Dieses Fehlverhalten führte bei Forte zum Platzverweis
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Hier ist der Video-Beweis:Dieses Fehlverhalten führte bei Forte zum Platzverweis

Hotelzimmer und Metro-Tickets
Denkwürdige Schweizer Trainer-Debüts

Uli Forte wird gleich im ersten Spiel als Bielefeld-Coach auf die Tribüne verbannt. Auch andere Schweizer Trainer machten besondere Erfahrungen bei ihren Premieren im Ausland.
Publiziert: 23.07.2022 um 11:03 Uhr
Marco Pescio und Christian Finkbeiner

Uli Forte guckt verdutzt, als der Schiedsrichter ihm am Samstag im Startspiel gegen Sandhausen (1:2) plötzlich die Rote Karte zeigt. Spielverzögerung, ab auf die Tribüne! Forte hat den Ball im Hochspringen zurück ins Spielfeld geworfen, worauf der Ref dies als Unsportlichkeit taxiert, weil Sandhausen just in jenem Moment mit einem Einwurf das Spiel schnell machen will.

Kurios: Ein paar Tage später wird zurückgerudert. Das Sportgericht des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) spricht Forte wieder frei. Die TV-Bilder entlasten ihn. Ein Fehlverhalten sei nicht auszumachen, er habe nur helfen wollen. Also: doch keine Sperre.

Forte ist nicht der einzige Schweizer Coach, der bei einem Ausland-Engagement für eine spezielle Premiere sorgt.

Begeisterung bei der Vorstellung: René Weiler wird 2019 in Kairo als Trainer von Al-Ahly euphorisch empfangen.
Foto: Zvg
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Thomas Häberli, Nationalmannschaft Estland

Estland startet in die WM-Qualifikation gegen Tschechien – und Thomas Häberli sitzt in seinem Hotelzimmer fest. So geschehen im März 2021, als der frühere Luzern-Coach sein Debüt als Estlands Nationaltrainer wegen eines Corona-Ausbruchs verpasst. Häberli muss wie der Grossteil des Teams in Isolation. Alleine im Einzelzimmer! Da fast die ganze Mannschaft ausfällt, muss der Verband kurzfristig eine neue, unerfahrene Truppe zusammenwürfeln, die gegen Tschechien prompt mit 2:6 untergeht. Häberlis Coaching aus dem Hotel? Bringt wenig.

René Weiler, Al Ahly Kairo

Einmal durch halb Afrika! René Weilers erstes Spiel als Coach des ägyptischen Spitzenklubs Al Ahly ist ein Mega-Trip. Von der Millionen-Metropole Kairo gehts nach Äquatorialguinea. «Die erste elfstündige Reise», sagt Weiler damals zu Blick. Weitere folgen. Auch der Abgang Weilers knapp 14 Monate später ist spektakulär: Trotz des Meistertitels und der Aussicht auf den Gewinn der Champions League macht er von einer Ausstiegsklausel Gebrauch und verlässt aus familiären Gründen Ägypten fluchtartig.

Andere Schweizer sorgten bereits bei ihrer Vorstellung für Schlagzeilen:

Hanspeter Latour, 1. FC Köln

In der Schweiz hat Hanspeter Latour schon längst Kult-Status erreicht, als Anfang Januar 2006 die Bundesliga ruft. Der hemdsärmelige Berner Oberländer sorgt bei der Vorstellung mit flotten Sprüchen für den einen oder anderen Lacher. «Wenn ich meinen Kontrakt anschaue, glaube ich, dass es noch Luft für den einen oder anderen Transfer hat.» Dies kommt in der Medienstadt Köln gut an. Der Express nennt ihn den «Kölner Bergdoktor» - und: «Er ist der Mann, der den müden Kölner Kickern Beine machen kann.» Gut zehn Monate später ist Latour beim «Effzeh» wieder Geschichte.

Christian Gross, Tottenham Hotspur

Ebenfalls legendär ist die Ankunft von Christian Gross in London, als er Ende November 1997 als Trainer von Tottenham vorgestellt wird. Der Zürcher hält sein Metro-Ticket in die Luft und strahlt. «Ich hoffe, es ist das Ticket meiner Träume», sagt er in Englisch mit breitem Schweizer Akzent. Er sei vom Flughafen Heathrow mit der «Underground» an die White Hart Lane gefahren. «So, wie es die Fans auch tun werden.» Gross' Auftritt kommt bei den Medien nicht gut an. Und auch die Spieler und Fans werden mit dem Schweizer nie richtig warm. Gut neun Monate später ist er wieder weg.

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