WM-Stars in die Wüste?
Scheichs wollen jetzt auch Frauen verpflichten

Nachdem mittlerweile beinahe täglich ein Star aus Europa in die Wüste wechselt, bläst Saudi-Arabien auch im Frauenfussball zum Grossangriff. Nur: Wie soll das zusammenpassen?
Publiziert: 07.08.2023 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2023 um 17:04 Uhr

Saudi-Arabien ist längst eine Gefahr für den europäischen Fussball. Mit Unsummen schmeisst es um sich, verpflichtet hochveranlagte Spieler und Funktionäre, um eine Top-Liga in der Wüste aufzubauen. Sogar Spieler für die 3. Liga werden aus dem Ausland angelockt.

Das alles soll aber nur ein kleiner Teil des grossen Wahnsinns sein. Im Zuge der Vision 2030 – die zum Ziel hat, das Land bis 2030 grundlegend zu «erneuern», um das Image aufzupolieren – sollen neben den männlichen Top-Stars auch die besten Fussballerinnen der Welt in die Wüste kommen.

«Vier, fünf Weltklassespielerinnen ...»

«Ich will nicht zu viel verraten, aber es gibt Gerüchte, dass ungefähr vier, fünf Weltklassespielerinnen, die auch an der WM teilnehmen, nach Saudi-Arabien gehen», sagt Monika Staab im Sportpodcast «Players». Staab ist Deutsche und arbeitet seit 2021 in Saudi-Arabien als Entwicklungshelferin im Fussball und als Trainerin. Sie gilt als Pionierin.

Fussballerinnen sollen bald den Weg nach Saudi-Arabien einschlagen. Lia Wälti (Mitte) gegen Spaniens Alexia Putellas.
Foto: freshfocus
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Dass ausgerechnet ein Land wie Saudi-Arabien – eines der frauenfeindlichsten Länder der Welt – den Frauenfussball fördern will, ist sehr speziell und widersprüchlich. Das Land steht wegen eklatanten Menschenrechtsverletzungen immer wieder in der Kritik. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind im Wüstenstaat noch immer tabu und werden mit Gefängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe bestraft.

Frauen-Rechte sollen überarbeitet werden

Nun sind gerade die Fussballerinnen die Tabubrecher, wenns um Ausdruck ihrer sexuellen Ausrichtungen geht. Und sie haben auch kein Problem, sich politisch zu äussern, gerade wenns um Menschenrechte geht. Darum ist es momentan schwierig, sich vorzustellen, dass Top-Spielerinnen nur wegen des Geldes nach Saudi-Arabien wechseln.

Staab aber betont, dass Saudi-Arabien in den letzten Jahren viel für die Frauen getan habe. Wobei «viel» im Vergleich zu anderen Ländern wie Kinderschritte daherkommen: Erst seit 2018 dürfen Frauen in Saudi-Arabien Autos steuern und ins Stadion gehen, um Fussballspiele zu schauen.

Mehr Gesetzesänderungen sollen bis 2030 folgen – und damit auch die Profi-Spielerinnen, um eine attraktive Liga auf die Beine zu stellen. Die Womens Premier League in Saudi-Arabien wurde erst vor kurzem gegründet und startete im Oktober 2022 mit acht Teams in die Saison. (par)

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