Ex-Tottenham-Star Reto Ziegler ist überzeugt
«London ist die Fussball-Hauptstadt!»

13 Profi-Klubs im Umkreis von wenigen Kilometern. In London ist ­Fussball Religion. Keiner weiss das besser als Reto Ziegler.
Publiziert: 29.12.2016 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:30 Uhr
Stefan Kreis

Sollte Reto Ziegler nach dem Ende seiner Karriere eine Biografie veröffentlichen, das Derby zwischen Tottenham und Arsenal hätte ein eigenes Kapitel verdient. «Ein unfassbares Spiel», sagt Ziegler. Damals, im November vor zwölf Jahren, verlor der heutige Sion-Verteidiger mit Tottenham 4:5. «Kurz vor Schluss habe ich den Anschlusstreffer vorbereitet!» Noch heute sind die Erinnerungen an die magische Atmosphäre präsent. «Die Stimmung ist mit nichts zu vergleichen, die Fussball­begeisterung ist enorm.» In ganz England, aber vor allem in London. «Die Fussball-Hauptstadt Europas», so Ziegler.

«Tottenham vs. Arsenal ist das wichtigste Spiel»

Vor allem zwischen Weihnachten und Neujahr! Während sich die meisten Ligen im Winterschlaf befinden, rollt auf der Insel der Ball. Am Boxing Day (26. Dezember) stiegen in den vier englischen Profi-Ligen 42 (!) Spiele, 11 davon mit Klubs aus London. Insgesamt tummeln sich 13 Profivereine im Umkreis von wenigen Kilometern, mit Arsenal, Tottenham, West Ham, Chelsea und Crystal Palace ist die Stadt mit fünf Premier-League-Vereinen vertreten (siehe Grafik).

Am meisten Zuschauer pilgern ins Emirates zum FC Arsenal, gefolgt von West Ham und Chelsea. «Das wichtigste Spiel ist trotzdem jenes zwischen Tottenham und Arsenal», sagt Ziegler. Seit 1887 treffen die beiden Klubs im Nordlondon-Derby auf­einander, in 184 Spielen haben die Spurs 55 und die Gunners 78 gewonnen.

Das wohl hitzigste Derby der Stadt ist jenes zwischen West Ham und Millwall, das seit 1993 aber nur siebenmal stattgefunden hat. Die Rivalität zwischen den beiden Klubs geht aufs 19. Jahrhundert zurück, beide Vereine wurden von Hafenarbeitern gegründet, kommts beispielsweise im Cup zum Duell, schlagen sich die Fans regelmässig die Köpfe ein. «Solche Gewaltausbrüche sind aber selten», sagt Ziegler.

Er selbst hat in seinen drei Jahren bei Tottenham – mit Unterbrüchen zwischen 2004 und 2007 – keine Ausschreitungen erlebt. «Die Zuschauer haben den Spielern und den gegnerischen Fans Respekt gezeigt. Sie sind wegen dem Fussball ins Stadion gekommen und nicht, um sich zu prügeln.»

Das sei in der Türkei oder in Italien beispielsweise anders gewesen, so der ehemalige Fenerbahce- und Juve-Verteidiger. «Dort herrscht eine andere Kultur, dort gibt es noch Ultra-Bewegungen, die in England verschwunden sind.» Im Mutterland des Fussballs stehe der Sport an erster Stelle, nicht umsonst gilt die Premier League als attraktivste Liga der Welt.

Auch wenn ein 9-Tore-Spiel wie damals vor zwölf Jahren zur Seltenheit gehören.

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