Nati-Legende stellt die BVB-Macher vor
Dieser Dortmund-Boss buchte Alex Frei als Babysitter und Grillmeister

Auf Borussia Dortmund als Champions-League-Finalist hätten die wenigsten gewettet. Wer sind die Baumeister des Exploits? Der Schweizer Nati-Rekordtorschütze Alex Frei erklärts.
Publiziert: 31.05.2024 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2024 um 20:52 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Jedes Mal, wenn Nati-Rekordtorschütze Alex Frei (44) dem BVB einen Besuch abstattet, wird er mit offenen Herzen empfangen. 37 Tore in 83 Spielen zwischen 2006 und 2009 haben tiefe Spuren hinterlassen. Weil darunter solche waren wie jenes beim 2:0 im Mai 2007 gegen Schalke 04, das dem Dortmunder Erzrivalen den sicher geglaubten Meistertitel vermasselte. Viele Wegbegleiter von damals sind bis heute als BVB-Macher im Verein – vor dem Champions-League-Final gegen Real Madrid stellt Frei sie vor. 

Hans-Joachim «Aki» Watzke (64), BVB-Geschäftsführer

«Meinen ersten Berührungspunkt mit Aki hatte ich vor meinem Wechsel, als die Verhandlungen mit Stade Rennes ein wenig ins Stocken gerieten. Er sass im WM-Spiel 2006 gegen Togo in Dortmund im Stadion, direkt nach Schlusspfiff hat er mich angerufen und gesagt, dass die finanziellen Möglichkeiten für Transfersummen begrenzt seien. Als ich ihm antwortete, dass ich ein Abkommen habe mit François Pinault (Rennes-Eigentümer), war er sehr erleichtert und der Wechsel ging über die Bühne. Eine ähnliche Vereinbarung hatte ich dann auch mit Aki 2009 bei meiner Rückkehr zum FC Basel. Er ist, wenn auch nicht alleine, der Baumeister des heutigen BVB. Ab 2004 musste er den Klub sanieren, was ihm eindrücklich gelungen ist. Aki verkörpert die BVB-Werte wie wenig andere. Nach meiner Unterschrift drückte er mir ein BVB-Buch als Ferienlektüre in die Hand und sagte: Wollen Sie in Dortmund Erfolg haben, dann lesen Sie dieses Buch! Das tat ich selbstverständlich und war dann optimal vorbereitet auf das Abenteuer BVB. Zu den Werten des Klubs gehört auch: Wenn man Dortmund wieder verlässt, bleibt man trotzdem für immer Teil des Klubs. Man redet nie schlecht über die BVB-Familie.»

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Lars Ricken (41), Geschäftsführer Sport

«Von aussen wird Lars als Spieler auf das Tor im Champions-League-Final 1997 reduziert. So ein Moment ist Fluch und Segen: Das Tor hat Lars als jungen Profi gepusht, aber irgendwann will man über mehr als eine Aktion definiert werden. Kann ich aus Erfahrung sagen. In Dortmund war die Wertschätzung eine andere, dort wäre er auch ohne das Tor gegen Juve zur Legende geworden. Weil er dem Klub immer treu blieb, auch in sportlich und finanziell schwierigen Zeiten. Von meinen drei Jahren beim BVB war er leider gefühlt zwei verletzt, viel gespielt haben wir nicht zusammen. Wir hatten privat nicht viel miteinander zu tun, aber menschlich fand ich ihn sehr stark: Keine Angst vor Klartext, gleichzeitig verständnisvoll und ehrlich. Und intelligent: Von Lars kam immer mehr als Gucci und Ferrari.»

37 Tore in 83 Spielen: Alex Frei ballerte sich von 2006 bis 2009 in die Herzen der BVB-Fans.
Foto: Blicksport
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Sebastian Kehl (44), Sportdirektor

«Kehli war als Spieler der geborene Leader. Vom ersten Tag an war unser Verhältnis mehr als nur kollegial, er hat sich auch in schwierigen Zeiten immer hinter mich gestellt. Ich war oft bei ihm zuhause eingeladen, im Nachhinein weiss ich auch warum: Ich hatte einen super Draht zu seinen Kindern – und ich war gerne und ein guter Grillmeister. Also hütete ich an seinen Gartenpartys erst die Kids und dann den Grill. Ich hab das sehr gern gemacht. Dass er nach der Karriere beim BVB ins Management wechselte, war von vornherein klar: Er dachte schon als Spieler strategisch, interessierte sich für die Abläufe hinter den Kulissen und kommt mit den verschiedensten Charakteren klar.» 

Edin Terzic (41), Trainer

«Edin lernte ich im Frühling 2019 während meines Praktikums bei Lucien Favre in Dortmund kennen, er war damals Assistenztrainer. Seine Detailversessenheit und seine Fachkompetenz waren beeindruckend – und Edin ist menschlich top: Er hat sich rührend um mich gekümmert und nichts verheimlicht. Trotzdem dachte ich damals – wegen der personellen Konstellation – nicht, dass er mal BVB-Cheftrainer wird. Jetzt muss man applaudieren: Seine dynamische, manchmal jugendliche Art ist erfrischend. Er ist clever genug, gegenüber den Anführern Hummels und Reus, die ja im ähnlichen Alter sind, weniger autoritär aufzutreten wie gegenüber jüngeren Spielern. In der Liga und im Pokal lief es diese Saison bestimmt nicht wie erhofft, aber wer als Trainer den BVB in den Champions-League-Final führt, macht vieles richtig.»

Mats Hummels (35), Innenverteidiger

«Er ist Anfang 2008 als grosses Abwehrtalent aus dem Bayern-Nachwuchs zum BVB gekommen. Schon im ersten Training trat er sehr selbstbewusst auf, manchmal mit dem Hang zum Phlegmatischen. Aber er war äusserst wissbegierig, holte sich laufend Ratschläge von uns älteren Spielern ab. Mats machte schnell Fortschritte, mit 25 war er ein ganz anderer Spieler als mit 18. Man muss sehen: Er musste sich nach dem Wechsel nach Dortmund gegen Cracks wie Wörns und Kovac durchsetzen – und hat das schnell geschafft. Er ist jetzt 35 und performt immer noch auf sehr hohem Niveau. Nach seinen Auftritten in den Halbfinals gegen PSG frage ich mich: Warum soll er aufhören?»

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