Der Goalie-Job wird immer komplexer
Vom einsamen Burgener zum 15-Mio.-Kobel

Die Position des Goalies gilt heute als die anspruchsvollste im Fussball. Es ist nicht lange her, da wurden die Keeper noch links liegen gelassen.
Publiziert: 30.05.2021 um 16:13 Uhr
Michael Wegmann

Lew Jaschin (1929–1990) meinte einst: «Für Torhüter hat sich nichts geändert. Sie dürfen immer noch kein Tor zulassen.» Im Kern stimmt die Aussage der grossen Goalie-Legende aus der ehemaligen Sowjetunion, die zum besten Keeper des 20. Jahrhunderts gewählt wurde, noch immer. Doch die Rolle der «Nr. 1» hat sich seither stark weiterentwickelt, die Ansprüche sind krass gestiegen. Patrick Foletti, seit 2011 Goalietrainer der Nati und Chef der Torhüter im Schweizer Verband, meint: «Das Goaliespiel ist immer kompletter und komplexer geworden. Früher hat es gereicht, wenn die Torhüter Bälle gehalten haben. Heute müssen sie viel mehr Raum abdecken und das Spiel auslösen. Ein Torhüter erledigt mittlerweile 80 Prozent seiner Arbeit mit den Füssen. Nimmt man die mentale Komponente dazu – also den Druck, der auf ihnen lastet –, ist die Goalieposition die anspruchsvollste überhaupt.»

Wie in einer Disco mit Stroboskop

Foletti, den alle «Fox» nennen, gehört zu den innovativsten Goalietrainern. Gerne arbeitet er mit technischen Hilfsmitteln. Als er seine Goalies 2014 erstmals mit Sonnenbrillen trainieren lässt, gibts Schlagzeilen weltweit. Die Brillen sind Spezialanfertigungen, eine Art Lichtblitzgeräte. Hat man sie auf, fühlt man sich, als wäre man in einer Disco mit Stroboskop. Damit soll die Konzentrationsfähigkeit verbessert werden.

Benaglio lernt Foletti und dessen moderne Trainingsmethoden erst ab 2011 kennen. Liebe auf den ersten Blick ist es nicht. «An der WM 2014 in Brasilien ist Diegos Brille nach einer Einheit aus Frust hinter dem Tor gelandet», erinnert sich Foletti. Benaglio muss schmunzeln. Er, der beim VfL Wolfsburg unter Trainer Magath noch mit Medizinbällen 400-Meter-Läufe absolvieren musste, nervt sich anfangs über die Sonnenbrillen. «Ich war ehrgeizig und nicht wirklich offen für solch innovative Methoden. Yann und auch Roman Bürki kannten diese Trainingsmethoden schon länger, konnten es besser. Das hat mich genervt.»

In den 70er- und 80er-Jahren war Erich Burgener Nati-Keeper (hier 1977 beim 1:4 gegen Deutschland).
Foto: imago sportfotodienst
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Burgener: «Als Goalie fühlte ich mich einsam!»

Heute blinkt und leuchtet es in den Trainings der Nati-Goalies. Nebst den Brillen werden auch Schilder und Bodenlichter eingesetzt. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. «Diego, Fabio Coltorti und ich mussten an der WM 2006 noch abwechselnd als Slalomstangen hinhalten, während einer von uns sprintete», sagt Zubi. Ihr Goalietrainer damals? Der Walliser Erich Burgener (70), der in den 70ern und 80ern selbst zwischen den Pfosten der Nati stand. In einer Zeit, als Goalies Rückpässe noch mit den Händen aufnehmen durften und nicht richtig zum Team gehörten.

Burgener: «Ich fühlte mich einsam. Einen Goalietrainer hatte ich nie, ich musste mich immer alleine aufwärmen und warm halten. Beim ‹Mätschli› durfte ich dann mitmachen.» Hatte der Torhüter Glück, erbarmte sich nach dem offiziellen Training ein Feldspieler und drosch ihm einige Bälle aufs Tor.

«Schweizer sind super ausgebildet und relativ günstig»

Heute ist der Goalie Leader und Taktgeber. Er gilt als Schlüsselfigur einer Fussballmannschaft. Und die Schweiz als Goalie-Land schlechthin. Foletti: «Ohne überheblich zu sein – die Schweiz gehört zu den besten Ausbildungsstätten für Torhüter der Welt.» Wer's nicht glaubt, schaue nach Deutschland: Allein beim deutschen Spitzenklub Borussia Dortmund stehen mit Roman Bürki, Marwin Hitz und Neuzugang Gregor Kobel zurzeit gleich drei Schweizer Keeper unter Vertrag.

Warum sind Sommer, Kobel und Co. so beliebt? Foletti sagt: «Schweizer Goalies sind ein Top-Produkt. Sie sind verhältnismässig günstig, super ausgebildet und einfach zu integrieren.» Die kolportierte Ablösesumme für den neuesten Transfer zeigt auf, dass durchaus stolze Preise geboten werden. Für den 23-jährigen Kobel soll der BVB 15 Mio. Euro bezahlt haben. Klubrekord für einen Goalie. «Das zeigt, welchen Stellenwert unsere Goalies haben», sagt Zubi. Er ist übrigens «Goalkeeping Specialist» bei der Fifa.

Schweizer Goalies in den Erstligen

Deutschland

Yann Sommer (32, Gladbach)

Gregor Kobel (23, Borussia Dortmund)

Marwin Hitz (33, Borussia Dortmund)

Roman Bürki (30, Borussia Dortmund)

Frankreich

Jonas Omlin (27, HSC Montpellier)

Anthony Racioppi (22, Dijon FCO)

England

Eldin Jakupovic (36, Leicester City)

Holland

Yvon Mvogo (26, PSV Eindhoven)

USA

Stefan Frei (Seattle)

Schottland

Benjamin Siegrist (29, Dundee United)

Zypern

Joel Mall (30, AEK Larnaka)

Deutschland

Yann Sommer (32, Gladbach)

Gregor Kobel (23, Borussia Dortmund)

Marwin Hitz (33, Borussia Dortmund)

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Anthony Racioppi (22, Dijon FCO)

England

Eldin Jakupovic (36, Leicester City)

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