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Kevin Mbabus Neustart in Dänemark
«Nur weil ich hier bin, ist die Nati nicht vom Tisch»

Der Schweizer Verteidiger Kevin Mbabu hat bei Midtjylland in Dänemark eine neue Heimat gefunden. Der 29-Jährige spricht im Interview über seinen neuen Klub, den Transfersommer, Titelambitionen und Nati-Enttäuschungen.
Publiziert: 28.09.2024 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2024 um 21:32 Uhr

Auf einen Blick

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Kevin Mbabu sucht seit Sommer sein Glück bei Midtjylland.
Foto: imago/Eibner
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Bastien Feller
Bastien Feller

90 Minuten lang stand Kevin Mbabu (29) am Mittwoch beim Europa-League-Auftakt und 1:1-Unentschieden zwischen Midtjylland und Hoffenheim auf dem Platz. Über drei Jahre ist es her, dass der Schweizer Aussenverteidiger sich auf Europas grossen Bühnen zeigen konnte – mit Wolfsburg in der Champions League. Seither ist viel passiert.

Ein unglücklicher Wechsel zu Fulham in die Premier League, Leihen zu Servette und Augsburg sowie die grosse Enttäuschung, als er es im Sommer nicht ins EM-Kader der Nati schaffte. Jetzt hat Mbabu ein neues Abenteuer in Dänemark begonnen. Blick trifft den 29-Jährigen zum Interview im hochmodernen Trainingscenter des dänischen Meisters Midtjylland.

Blick: Servette, Newcastle, Glasgow, Young Boys, Wolfsburg, Fulham, Augsburg und jetzt Midtjylland – interessiert sie der Süden Europas nicht?
Kevin Mbabu:
(Lacht) Ich habe ein paar Mal versucht, dorthin zu wechseln. Einmal wollte der Verein mich nicht gehen lassen, in diesem Sommer habe ich selbst ein Angebot aus Spanien abgelehnt.

Warum Midtjylland in Dänemark?
Der gesamte Verein hat sich sehr um mich bemüht. Sie suchten im Sommer einen Spieler mit einem Profil, das man in Dänemark nicht oft sieht, der den jungen Spielern helfen kann. Das war etwas, wonach ich gesucht habe. Die Möglichkeit, Titel zu gewinnen und europäische Spiele zu bestreiten, ist ebenfalls ein grosser Pluspunkt. Es ist eine gute Mischung.

Hat sich Ihr Ex-Klub YB mal erkundigt nach Ihnen?
Sie haben mich kontaktiert, aber nicht, um mich zurückzuholen. Sie wollten Informationen über einen Spieler. Ich habe ab und zu Kontakt mit Christoph Spycher. Wir haben eine sehr gute Beziehung – auch mit Steve von Bergen. Aber es ist derzeit kein Thema, zumal auf meiner Position Lewin Blum spielt.

Das ist Kevin Mbabu

Kevin Mbabu ist am 19. April 1995 in Chêne-Bougeries GE geboren. Der Rechtsverteidiger startete seine Karriere bei Servette, wo er bereits im Alter von 17 Jahren in der Super League debütierte. Es folgte 2013 ein Transfer zu Newcastle United in die Premier League. Nach schwierigen Jahren sowie einer Leihe zu den Glasgow Rangers kam Mbabu 2016 in die Schweiz zurück, wo er bis 2019 bei YB gespielt hatte und zwei Meistertitel feierte. Es folgt ein Wechsel zum VfL Wolfsburg, 2022 kam es zum zweiten Versuch in der Premier League bei Fulham. Dort konnte er sich aber nie durchsetzen, wurde nach einem halben Jahr an Servette verliehen und im Sommer 2023 für ein Jahr zum FC Augsburg. Im August 2024 wechselte zum FC Midtjylland nach Dänemark. Im Nationalteam durchlief Mbabu ab der U16 alle Altersstufen und feierte im September 2018 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft der Schweiz.

Kevin Mbabu ist am 19. April 1995 in Chêne-Bougeries GE geboren. Der Rechtsverteidiger startete seine Karriere bei Servette, wo er bereits im Alter von 17 Jahren in der Super League debütierte. Es folgte 2013 ein Transfer zu Newcastle United in die Premier League. Nach schwierigen Jahren sowie einer Leihe zu den Glasgow Rangers kam Mbabu 2016 in die Schweiz zurück, wo er bis 2019 bei YB gespielt hatte und zwei Meistertitel feierte. Es folgt ein Wechsel zum VfL Wolfsburg, 2022 kam es zum zweiten Versuch in der Premier League bei Fulham. Dort konnte er sich aber nie durchsetzen, wurde nach einem halben Jahr an Servette verliehen und im Sommer 2023 für ein Jahr zum FC Augsburg. Im August 2024 wechselte zum FC Midtjylland nach Dänemark. Im Nationalteam durchlief Mbabu ab der U16 alle Altersstufen und feierte im September 2018 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft der Schweiz.

