Bachmayr stellt Hoeness bei der Jahresversammlung an den Pranger
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Mutig, mutig:Bachmayr stellt Hoeness an den Pranger

Er führte Bayern-Boss Hoeness vor
Bachmayr ist der mutigste Fan der Welt

Johannes Bachmayr führte Bayern-Boss Uli Hoeness auf der Jahreshauptversammlung vor. Nun wird der frühere Kreisliga-Kicker gefeiert. Hoeness will eine Entschuldigung.
Publiziert: 05.12.2018 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 11:25 Uhr
Die Angriffe hätten ihn «sehr, sehr getroffen», sagt Hoeness nach der Jahreshauptversammlung. Das sei nicht mehr sein FC Bayern.
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Michael Schifferle
Michael SchifferleReporter Sport

Am Dienstag ergreift noch mal Edmund Stoiber (77) das Wort, der frühere bayrische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat von 2002. Spitzname: das blonde Fallbeil. Stoiber sitzt auch dem Verwaltungsbeirat des FC Bayern vor. Einer mit seiner Vita ringt selten um Fassung. Diesmal tut ers. 

«Respektlos» sei's gewesen, «aggressiv und polemisch»: «Hier ging es um einen gezielten Angriff auf die persönliche Integrität und damit um die Beschädigung der Person Uli Hoeness.» 

Was er meint? Die Rede von Johannes Bachmayr auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern am vergangenen Freitagabend. Bachmayr? 33-jährig ist er, Oberbayer aus Hubenstein in der Gemeinde Taufkirchen im Landkreis Erding. Er hat BWL studiert, in der Kreisliga gekickt – und Hoeness vor der ganze Nation die Leviten gelesen!

«Natürlich war ich aufgeregt»

Mit weissen Shirt und schwarzer Lederjacke stellt er sich ans Mikrofon. Und zieht vom Leder: gegen die schlechte Transferpolitik, die Verbannung von Klubdenkmal Paul Breitner von der Ehrentribüne, die Kooperation mit Qatar Airways, den Umgang mit Trainer Niko Kovac – oder die Verpflichtung von Hasan Salihamidzic als Sportdirektor.

Bachmayer: «Ein Verein wie der FCB brauchte zwölf Monate, um einen Sportdirektor zu präsentieren. Das muss ja ein ausgeklügelter Auswahlprozess gewesen sein. Wohlüberlegt. Mit herausgearbeiteten Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofilen. Wir sind ja ein Topclub und hochprofessionell. Und dann wurde es Brazzo. Auswahlverfahren: Taxifahrt in China.»

«Das war ein Versuch, meinen tadellosen Ruf zu beschädigen»
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Hoeness spricht nach Kritik:«Das war ein Versuch, meinen tadellosen Ruf zu beschädigen»

«Natürlich war ich aufgeregt», sagt er der «TZ» danach. Das habe sich aber gelegt, als er die Reaktionen der mehr als 1500 anwesenden Mitglieder bemerkte. Sie hätten gespürt, dass er kein Selbstdarsteller sei, sondern dass es ihm um die Sache gehe.

Vor allem um Hoeness. Dem schleudert er entgegen: «Von Ihnen, Herr Hoeness, wird regelmäßig nachgetreten. Gegen Klinsmann, van Gaal, Nerlinger, Sammer, Costa, Bernat, ja sogar nach Heynckes war zu lesen, als Kovac kam, jetzt würde wieder richtig gearbeitet werden. Ist das das Bild eines Weltvereins im Umgang mit seinen ehemaligen Angestellten?»

«Gesagt, was gesagt werden musste» – Hoeness trotzig

Ebendieser Hoeness war Weltmeister, Vorzeige-Manager, ist erfolgreicher Präsident. Er baute eine Wurstfabrik auf, überlebte einen Flugzeugabsturz und sass wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis. Kein Tag, an dem er nicht im Wind steht. Shitstorms? Der Regelfall.

Seine Beliebtheit unter den Bayern-Fans kannte trotz Knast kaum Grenzen. 2016 wählten ihn die Mitglieder nach abgesessener Strafe mit 97 Prozent der Stimmen wieder ins Präsidenten-Amt. Nun bringt Bachmayr seine Welt ins Wanken. Die Angriffe hätten ihn «sehr, sehr getroffen», sagt er danach: Das sei nicht mehr sein FC Bayern. Eine Gespräch mit Bachmayr lehnt er strikt ab – «solange er sich nicht entschuldigt.» Unwahrheiten seien verbreitet worden.

Dabei war der Bayern-Chef früher Bachmayrs Idol. Als Hoeness 1999 zum «Unternehmer des Jahres» gewält wurde, habe er sich gefreut, «als hätten wir noch einen Titel gewonnen». Nun bricht er öffentlich mit seinem einstigen Vorbild. Und wird wegen seiner Courage zum Medienstar.

Das «Aktuelle Sportstudio» berichtete über ihn, News-Sendungen. Und das Magazin «Blickpunkt Sport» lud ihn gar ein. «Aber das werde ich nicht machen», sagt Bachmayr der «TZ». Er sei kein Mann für die Bühne. «Ich habe nur gesagt, was gesagt werden musste. Viel wichtiger ist jetzt, dass sich der Verein mit Kritik auseinandersetzt und sich wieder mit mehr Leuten austauscht – ohne Alleinherrscher.» 

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