Erdogan-Kumpel und einst sein Retter
Prügel-Präsident Koca ist in der Türkei kein Unbekannter

Und plötzlich geniesst Faruk Koca, Boss des türkischen Klubs Ankaragücü, grosse Bekanntheit. Wenn auch aus zweifelhaften Gründen. Bilder seiner brutalen Attacke auf einen Schiedsrichter gingen um die Welt. Aber wer ist dieser Prügel-Präsi überhaupt?
Publiziert: 12.12.2023 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2023 um 16:13 Uhr

Der türkische Fussball ist in Aufruhr. Schuld daran ist er: Faruk Koca (59), Präsident des türkischen Erstligisten Ankaragücü.

Am Montagabend attackiert er nach einem Liga-Spiel gegen Rizespor (1:1) Schiedsrichter Halil Umut Meler (37) brutal. Mit einem Faustschlag boxt er sein Opfer nieder, seine Schergen treten daraufhin auf den Ref ein, als er schon am Boden liegt.

Der Skandal schlägt hohe Wellen. Und hat ernsthafte Konsequenzen. Gemeinsam mit seinem Schlägertrupp wurde Koca bereits von der Polizei in Gewahrsam genommen. Als Reaktion auf den Vorfall hat der türkische Verband per sofort einen Unterbruch des Meisterschaftsbetriebs erwirkt. All das wegen eines einzelnen Mannes. Aber wer ist Prügel-Präsident Faruk Koca überhaupt? 

Mit dieser Szene erlangte er traurige Berühmtheit: Ankaragücü-Präsident Faruk Koca streckte am Montag einen Schiedsrichter nieder.
Foto: Anadolu via Getty Images
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Erdogan-Kumpel aus der Partei – und einst sein Retter

Geboren im Jahr 1964 in Ankara, gehörte Koca zu den Gründungsmitgliedern der Regierungspartei AKP. Die Stammpartei des türkischen Staatsoberhauptes Recep Erdogan repräsentierte er während zweier Perioden als Parlamentsabgeordneter in der grossen Nationalversammlung (2002-2007, 2007-2011).

Doch für seine Attacke auf den Schiedsrichter wird er jetzt selbst von seinem alten Partei-Kumpel Erdogan scharf verurteilt. Darüber hinaus droht ihm nun der Ausschluss aus der AKP. Ein entsprechender Antrag wurde an die Disziplinarabteilung der Partei gestellt.

Dabei war Koca jahrelang ein leidenschaftlicher Anhänger seiner politischen Gruppierung. Seine Hingabe für die AKP und dessen Aushängeschild Erdogan bewies er bei einem Zwischenfall im Jahr 2006, dank dem er nationale Bekanntheit erlangte. Damals erkrankte Erdogan und wurde in einem gepanzerten Fahrzeug zu einem Krankenhaus gefahren. Doch seine Leibwächter konnten ihn nicht zum Arzt bringen, da die Schlüssel im Gefährt liegengeblieben, die Türen aber verschlossen waren. Kurzerhand schritt Koca ein, der mit einem Vorschlaghammer bewaffnet die Scheiben zertrümmerte und Erdogan aus dessen vierrädrigem Gefängnis befreien konnte. 

Nicht die erste Prügel-Attacke

Im Jahr 2021 gewann der vierfache Familienvater die Wahl zum Präsidenten von MKE Ankaragücü, des Fussballklubs seiner Heimatstadt. Verrückt: Im Oktober 2022 wurde ihm der Fair-Play-Award in der Kategorie «Bester Präsident/Manager» verliehen. Und das, obwohl ihm schon einmal die Faust ausgerutscht ist. 

In seinem ersten Jahr als Klubboss soll Koca auf seinen damaligen Trainer Hikmet Karaman eingeschlagen haben. Das erzählt Karaman gegenüber «A Spor». «Faruk Koca hat mich mit der Faust angegriffen, als ich Ankaragücü trainierte. Ich habe es damals nicht erzählt, aber ich tue es jetzt.» Kurz darauf wurde der Coach vom Rüpel-Präsidenten entlassen. (sbe)

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