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Gemäss unseren Informationen waren Vereine aus grossen Ligen interessiert. Was ist schiefgelaufen?
Mehrere Faktoren. Ein holländischer Verein war sehr interessiert, aber hat sich mit der Entscheidung Zeit gelassen. Ich wollte in der letzten Woche des Transferfensters kein Risiko eingehen und habe das Angebot von Midtjylland angenommen.

Sie haben in Augsburg eine gute Saison in der Bundesliga gespielt. Sind Sie enttäuscht, dass es nicht mit einem Klub in einer der fünf Topligen geklappt hat?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr glücklich hier. Die Arbeitsbedingungen sind hervorragend. Nicht viele Klubs in Europa haben so ein modernes Trainingszentrum. Und ich möchte mit dieser Mannschaft um Titel spielen – darauf freue ich mich.

Wie haben Sie sich in Dänemark eingelebt?
Sehr gut. Ich wurde von allen sehr herzlich empfangen. Es ist ein sehr familiärer und offener Verein. Ich habe mich gut ins Team integriert. Es ist eine junge Gruppe, aber mit grossem Potenzial. Ich brauche noch ein paar Wochen, um wieder in Topform zu kommen, aber ich bin auf dem richtigen Weg.

Ihr Trainer, Thomas Thomasberg, bezeichnet Sie als Führungsspieler. Nach zwei unbefriedigenden Vertragsjahren bei Fulham sicher Balsam für die Seele.
Natürlich, vor allem für das Selbstvertrauen. Sie haben mich auch deswegen geholt, wegen dem, was ich ausserhalb des Spielfelds einbringen kann: jungen Spielern helfen, meine Erfahrung teilen. Ich versuche, mit allen zu sprechen. Das läuft sehr gut. Ich beginne auch Spanisch zu lernen, da es mehrere spanischsprachige Spieler gibt. Wir verstehen uns gut, aber manchmal ist die Kommunikation schwierig.

Sie lernen Spanisch in Dänemark? Was ist mit Dänisch?
Ich versuche, jeden Tag ein neues Wort zu lernen. Aber es ist keine einfache Sprache. Sie ist ziemlich monoton. Wenn die Leute sprechen, klingt es wie ein einziges langes Wort (lacht).

Welche Ziele hat Midtjylland für die aktuelle Saison?
Den Meistertitel mit einem klaren Vorsprung verteidigen und das historische Double gewinnen, indem wir auch den Pokal holen. Es ist ein Verein mit sehr hohen Ambitionen. Der CEO und der Eigentümer sind grossartige Menschen, sehr ehrgeizig. Das hat mir gefallen. Wir passen gut zusammen.

Hatten Sie im Rahmen Ihrer Klubsuche Kontakt mit Nationaltrainer Murat Yakin?
Nein, ich hatte keinen Kontakt mit dem Trainer. Nur mit dem Fitnesstrainer, der wissen wollte, wie meine Situation ist.

Die Nati war vor einigen Wochen zum Auftakt der Nations League in Dänemark und hat 0:2 verloren. Mussten Sie sich dumme Sprüche anhören?
Ein bisschen, ja (lacht). Aber ich habe ihnen gesagt, dass es ein Rückspiel geben wird – und ich dann hoffentlich Sprüche machen kann über einen Schweizer Sieg.

Mit Kevin Mbabu bei der Nati?
Nur weil ich hier bin, heisst das nicht, dass die Nationalmannschaft vom Tisch ist. Ich habe noch nie eine Weltmeisterschaft gespielt, das wäre ein Traum. Ich muss zeigen, dass ich immer noch auf einem Niveau spiele. Es wird wichtig sein, dies besonders in den europäischen Spielen mit Midtjylland zu beweisen.

Sie hatten es im Sommer nicht ins EM-Kader geschafft, mussten im Vorbereitungscamp Ihre Sachen packen. Wieso?
Gute Frage. Ich hatte eine gute Saison mit Augsburg, was die Statistiken und Spielminuten angeht. Ich denke, es war eine taktische Entscheidung des Trainers, und das muss man akzeptieren. Es war ein Rückschlag, aber man muss nach vorne schauen. Ich bin niemand, der aufgibt, und werde jetzt 200 Prozent für meinen Verein geben. Dann werden wir sehen, ob eine Nomination für die Nationalmannschaft folgt.

Auch schon vor der WM in Katar wurden Sie überraschend nicht nominiert. Wie gehen Sie mit diesen Enttäuschungen um?
Ich habe in meiner Karriere nie etwas geschenkt bekommen. Besonders wegen meiner Verletzungen zu Beginn meiner Laufbahn. Dann die Enttäuschungen bei der Weltmeisterschaft und der Europameisterschaft. Aber ich gebe nicht auf und mache weiter meinen Job. Mein Ziel bleibt, bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein.

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