Ex-Nati-Coach Paul Wolfisberg
«Ich denke jeden Tag an meinen verschollenen Sohn»

Vermisst seit 1986, verschollen seit 1989: Ex-Nati-Coach Paul Wolfisberg verlor seinen einzigen Sohn. Die Fussball-Legende kann nachfühlen, wie sich die Eltern des in Wattwil SG vermissten Semere (2) fühlen.
Publiziert: 26.04.2015 um 13:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:10 Uhr
Traurige Erinnerung: Ex-Nati-Coach Wolfisberg mit Fotos seines verschollenen Sohnes Eric.
Foto: Sven Thomann
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Von Max Kern (Text) und Sven Thomann (Fotos)

«Jetzt schlafe ich schon bald eine Woche wieder auf heimischem Boden», sagt Wolfisberg, in den 80er-Jahren der erfolgreichste Nati-Coach der Nachkriegszeit. «

Wolf», Gründer der «Abbruch GmbH» mit den Haudegen Egli, Zappa (†), Lüdi und Herbert Hermann, hat wieder nach Horw LU gezügelt. 50 Meter Luftlinie von dem Haus entfernt, das sein Vater Ernst Paul Wolfisberg 1940 für seine immer grösser werdende Familie gekauft hat.

Im Erdgeschoss betrieb Wolfs Vater eine Schreinerei.  Jetzt wohnt und arbeitet der bärtige Architekt Wolfisberg gleich neben der «Rosenau» in einem Mehrfamilienhaus. «Dieses Haus habe ich 1983, während meiner Zeit als Nati-Coach, selbst gebaut. Mit dem Geld, das ich als Coach verdient habe.» Der Wolf schmunzelt, sagt: «Nein, das mit dem Geld ist ein Scherz, wir verdienten damals nicht so viel wie heute.»

Die Wände in Wolfs kleinem Büro sind tapeziert mit alten Fotos, Postern und Zeitungsausschnitten. Sie erinnern an Wolfs Aufstieg mit dem FC Luzern 1958, den Cupsieg als Captain 1960 oder den 2:1-Triumph mit der Nati in der WM-Qualifikation 1981 gegen England. In einer Ecke steht ein Wechselrahmen.

Die sieben Bilder unter der Glasscheibe haben nichts mit Fussball zu tun. Sie stammen von 1986. Fünf zeigen den damals 29-jährigen Eric Wolfisberg, Wolfs einzigen Sohn, zwei Aufnahmen Erics Freundin, eine blonde Metzgerstochter aus Rothenburg LU. Dazwischen klebt ein mit Pailletten verzierter rosaroter Schmetterling. Das Tier war in der Antike Sinnbild für Unsterblichkeit und Wiedergeburt.

Wolf nimmt den Wechselrahmen in die Hände, sagt zu SonntagsBlick: «Ich denke jeden Tag an meinen verschollenen Sohn. Ich denke immer dran, was damals passiert ist.»

Die traurige Geschichte. Eric, Hochbauzeichner im Architekturbüro seines Vaters, bricht am 14. Dezember 1986 zu einer Reise auf die Philippinen auf. Seine Freundin fliegt ihm zwei Wochen später nach.

Am 27. Dezember 1986 steigt Wolfisberg junior um acht Uhr früh im Hafen von Dangay in der Provinz Mindoro Oriental mit acht anderen Touristen und fünf einheimischen Fischern in ein Holz-Boot mit der Bezeichnung «4 JR». Das Meer ist ruhig, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Ziel ist die Insel Boracay, wo Erics Freundin wartet.

Als drei Wochen später in Horw eine Postkarte eintrifft, die nur von Erics Freundin unterschrieben ist, werden die Wolfisbergs unruhig. Am 21. Januar 1987 kommt die Freundin in die Schweiz zurück. Ohne Wolfisbergs Sohn.

In seiner Biografie «Der Wolf» erzählt Wolfisberg: «Sie rief an und sagte, sie habe Eric nie getroffen. Sie sei am vereinbarten Tag im Restaurant Starfire gewesen, wie abgemacht, aber Eric sei nie aufgetaucht. Zuerst habe sie gedacht, er habe es von einem Ausflug ins Hinterland nicht mehr rechtzeitig zurückgeschafft und darum einige Tage Verspätung. Als er nach drei Wochen noch immer nicht aufgetaucht war, reiste sie in die Hauptstadt Manila und erkundigte sich auf der Schweizer Botschaft nach ihm. Ohne Erfolg.»

