Dzemaili will zurück zum Fussball
«Nati-Job? Würde ich mir anhören»

Nach seinem Rücktritt gönnte sich Blerim Dzemaili (37) ein halbes Jahr Pause vom Fussball. Jetzt denkt er über eine Rückkehr in die Branche nach. Und sagt, wie er die Lage in der Nati und beim FCZ sieht.
Publiziert: 20.12.2023 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2023 um 14:07 Uhr
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Emanuel GisiSportchef

Blick: Blerim Dzemaili, im letzten Sommer haben Sie von der Idee erzählt, vielleicht bei den Senioren des FC Thalwil anzufangen. Wie läufts?
Blerim Dzemaili: (lacht). Bei Thalwil ist ein Freund von mir Präsident, der will mich unbedingt holen. Aber bis jetzt stand ich noch nicht wieder auf dem Platz. Ich war 20 Jahre Profi, da ist es im Moment ganz angenehm, nicht so viel an Fussball zu denken.

Haben Sie eine Pause gebraucht?
Absolut. Unbedingt. Ich musste den Stecker ziehen und für eine Weile weg vom Fussball.

Wie geht es Ihnen dabei?
Super. Ich habe eine neue Lebensqualität entdeckt. Wenn du 20 Jahre lang Profi bist, hast du Stress: Du denkst dauernd an das nächste Training, das nächste Spiel, musst auf alle möglichen Dinge achten, Ernährung, Regeneration und so weiter. Jetzt ist der Stress weg, ich kann am Samstagabend auch mal etwas länger unterwegs sein für ein Nachtessen oder so. Das ist eine grosse Veränderung, die mir als Mensch guttut.

Im Januar ist fertig Fussballpause: Blerim Dzemaili ist bald offen für Angebote.
Foto: TOTO MARTI
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Dzemaili persönlich

Als Siebenjähriger kommt Blerim Dzemaili (37) mit seiner Familie in die Schweiz, beginnt in Zürich-Oerlikon mit Fussball und landet in der FCZ-Jugend, wo er 2003 Profi wird. Nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg wechselt er ins Ausland, wo er sein Herz an Italien verliert und für fünf Vereine in der Serie A spielt, am erfolgreichsten bei Napoli (zwei Cupsiege). Mit Galatasaray holt der Mittelfeldspieler ausserdem das Double in der Türkei. Für die Schweizer Nati ist der Mittelfeldspieler zwischen 2006 und 2018 total 69-mal im Einsatz. Er steht 2006, 2014 und 2018 im WM-Kader sowie 2016 im EM-Team. Im Januar 2021 kehrt er nach Zürich zurück und wird 2022 Meister, was ihn zur grössten lebenden FCZ-Legende macht. In 20 Jahren absolvierte er für seine zehn Klubs 559 Pflichtspiele und erzielte 65 Tore.

Als Siebenjähriger kommt Blerim Dzemaili (37) mit seiner Familie in die Schweiz, beginnt in Zürich-Oerlikon mit Fussball und landet in der FCZ-Jugend, wo er 2003 Profi wird. Nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg wechselt er ins Ausland, wo er sein Herz an Italien verliert und für fünf Vereine in der Serie A spielt, am erfolgreichsten bei Napoli (zwei Cupsiege). Mit Galatasaray holt der Mittelfeldspieler ausserdem das Double in der Türkei. Für die Schweizer Nati ist der Mittelfeldspieler zwischen 2006 und 2018 total 69-mal im Einsatz. Er steht 2006, 2014 und 2018 im WM-Kader sowie 2016 im EM-Team. Im Januar 2021 kehrt er nach Zürich zurück und wird 2022 Meister, was ihn zur grössten lebenden FCZ-Legende macht. In 20 Jahren absolvierte er für seine zehn Klubs 559 Pflichtspiele und erzielte 65 Tore.

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Für jemanden, der nicht 20 Jahre Profi war: Wie muss man sich diesen Stress vorstellen?
Es ist mental extrem anspruchsvoll. Ich habe viele Jahre in Italien gespielt, davon drei in Neapel, wo Fussball den Stellenwert einer Religion hat. Ich war bei Galatasaray, wo es 24/7 nur um Fussball geht. Das ist immens, das können die Leute, glaube ich, nicht nachvollziehen. Man denkt so viel über Fussball nach, dass es zwischendurch zu viel wird. Man kann nie abschalten. Und das Leben in einer Profimannschaft ist kein Zuckerschlecken. In jeder Trainingseinheit musst du 100 Prozent geben, weil die Konkurrenz riesig ist. Und auch wenn du deinen Platz vorerst behauptest: Spielst du am Wochenende schlecht, sitzt du im nächsten Spiel auf der Bank. Das zehrt über die Jahre an einem.

Fehlt Ihnen der Fussball also nicht?
Es gibt Dinge, die ich jetzt nicht mehr habe. Das, was alle sagen, die aufgehört haben, stimmt: Die Kameradschaft in der Garderobe, die Teamkollegen, das Adrenalin am Spieltag – das fehlt einem schon auch irgendwie. Aber das Kicken fehlt mir gerade nicht. Das habe ich gehabt. In der Champions League, in europäischen Top-Ligen, auf WM- und EM-Niveau.

Im Moment arbeiten Sie mit Valon Behrami zusammen als TV-Experte fürs Tessiner Fernsehen. Ganz weg vom Fussball sind Sie ja nicht.
Ja. Und ich kann mir auch gut vorstellen, bald wieder in den Fussball zurückzukehren. Ich war gerade auf Fuerteventura, wo ich meinen Sohn besucht habe und ihm im Fussballtraining zugeschaut habe. Der Trainer da hatte richtig viel Spass mit diesen Junioren. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich wollte ja nie Trainer werden. Aber jetzt könnte ich mir das vielleicht auch vorstellen.

