Foto: Patrick B. Kraemer

Fringer erinnert sich an gemeinsame Zeiten
«Löw hat geheult wie ein Schlosshund»

Kaum einer kennt Jogi Löw (61) länger als Rolf Fringer (64). Hier erinnert sich die Trainer-Legende an gemeinsame Zeiten.
Publiziert: 10.03.2021 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2021 um 16:17 Uhr
Stefan Kreis

Jogi Löw hört nach der EM auf, das Ende einer Ära! Für Rolf Fringer, der Löw schon seit drei Jahrzehnten kennt, eine nachvollziehbare Entscheidung: «Ich finde es gut, dass er freiwillig geht. So kann er sein Gesicht in der Öffentlichkeit wahren. Und sein Erfolg wird ihm gegönnt, unabhängig davon, wie Deutschland an der EM abschneiden wird.»

Dass Löw zum erfolgreichsten Bundestrainer aller Zeiten wird, hat auch mit Fringer zu tun. Der coachte Löw Ende der Achtziger, Anfang Neunziger beim FC Schaffhausen. «Wir führten stundenlange Gespräche über Taktik. Er war schon als Spieler unglaublich neugierig. Er kannte damals aus Deutschland das 3-5-2-System mit Manndeckung. Da gings in erster Linie darum, das Spiel zu zerstören. Die Besten waren jene wie Buchwald und Kohler, die draufgehauen haben», erinnert sich Fringer.

Damals hatte die Schweiz in taktischer Hinsicht einen Vorsprung auf Deutschland. «Wir haben, weil wir in der Schweiz individuell nicht so gut waren, schon früh ins Ausland geschaut. Nach Holland, die mit ihrer Abseitsfalle erfolgreich waren, nach Italien, wo unter Sacchi schon damals ein 4-4-2 mit einem extremen Pressing praktiziert wurde.»

Kennen sich seit drei Jahrzehnten: Rolf Fringer (l.) und Jogi Löw.
Foto: A.J. Geisser
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Löw, der Revolutionär

Löw habe dieses Wissen aufgesagt und den Fussball in Deutschland revolutioniert. Fringer: «Er installierte Innenverteidiger, die das Spiel von hinten heraus gestalten. Und er machte geniale Techniker wie Götze und Özil zu seinen wichtigsten Spielern. Er entwickelte den Fussball. Von der Zerstörung zur Kreativität. Der Gipfel war der WM-Sieg 2014.»

Und wie war Löw als Spieler? «Sehr ballsicher. Einer wie Toni Kroos. Eine Art Spielmacher. Einer, der sich die Bälle holte, sie forderte, torgefährlich war. Im heutigen Fussball wäre er ein Achter.» Als Typ sei Löw «sehr ehrgeizig» gewesen, sagt Fringer: «Top professionell, ein Vorbild, er war nicht umsonst mein Captain. Ich kann mich erinnern, dass wir mit Schaffhausen wegen zwei Toren nicht aufgestiegen sind – er hat in der Kabine geheult wie ein Schlosshund.»

Damals hätte wohl kaum einer gedacht, dass Löw einst zum erfolgreichsten Bundestrainer der Geschichte aufsteigen würde.

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