Harry Gregg – Held des München-Desasters – ist tot
Als der beste Goalie der Welt Menschen aus dem Wrack zog

Das Flugzeug-Desaster von München ging als eine der grössten Tragödien in die Geschichte des Weltfussballs ein. Mittendrin: der damalige ManUtd-Goalie Harry Gregg, der am Sonntag im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
Publiziert: 18.02.2020 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2020 um 20:16 Uhr
ManUtd-Legende Harry Gregg (r.) rettete unter anderem Sir Bobby Charlton (l.) das Leben. Am Sonntag verstarb der nordirische Goalie.
Foto: Keystone
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«Lauf, du dummer Bastard!», hallt es am 6. Februar 1958 durch das dichte Schneegestöber über dem Riem-Flughafen bei München. Nur wenige Augenblicke nach dem fatalen Desaster herrscht ein undenkbares Chaos.

Eine Chartermaschine der British-European-Airways 609 crasht nach dem dritten Startversuch mit fast 200 km/h am Ende der vereisten Piste durch die Absperrung in ein Haus und in Bäume. Das Flugzeug bricht auseinander und droht, zu explodieren. An Bord: die gesamte Mannschaft von Manchester United, auf dem Heimweg von einem Spiel in Belgrad.

«Da sind noch lebende Menschen drin!»

Es ist United-Goalie Harry Gregg, damals 25 Jahre jung, der angeschrien wird. Vom Piloten, der gerade aus dem Wrack kletterte. «Lauf, du dummer Bastard! Das Flugzeug wird explodieren!» Doch der damals wohl beste Goalie der Welt läuft nicht weg. Im Gegenteil: Eines der grössten Dramen der Fussball-Geschichte findet einen Helden. «Kommt, Leute, da sind noch Menschen drin!», schreit Gregg zurück – und setzt an zur Rettungstat seines Lebens.

Der Nordire, der sich gerade mit seiner Mannschaft, den nach Trainer Matt Busby benannten «Busby Babes», gegen Roter Stern Belgrad für den Halbfinal der damaligen Champions League 1958 qualifzierte, hatte sich nach dem Startcrash über Leichen von Freunden kletternd aus dem Flugzeug befreit, indem er ein Loch in die Wand trat.

Gregg rettet Baby und Teamkollegen

Wer rauskam, versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Der 1,88 m grosse Gregg aber dreht sich um, kehrt zurück und beginnt, Schwerverletzte aus dem Wrack zu ziehen. Er hört ein Baby schreien, welches er packt und in Sicherheit bringt, gefolgt von der schwangeren Mutter.

Dann beginnt er, weitere regungslose Menschen an den Gürteln zu packen und sie rauszuziehen, so die Teamkollegen Bobby Charlton, Dennis Viollet, Jackie Blanchflower und Trainer Busby.

Sir Bobby letzter Überlebender

Am letzten Sonntag ist Harry Gregg verstorben. Der Held des tragischen Desasters von München wurde 87 Jahre alt. Sir Bobby Charlton (82) ist somit der letzte Überlebende des Dramas, das damals die gesamte Fussballwelt erschütterte und bei dem 23 der 44 Passagiere ihr Leben verloren. Darunter acht Spieler von Manchester United, drei Staff-Mitglieder und acht mitgereiste englische Journalisten. Es wären mehr Todesopfer zu beklagen gewesen ohne den heldenhaften Mut und die Kraft von Harry Gregg.

Ein Held wollte Gregg allerdings nie sein. Schon 13 Tage nach dem unfassbaren Unglück steht er wieder zwischen den Pfosten, hält beim 3:0-Sieg gegen Sheffield Wednesday seinen Kasten sauber.

So kurz darauf wieder auf dem Platz zu stehen, habe ihn davor gerettet, den Verstand zu verlieren, wie er später erzählt. Der Fussball half ihm, das Drama zu verarbeiten. Bei der WM in Schweden im Sommer darauf wird er zum besten Goalie des Turniers gewählt. Doch die Tragödie lässt ihn nie mehr los.

Psychische Qualen

«Für jene, die den Crash überlebten waren die psychischen Qualen die schlimmsten Verletzungen. Wir alle hatten einen konstanten Kampf gegen die Trauer, die Schuld und Verbitterung», so Gregg später. «Über Jahrzehnte hing eine dunkle Wolke über mir. Ich wurde immer als Held von München betitelt. Aber die Schuld des Überlebens machte es mir immer schwer, mit diesem Titel zu leben.»

Am Montagabend trugen die Spieler von Manchester United beim 2:0-Sieg an der Stamford Bridge gegen Chelsea Trauerflor. Klub-Legende Charlton, der nach der Rettung durch Gregg 1966 Weltmeister mit England wurde: «Ich bin so stolz, dass ich ihn Teamkollege nennen durfte. Er wird für immer als grosser Held und einer der grössten Namen der Geschichte in Erinnerung bleiben. Es ist unglaublich, dass er nur 13 Tage danach wieder im Tor stand. Ein leuchtendes Licht – auf und neben dem Platz.» (wst)

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Chelsea FC
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Aston Villa
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Brighton & Hove Albion
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