Nach erstem Spiel und sechs Amtstagen
Matthäus geht frontal auf Gross los

Das erste Spiel ist kaum abgepfiffen, da geht Sky-Experte Lothar Matthäus schon frontal auf Christian Gross los. Nach nicht mal einer Woche im Amt. Willkommen zurück in der Bundesliga!
Publiziert: 03.01.2021 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2021 um 15:03 Uhr
Alain Kunz

Schonfrist? Nicht mal ansatzweise. Einleben? War mal. Zuerst mal ankommen? Ne.

0:3 bei Hertha. Und es wird von der ersten Sekunde an losgepoltert. Matthäus’ erster Eindruck: «Der Kontakt zwischen Trainer und Mannschaft hat gefehlt. Die Anweisungen kamen für mich nicht optisch und auch sprachlich nicht rüber.» Matthäus – und das spürt man von Sekunde eins an – hält Gross für eine Fehlbesetzung. «Viele Fans sind nicht in Freudensprünge verfallen, als sie den Namen Christian Gross gehört haben. Weil er einfach auch zu weit weg war von der Bundesliga, ganz weit weg von Schalke 04.» Geholt habe Sportchef Jochen Schneider den Schweizer nur wegen guten Erfahrungen, «die er vor zehn, zwölf Jahren mal gemacht hat.»

Schwarzweiss und stereotyp

Relativierend muss man sagen: Die Leistung von S04 in Berlin war ab dem ersten Gegentreffer miserabel. Das Team fiel auseinander, wie allerdings schon zigmal diese Saison. Aber das alles am Coach festmachen? Matthäus’ Welt ist schwarzweiss und häufig ein bisschen einfach gestrickt. Stereotype gehören dazu. Wie auch eine gewisse Grundskepsis gegenüber kleinen Fussballländern wie die Schweiz. Ferndiagnosen? Okay. Aber doch nicht bitte nicht in dieser Heftigkeit nach sechs Amtstagen…

Lothar Matthäus hält Chrstian Gross für eine Fehlbesetzung.
Foto: Imago
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Denn dann kommt Matthäus zum Sportlichen. Und auch da haut er auch volle Kanne rein, dass Gross das System nicht gewechselt habe. «Habe ich die Spieler nicht für mein System, keine druckvollen, torgefährlichen Spieler über die Aussen, ändere ich dann vielleicht das System.» Matthäus würde jedenfalls die Taktik an die vorhandenen Spieler anpassen.

«Chaos pur auf Schalke!»

Noch heftiger als Gross kommt Schneider dran. Zuerst für die Personalpolitik. Personal für das zentrale Mittelfeld sei genügend vorhanden. «Man hat Nabil Bentaleb suspendiert. Dabei wäre dieser einer der besten Fussballer bei Schalke 04. Wenn er spielen dürfte.» Matthäus zeigt sich auch erstaunt über die Forderungen des fussballerisch besten Knappen, Mark Uth, nach einem neuen Stürmer. «Die haben noch den einen oder anderen. Kutucu und Skrzybski sitzen draussen. Ich glaube sie hatten vier oder fünf Mittelstürmer am Anfang der Saison und suchen immer noch einen. Da sieht man, wie die Einkaufspolitik misslungen ist. In dem Kader stimmt es einfach nicht.»

Zu Uth sagt der Rekord-Nationalspieler: «Heute spielt er auf einmal in der Doppelspitze, mal spielt er ganz vorne, mal spielt er hinter der Neun. Es ist keine Sicherheit für die Spieler da. Diese Unsicherheit überträgt sich auf das Spiel. Amine Harit kommt zurück, nachdem er suspendiert war. Es ist einfach Chaos pur auf Schalke. Wenn sie das nicht in den Griff bekommen, wartet die Zweite Liga auf sie.»

Gross ist Schneiders letzte Patrone

Gross dürfte Schneiders letzte Patrone gewesen sein. «Wenn das nicht klappt, ist Schneider nie mehr zu halten. Das geht gar nicht. Er muss sich Manuel Baum ankreiden lassen, er muss sich alles ankreiden lassen - auch die ganze Einkaufspolitik. Er ist dafür verantwortlich, er segnet das ab.»

So ist das halt in der Bundesliga. Oder ist das auch bereits zu stereotyp, so zu denken. Müsste man sagen: So ist das halt bei Matthäus?

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