Inka Grings spricht Klartext
«Im Fussball hats keinen Platz für zu viele Extrawürste»

Nati-Trainerin Inka Grings steht nach nur einem Sieg in zwölf Spielen unter Druck. Die Deutsche spricht im Interview über Fluch und Segen der Nations League, die Kritik von Ana-Maria Crnogorcevic und die Verjüngung der Nati.
Publiziert: 15.10.2023 um 13:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2023 um 13:27 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Inka Grings, seit Sie im Januar die Nationalmannschaft übernommen haben, stehen immer wieder junge Spielerinnen im Aufgebot wie Smilla Vallotto, Alayah Pilgrim oder Iman Beney. Ist es Ihr Auftrag, hinsichtlich der EM 2025 in der Schweiz den Kader zu verjüngen?
Inka Grings:
Vorgaben habe ich diesbezüglich keine. Aber grundsätzlich scheue ich mich nicht davor, junge Spielerinnen einzusetzen. Erfahrung sammelt man nur auf dem Platz, nicht an der Playstation. Aber ich möchte festhalten: Diese jungen Spielerinnen sind nicht da, weil sie nett sind oder weil sie im Lotto gewonnen haben, sondern weil sie sich das mit ihren Leistungen erarbeitet haben. Klar werden sie Fehler machen, das gehört dazu. Das muss man jungen Spielerinnen auch zugestehen.

Damit sprengen Sie auch eine Gruppe von arrivierten Spielerinnen, die in der Nati seit Jahren zusammen sind.
Was ich mache, ist nicht aussergewöhnlich. Die Muster ein bisschen aufzusprengen, ist sehr hilfreich. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, wenn man sich gut kennt, wenn man eingespielt ist. Automatismen sind wertvoll. Aber man merkt auch den Spielerinnen und dem Staff an, dass neue Spielerinnen, die auch etwas können, allen sehr, sehr guttun. Sie bringen frischen Wind und eine andere Dynamik rein. Konkurrenzkampf ist belebend. Wie vor der WM, als ich auf der Torhüterinnen-Position einen offenen Dreikampf ausgerufen habe. Gaëlle Thälmann hat davon profitiert.

Warum?
Weil sie das Ganze total gut und höchst professionell angenommen hat. Ihre Reaktion war sehr stark, sie ist ein Profi durch und durch. Gaëlle wusste, dass sie mehr machen muss und sie hat geliefert. Was sie nochmals aus sich herausgeholt hat, war sehr erfrischend. Wenn wir nicht mit solchen Reizpunkten arbeiten, bräuchten die Spielerinnen auch keinen Trainer oder Trainerin.

Nach nur einem Sieg aus zwölf Spielen steht Inka Grings unter Druck.
Foto: Getty Images
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Thalmann ist zurückgetreten, diese Woche hat auch Fabienne Humm ihren Nati-Rücktritt erklärt. Was sagen Sie zu ihr?
Fabi ist ein toller Mensch, eine grossartige Spielerin und ein absolutes Vorbild für jedes Mädchen. Sie hat gezeigt, wie viel möglich ist, wenn man an sich glaubt und seinen Traum lebt. Gleichzeitig zeigt ihr Beispiel, dass es in der Schweiz tolle Arbeitgeber gibt, die solche Karrieren überhaupt ermöglichen.

Zuletzt gabs aber Unruhe. Ana Maria Crnogorcevic, immerhin Schweizer Rekordnationalspielerin und Rekordtorschützin, hat sich öffentlich beschwert, weil Sie sie nicht für die Nations League gegen Italien und Spanien aufgeboten haben. Wie ungern haben Sie das gelesen?
Wird eine Spielerin nicht nominiert, erwarte ich sogar, dass sie genervt, sauer oder enttäuscht ist. Wäre sie das nicht, wäre sie hier am falschen Ort. Andersrum erwarte ich auch, dass man in der Öffentlichkeit auch wachsam ist. Es ist völlig legitim, nicht einverstanden zu sein und das intern anzusprechen. Aber es ist nicht legitim, öffentlich zu kritisieren.

Der Vorfall erinnert an die Trainingskritik von Granit Xhaka an Murat Yakin.
Kann sein. Sehen Sie: Am Ende will ich als Trainerin Spielerinnen mit Emotionen und keine Jasagerinnen. Aber sie müssen wissen, in welcher Form Kritik angebracht ist und wie und wo nicht. Jederzeit gerne im persönlichen Gespräch. Ich kann da gut mitreden, ich musste als emotionale Spielerin auch Lehrgeld bezahlen. Ich wurde einst bei Duisburg monatelang suspendiert, weil ich öffentlich den Trainer kritisierte. Fussball ist ein Teamsport, da hats keinen Platz für zu viele Extrawürste. Es war richtig, dass ich aussortiert wurde.