Oha. Der Vertrag von Bo Henriksen als FCZ-Trainer läuft aus. Übernehmen Sie im Sommer direkt?
(lacht) Langsam, langsam. So weit bin ich noch lange nicht, ich müsste in den nächsten Jahren erst einmal noch ein paar Diplome machen. Aber ich habe in den letzten Monaten verschiedene Klubs in Europa besucht, mit Trainern und Sportchefs gesprochen, um Einblicke zu bekommen. Im Moment baue ich mein Haus in der Nähe von Zürich fertig, ab Januar bin ich dann offen für interessante Projekte. Für mich muss das Gefühl stimmen. Es gibt zu viele Ex-Profis, die nach ihrer Karriere zu früh etwas angefangen haben, das dann nicht funktioniert hat. Mit Henriksen habe ich übrigens noch regelmässig Kontakt.

Sie haben letzte Saison noch unter ihm gespielt. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?
Er macht einen sehr guten Job. Wenn man sieht, wo er die Mannschaft übernommen hat, wie er sie stabilisiert hat und nun dank der besten Abwehr der Liga vorne mitspielt – das ist eine grosse Leistung.

Was sind seine Stärken?
Er ist menschlich ein wahnsinnig guter Typ. Und seine Arbeit auf dem Trainingsplatz ist sehr gut.

Glauben Sie, dass Henriksen über den Sommer hinaus FCZ-Trainer bleibt?
Ich weiss es nicht. Über dieses Thema spreche ich mit ihm auch nicht. Aber aus Erfahrung sage ich: Wenn der Vertrag mit einem Trainer im Juni ausläuft und im Dezember noch nicht verlängert ist, ist die Überzeugung mindestens auf einer Seite nicht sonderlich gross, dass es weitergehen sollte.

Auch der Vertrag von Nati-Trainer Murat Yakin läuft nach der EM im Sommer aus. Wie beurteilen Sie die Lage in der Nati?
Ich denke, wir sind dort an einem entscheidenden Punkt. Wenn man in der Mannschaft und darum herum so viel Unruhe und Unstimmigkeiten hat, zeigt sich das irgendwann auf dem Platz. Das ist der Nati jetzt passiert. Es ist korrekt, dass man Yakins Arbeit kritisch hinterfragt. Die letzten Spiele waren alles andere als gut. Gleichzeitig finde ich es richtig, dass man mit Yakin weitermacht. Er hat es verdient, die EM zu bestreiten, vor allem nach der sensationellen WM-Quali vor einem Jahr.

Welche Hausaufgaben muss er bis zur EM erledigen?
Ich bin nicht in der Position, dem Nati-Trainer Hausaufgaben aufzutragen. Aber ich denke, dass die Gruppe sich aussprechen muss.

Die Nati braucht also eine Gruppentherapie?
Es braucht ehrliche, direkte Gespräche. Wahrscheinlich muss einer den ersten Schritt machen. Aber wenn diese Dinge ausgeräumt sind, glaube ich, dass die Nati an der EM Grosses schaffen kann. Und dann kann es spannend werden. Wenn ich Murat Yakin wäre, würde ich mir sportlich nicht zu viele Gedanken machen.

Wie meinen Sie das?
Wenn man das Nati-Kader anschaut, muss man sagen: Diese Mannschaft kann viel erreichen. Warum soll nicht wieder ein EM-Viertelfinal möglich sein? Wenn Yakin das schafft, hat er sehr gute Argumente für eine Vertragsverlängerung. Und noch etwas: Eigentlich sind wir in einer Luxussituation.

Inwiefern?
Wir haben Zeit. Für die EM sind wir qualifiziert, die WM-Quali für 2026 müssten wir auch schaffen – ich meine, da sind 48 Mannschaften dabei. Das sollten wir nutzen und jetzt schon talentierte Spieler mit Perspektive für 2026 einzubauen beginnen.

Sie hätten Ardon Jashari im Herbst also für die A-Nati aufgeboten?
Ja. Auch wenn ich nicht richtig finde, wie er darauf reagiert hat, dass man ihn noch einmal in der U21 spielen lassen wollte.

Warum ist er einer für Yakin?
Weil er ein sehr dominanter Mittelfeldspieler in der Super League ist, der in den nächsten Jahren ein wichtiger Nati-Spieler werden kann. Fussballerisch stark, willensstark, mit einer phänomenalen Entwicklung in den letzten Jahren. Was will man mehr von einem 21-Jährigen?

Aber Xhaka, Shaqiri und Co. werden uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben.
Und das ist auch gut so. Granit ist ein unglaublicher Anführer, bei dem ich einfach manchmal das Gefühl habe, dass er sich in der Nati zu viel auflädt. Bei Shaqiri wäre es das Beste, wenn er die nächsten sechs Monate bis zur EM irgendwo in Europa spielen würde.

Sie halten die MLS in den USA für zu schlecht?
Ich habe ja selber ein halbes Jahr in Montreal gespielt. Dadurch, dass es in der MLS keinen Absteiger gibt, ist der Druck einfach nicht hoch genug. Den besten Shaqiri bekommen wir so wohl nicht.

Sie machen sich viele Gedanken um die Nati. Wenn man Sie so reden hört: Der Verband denkt darüber nach, einen Ex-Spieler als Bindeglied zwischen Nati-Direktor Tami und der Mannschaft zu installieren. Eigentlich der perfekte Job für Sie.
(lacht) Das würde ich im Voraus nicht ausschliessen. Selbstverständlich höre ich mir das an, falls der Verband mit mir reden will. Wie gesagt: Ab Januar bin ich offen für Gespräche.

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