«Bin angewidert und verletzt»
Fan-Wut bei Sunderland – Schweizer Klubboss sagt Sorry

Das Derby zwischen Newcastle und Sunderland zählt zu den brisantesten im englischen Fussball. Das dürfte auch am Samstag in der 3. Runde des FA Cups so sein – eine Aktion sorgt schon im Vorfeld für Zunder.
Publiziert: 05.01.2024 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2024 um 20:12 Uhr
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Cédric HeebRedaktor Sport

Nach acht Jahren ist es am Samstag wieder so weit: Newcastle United und der AFC Sunderland treffen im Rahmen des FA Cups aufeinander. Das Tyne-Wear-Derby symbolisiert eine der grössten Rivalitäten im englischen Fussball, das immer wieder für Krawall und Ausschreitungen sorgt.

1990 stürmten etwa Newcastle-Fans im Halbfinal der Aufstiegsplayoffs beim Stand von 0:2 das Spielfeld, um einen Spielabbruch und eine Neuansetzung zu provozieren – erfolglos. 2001 wurden nach Scharmützel insgesamt 160 Menschen festgenommen. Der Hass regiert im Duell der beiden nordostenglischen Klubs, deren Stadien nur 17 Kilometer voneinander entfernt sind.

So entstand die Rivalität zwischen Newcastle und Sunderland

Das Tyne-Wear-Derby ist nach den beiden Flüssen benannt, die durch die nur wenige Kilometer voneinander entfernten Städte Newcastle (Tyne) und Sunderland (Wear) fliessen. Erste Rivalitäten zwischen den zwei Städten gehen zurück auf den britischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1651. Damals kämpften die Royalisten, Unterstützer von König Karl I. (1600–1649), gegen die Parlamentarier, die für die englische Regierung einstanden. In Newcastle waren vornehmlich Royalisten ansässig, die im Gegensatz zur parlamentarischen Wearside in den Genuss zahlreicher Vorteile gekommen sind.

Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts krachten die beiden Gemeinschaften erneut aufeinander, als es um die Rückkehr der schottischen Familie Stuart auf den britischen Thron ging. König Jakob II. (1633–1701) – Sohn von Karl I. – wurde 1688 vom Thron vertrieben, da in diesem Jahr James Francis Edward Stuart (1688–1766) geboren wurde, der katholische Thronfolger. Jakobs Tochter Maria II. (1662–1694) und ihr Mann Wilhelm von Oranien (1650–1702) wurden gekrönt. Die Jakobiten, wozu auch der Grossteil der Menschen in Sunderland gehörten, setzten sich in den 1690er-Jahren dann für eine Rückkehr von James II. und später seinem Sohn ein. Die Bevölkerung Newcastles hielt dagegen zum Haus Hannover, das dann ab 1714 bis 1901 auf dem Thron sass.

Die fussballerische Rivalität begann zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Klubs 1883 erstmals aufeinandertrafen, Sunderland gewann die FA-Cup-Partie 2:0. 1901 kam es zur ersten grossen Auseinandersetzung, als 120'000 Fans in ein Stadion mit der Kapazität von 30'000 Zuschauer gehen wollten. Das Spiel musste abgesagt werden, weshalb es zu Aufständen kam, die zu verletzten Fans führten. Vor, zwischen und nach den beiden Weltkriegen blieb es grösstenteils ruhig, gegen Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts gab es aber wieder häufiger Krawall-Szenen.

Das Tyne-Wear-Derby ist nach den beiden Flüssen benannt, die durch die nur wenige Kilometer voneinander entfernten Städte Newcastle (Tyne) und Sunderland (Wear) fliessen. Erste Rivalitäten zwischen den zwei Städten gehen zurück auf den britischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1651. Damals kämpften die Royalisten, Unterstützer von König Karl I. (1600–1649), gegen die Parlamentarier, die für die englische Regierung einstanden. In Newcastle waren vornehmlich Royalisten ansässig, die im Gegensatz zur parlamentarischen Wearside in den Genuss zahlreicher Vorteile gekommen sind.

Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts krachten die beiden Gemeinschaften erneut aufeinander, als es um die Rückkehr der schottischen Familie Stuart auf den britischen Thron ging. König Jakob II. (1633–1701) – Sohn von Karl I. – wurde 1688 vom Thron vertrieben, da in diesem Jahr James Francis Edward Stuart (1688–1766) geboren wurde, der katholische Thronfolger. Jakobs Tochter Maria II. (1662–1694) und ihr Mann Wilhelm von Oranien (1650–1702) wurden gekrönt. Die Jakobiten, wozu auch der Grossteil der Menschen in Sunderland gehörten, setzten sich in den 1690er-Jahren dann für eine Rückkehr von James II. und später seinem Sohn ein. Die Bevölkerung Newcastles hielt dagegen zum Haus Hannover, das dann ab 1714 bis 1901 auf dem Thron sass.

Die fussballerische Rivalität begann zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Klubs 1883 erstmals aufeinandertrafen, Sunderland gewann die FA-Cup-Partie 2:0. 1901 kam es zur ersten grossen Auseinandersetzung, als 120'000 Fans in ein Stadion mit der Kapazität von 30'000 Zuschauer gehen wollten. Das Spiel musste abgesagt werden, weshalb es zu Aufständen kam, die zu verletzten Fans führten. Vor, zwischen und nach den beiden Weltkriegen blieb es grösstenteils ruhig, gegen Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts gab es aber wieder häufiger Krawall-Szenen.

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Diverse Schriftzüge überschrieben

Und jenes des Zweitligisten Sunderland, das Stadium of Light, wo das Derby stattfindet, wurde mit Newcastle-Schriftzügen verunstaltet – genauer gesagt die Black Cats Bar. Dies ist ein exklusiver Hospitality-Bereich im Stadion, zu dem Sunderland-Verantwortliche 750 der rund 6000 erwarteten Newcastle-Fans Zutritt gewährten. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Das Tyne-Wear-Derby zwischen Newcastle (hier Damien Duff, r.) und Sunderland (George McCartney, l.) ist bekannt für hitzige Duelle.
Foto: AP
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Der Supporter-Verein der Magpies zeigt auf X den Sunderland-Slogan «Keep the red flag flying high», der überklebt wurde. Zu lesen war stattdessen: «Keep the black and white flying high.» Zu Deutsch: «Haltet die schwarz-weisse Fahne hoch.» Auch zu sehen war der durchgestrichene Spruch «Ha'way», was so viel wie «Auf gehts» bedeutet, der durch die Newcastle-Version «Howay» ersetzt wurde.

Schweizer Klubboss Dreyfus reagiert auf Fan-Wut

Zu viel für die Fans. Ein AFC-Fan-Magazin schreibt: «Wir sind absolut entsetzt. Der Schaden ist angerichtet.» Die Zeitung «Sun» zitiert einen Anhänger: «Entlasst die ganze verdammte Führung, das ist beschämend.» Damit spricht er unter anderem Kyril Louis-Dreyfus (26) an, den schweizerisch-französischen Klubbesitzer. Seit 2020 hält der Sohn des verstorbenen Robert Louis-Dreyfus (1946–2009, Ex-Besitzer von Olympique Marseille) 64 Prozent der Anteile.

Angesichts der übermässigen Fan-Wut sah sich der gebürtige Zürcher zu einem Statement gezwungen. In diesem zeigt auch er sich enttäuscht von den Vorkommnissen. «Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die in Verbindung zu Sunderland stehen. Wie unsere Fans war auch ich angewidert und verletzt von den unangebrachten Schildern, die mittlerweile abgehängt wurden», sagt der Milliardär.

Das erste Tyne-Wear-Derby für Nati-Verteidiger Fabian Schär (32) ist die 86. Ausgabe des Duells der Erzrivalen (Anpfiff 13.45 Uhr). Letztmals trafen sie am 20. März 2016 in der Premier League aufeinander, das Spiel endete 1:1. Newcastle wartet seinerseits seit August 2011 auf einen Sieg.

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