Am 3. Februar 1987, mitten im Schweizer Gold-Regen an der Ski-WM in Crans-Montana VS, titelt BLICK auf Seite 1: «Schock für Wolfisberg: Sohn Eric auf den Philippinen verschollen».

Tags darauf die Schlagzeile: «Paul Wolfisberg geht auf die Suche nach seinem verlorenen Sohn Eric». Mit dabei: BLICK-Sportchef Mario Widmer, der heutige Lebenspartner von Martina Hingis’ Mutter.

Der Schweizer Botschaftssekretär empfängt Wolf noch vor dem Zoll. Die verzweifelte Suche beginnt.

BLICK-Schlagzeile vom 10. Februar 1987: «Wolfisberg: Mein Sohn wurde von Piraten verschleppt!» Vieles deute darauf, dass Eric in einem Dschungel-Versteck als Geisel gehalten werde. Entführt von Piraten.

Spuren führen zum philippinischen Staatsanwalt Pedro Victoriano, der einen Piraten-Ring anführen soll. Wolfisberg damals: «Nun steht fest, dass das Boot (...) nicht Schiffbruch erleiden konnte.»

Drei Hellseher behaupten, Eric und seine Begleiter seien am Leben. Nach acht Tagen kehrt Wolf wieder in die Schweiz zurück. Ohne eine Spur gefunden zu haben.

Wolfisberg zu SonntagsBlick: «Ich bin darauf nach München und Hamburg gefahren, habe mit den Eltern der anderen verschwundenen Touristen gesprochen.»

Alt Bundesrat Kurt Furgler und Bundespräsident Pierre Aubert schalten sich ein. Wolf beauftragt einen vor Ort lebenden deutschen Journalisten, sich intensiv um den Fall zu kümmern. Doch es gibt weiter kein Zeichen von Eric, auch keine Lösegeld-Forderungen angeblicher Piraten.

Wolfisberg fliegt nochmals auf die Philippinen, diesmal auf eigene Faust. «Ich suchte Orte auf, an denen Eric gewesen war. Ich versuchte mir vorzustellen, was er getan und was er gedacht hat an all den Orten. Es war mir wichtig, seine letzten Stationen zu besuchen. Das war mein Versuch, irgendwie abzuschliessen mit allem. So etwas wie einen Frieden zu finden.»

Trümmer gefunden – aber keine Leute

Ende April bricht die philippinische Küstenwache die Suche nach dem vermissten Boot ab.

Am 2. Mai 1987, gut vier Monate nach dem Verschwinden seines Sohnes, erklärt Wolf im BLICK verzweifelt, es gebe «keine Zweifel mehr», dass sein Sohn ertrunken sei. Weiter steht: «Das Boot sei vermutlich in einem Gebiet mit gefährlichen Strömungen und starkem Wellengang gekentert. In den vergangenen Jahren seien in der gleichen Region auch grössere Boote mit noch mehr Personen verschwunden.»

28 Jahre später sagt Wolf zu SonntagsBlick: «Der Vierwaldstättersee ist auch ein wilder See. In den 60er-, 70er-Jahren sind in Ennetbürgen oder Buochs auch immer wieder Leute verschwunden. Trümmer der Boote hat man gefunden, die Leute nie mehr.»

Anfang April 1989, gut zwei Jahre und drei Monate nach seinem Verschwinden, wird Eric vom Luzerner Amtsgerichtspräsident als verschollen erklärt.

2008 musste Wolf nach 51Jahren Ehe seine Gattin Marcelle beerdigen. Auf dem Grabstein ist auch der Name von Eric eingemeisselt. Aber ohne Todes-Datum. Wolfisberg: «Es steht ‹verschollen›.»

Der Wolf hält nochmals die Fotos seines Sohnes in den Händen. Er wiederholt: «Ich denke jeden Tag an ihn.» Hat er einen Rat an die Familie des kleinen Semere, der Samstag vor einer Woche in Wattwil SG wohl auch ertrunken ist?

«Es ist leider eine Tatsache, die passiert ist, eine, die man nicht mehr rückgängig machen kann. Bei allem Leiden und Trauer, irgendwann muss man über der Sache stehen.» Sagts und steht auf. «So, jetzt muss ich zum Jassen.» Wolfs zweite Leidenschaft neben dem Fussball, eine, die ihn auch nie loslässt.

Die Jass-Partner wechselten zwar häufiger in den letzten Jahren. «Einige sind gestorben. Ein paar andere haben Demenz, die mussten immer zahlen.» Und mit einem Lächeln fügt der Wolf an: «Darum jasse ich ja auch noch. Wenn ich eines Tages zu viel zahlen müsste, höre ich auf.»

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