedingungen auf dem Campus? «In einer anderen Liga», schwärmt Fassnacht. «Unsere Trainingseinheit absolvieren wir zum Beispiel immer auf drei Plätzen. Sind wir gegen Ende des Trainings auf dem letzten Rasen, wird der erste bereits gemäht und gepflegt.»

Noch wohnt er im Hotel. Dies soll sich aber so bald wie möglich ändern. Spätestens wenn seine Frau Jennifer nachkommt, die zwei haben im Juni geheiratet, will er in seinen eigenen vier Wänden leben. Einige Wochen hat er noch, um was Passendes zu finden. 

Fassnacht hat bei Norwich City bis Sommer 2025 unterschrieben. Der Nati-Flügel soll dabei helfen, den Klub zurück in die Premier League zu schiessen. Am liebsten schon diese Saison.

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