Inka Grings persönlich

Inka Grings (44) wurde am 31. Oktober 1978 in Düsseldorf geboren. Den Grossteil ihrer Karriere als Stürmerin verbrachte sie in Duisburg, ehe sie 2011 zum FCZ wechselte. Für das deutsche Nationalteam schoss sie in 96 Länderspielen 64 Tore. Mit Deutschland wurde sie 2005 und 2009 Europameisterin und Torschützenkönigin. Als Trainerin trainierte sie unter anderen das Männerteam vom deutschen Regionalligisten SV Straelen. Im Februar 2021 übernahm sie die Frauen des FC Zürich, gewann mit ihnen 2022 das Double und qualifizierte sich für die Champions League. Am 1. Januar 2023 trat sie die Nachfolge von Nils Nielsen (51) als Nati-Trainerin an. 2019 gelangen Grings an der Torwand im ZDF-«Sportstudio» fünf Treffer. Sie lebt im Zürcher Unterland.

Inka Grings (44) wurde am 31. Oktober 1978 in Düsseldorf geboren. Den Grossteil ihrer Karriere als Stürmerin verbrachte sie in Duisburg, ehe sie 2011 zum FCZ wechselte. Für das deutsche Nationalteam schoss sie in 96 Länderspielen 64 Tore. Mit Deutschland wurde sie 2005 und 2009 Europameisterin und Torschützenkönigin. Als Trainerin trainierte sie unter anderen das Männerteam vom deutschen Regionalligisten SV Straelen. Im Februar 2021 übernahm sie die Frauen des FC Zürich, gewann mit ihnen 2022 das Double und qualifizierte sich für die Champions League. Am 1. Januar 2023 trat sie die Nachfolge von Nils Nielsen (51) als Nati-Trainerin an. 2019 gelangen Grings an der Torwand im ZDF-«Sportstudio» fünf Treffer. Sie lebt im Zürcher Unterland.

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Das dürften Sie damals noch ein wenig anders gesehen haben, oder?
Klar habe ich es in dem Moment nicht verstanden. Aber im Nachhinein wars das einzig Richtige. Nach diesem Vorfall habe ich erkannt, dass ich mich in einem Team immer auch unter- oder einordnen muss. Ich habe daraus gelernt.

Das heisst nicht, dass dies das Ende von Crnogorcevics Nati-Karriere bedeutet?
Nein. Das haben wir von Anfang an so kommuniziert. Das war für diesen Zusammenzug, wo ich auch neue Gesichter sehen und Spielerinnen testen wollte.

Dann ist sie für die nächsten Spiele wieder im Kader?
Das Aufgebot gebe ich am Montag bekannt.

Wie stark nervt es Sie als ehemalige Weltklasse-Stürmerin, dass Ihr Team kaum Tore schiesst?
Puhhh! Das ist schon krass. Wenn wir in aussichtsreichen Positionen nicht den Abschluss suchen, verzweifle ich fast. Ich weiss, dass Tore zu schiessen viel einfacher aussieht, als es ist. Trotzdem werden Offensivspielerinnen an Toren gemessen. Diesem Druck müssen wir uns stellen.

Werden in den Trainings zu wenige Abschlüsse geübt?
Absolut. Vergleiche ich es mit dem Training für Torhüterinnen, wo sehr spezifisch gearbeitet wird, gibts bei den Stürmerinnen noch Potenzial, das ausgeschöpft werden kann. Regelmässiges Torschuss-Training aus allen Lagen würde mehr Sicherheit und Vertrauen geben.

Ist die Nations League in Ihren Augen mehr Fluch oder Segen? Einerseits braucht die Nati Resultate und Tore, andererseits ist es auch von Vorteil, wenn man sich mit Top-Teams wie Spanien messen darf.
Es ist Fluch und Segen. Es ist eine Erfahrung, die resultatbezogen gerade recht weh tut und die Spielerinnen auch frustrieren kann. Auch ich mache mir Gedanken und bin mit den Resultaten auch nicht glücklich. Aber ich bin überzeugt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wir sind noch in einer Testphase. Wenn wir das Spiel gegen die Italienerinnen anschauen, hatten sie trotz 1:0-Sieg gefühlt keine Chance. Treten wir so auf wie gegen Italien, gewinnen wir an Erfahrung. Und wir entfachen auch Euphorie, weil die Leute sehen, dass wir das Herz auf dem Platz lassen.

Jetzt gehts gegen Schweden und erneut gegen Spanien. Punkte dürften schwer zu holen sein.
Wir müssen realistisch sein: Gegen Spanien ist es für uns im Moment schwierig, zu bestehen. Da könnten wir uns aktuell wohl mit zehn Leuten ins Tor nageln. Auch gegen Schweden sollten wir nicht nur aufs Ergebnis schauen. Wichtig ist, dass wir eine gute Entwicklung sehen, vor allem auch bei unseren jungen Spielerinnen. Das ist auch für die Spielerinnen eine grosse Herausforderung, weil wir natürlich auch ergebnisorientiert arbeiten. Aber ich bin zuversichtlich: Wir sind eine kleine Nation und haben nicht die grösste Auswahl an Spielerinnen, dennoch haben wir grosses Potenzial. Darum müssen wir behutsam, fokussiert und mit Geduld arbeiten.

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