Papi Fekredin erzählt harte Familien-Geschichte
Warum Nati-Star Dzemaili im TV weinte

Deshalb kamen Dzemaili im TV die Tränen. Vor dem Färöer-Spiel reden Nati-Star Blerim und Papi Fekredin über ihre harte Vergangenheit. Über Fussballschuhe vom Flohmarkt und Nächte auf einer Parkbank.
Publiziert: 13.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:50 Uhr
Ein Küsschen zum Abschied. Papi Fekredin: «Wie Blerim über seine Familie gesprochen hat, zeigt, dass wir ihn gut erzogen haben.»
Foto: TOTO MARTI
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Felix Bingesser

Es ist einer der emotionalsten Momente dieses Sportjahres, als Blerim Dzemaili am vergangenen Montag von der «Sportlounge» des Schweizer Fernsehens zum Gespräch gebeten wird. In einem Filmportrait wird die Jugend von Blerim in Zürich-Oerlikon thematisiert. Seine Anfänge auf dem Spielplatz, seine Juniorenzeit beim FC Unterstrass. Sein Bruder Betim kommt zu Wort und erzählt von den Entbehrungen der Jugendzeit. In ganz bescheidenen Verhältnissen, in einer 1-Zimmerwohnung, hat die vierköpfige Familie gelebt.

Als Blerim Dzemaili nach diesem filmischen Einspieler sprechen soll, da versagt ihm die Stimme. Da wird er von seinen Emotionen übermannt. Unter Tränen erzählt dann auch er von seinen Erinnerungen, die nicht unbeschwert sind. Von der Zeit, als er und sein Bruder mit der Mutter in Mazedonien geblieben sind, als der Vater sich für Monate verabschiedet hat, um in der Schweiz Geld zu verdienen. «Ich habe meinem Vater alles zu verdanken. Aber es war als kleiner Junge nicht immer einfach, ohne Vater aufzuwachsen», sagt er.

Blerims Eltern müssen vor dem TV weinen

In der Heimat seines Vaters, im mazedonischen Bogovinje, da, wo fast alle Dzemaili heissen, läuft der Fernseher auch. «Ein Kollege hat mich angerufen und mir erzählt, dass Blerim im Fernsehen kommt. Blerim selber hat mir gar nichts gesagt», sagt Fekredin Dzemaili. Er schaut sich die Sendung mit seiner Frau an. Und sieht und hört, wie ihm sein Sohn unter Tränen dafür dankt, was er alles für die Familie gemacht hat. Das ist auch für ihn ein sehr bewegender Moment. «Blerim ist sehr emotional. Wie meine Frau. Die hat auch während der ganzen Sendung geweint», sagt Fekredin. Aber auch ihm laufen die Tränen über die Wangen. «Wie er über seine Familie gesprochen hat, zeigt, dass wir ihn gut erzogen haben.»

Dann erzählt er von früher. Von der Zeit, als er in Mazedonien als Sportlehrer gearbeitet hat und daneben als Halbprofi Fussball spielte. Von der Zeit, als ihn, schon fast 30 Jahre alt, die wirtschaftliche Not über Umwege in die Schweiz geführt hat. Seine Frau, den kleinen Blerim und seinen älteren Bruder Betim musste Fekredin in Mazedonien zurücklassen. «So ist halt das Leben. Ich schaue nicht mit Groll zurück. Im Gegenteil, ich bin dankbar, dass mir die Schweiz diese Chance gegeben hat. Ich habe von Beginn weg nur gute und korrekte Leute getroffen.»

Fekredin weiss nach der Ankunft nicht wohin. Die erste Nacht verbringt er in einem Park am Zürcher Helvetiaplatz. Dann findet er Arbeit. Als Maurer auf dem Bau. Es sind lange Tage. Möglichst viele Überstunden. Am Abend ruft er seine Familie an. Aus der Telefonzelle. Wenn es das Budget erlaubt. «Manchmal hatten wir über Wochen keinen Kontakt.» Nach neun Monaten Arbeit fährt er dann jeweils mit seinem Auto zurück nach Mazedonien, zurück zu seiner Familie. «Ich habe alles getan, damit meine Kinder eine Perspektive haben. Da muss man halt Opfer bringen.» Es waren grosse Opfer. «Das Leiden war gross. Ich habe jeden Tag an meine Kinder gedacht.»

Nach einigen Jahren kann Fekredin dann seine Familie in die Schweiz holen. Die Mittel sind knapp, die Zeiten bleiben hart. Zu viert in einem Zimmer ist es eng. «Wir hatten kaum Bezugspersonen. Wir hatten nur uns. Das hat auch zusammengeschweisst», sagt Fekredin.

Aber seine Söhne gehen ihren Weg. Blerim wird Fussballer. Die ersten Fussballschuhe hat ihm sein Vater auf dem Flohmarkt am Helvetiaplatz gekauft. «Ich hatte jahrelang kein Geld für neue Schuhe. Blerim hat mich auf den Flohmarkt begleitet.»

Auch mit Schuhen vom Flohmarkt zeigt Blerim Dzemaili sein Talent. Und macht eine grosse Karriere. In der Nationalmannschaft muss er aber lange hinten anstehen. Er muss 30 Jahre alt werden, bis er zum unbestrittenen Stammspieler und Leistungsträger wird.

«Meine Karriere in der Nationalmannschaft steht vielleicht auch sinnbildlich für meine Familiengeschichte. Wir haben selten etwas geschenkt bekommen und mussten uns alles hart erarbeiten», sagt Dzemaili. Um dann anzufügen: «Doch, jemand hat mir etwas geschenkt. Lucien Favre hat mir als ganz junger Spieler sein Vertrauen geschenkt. Das vergesse ich ihm und dem FC Zürich nie.»

Und was hat er für Reaktionen auf sein emotionales Interview erhalten? «Ganz viele und nur positive. Ich schäme mich meiner Tränen nicht. Ich bin voller Leidenschaft und darum gibt es halt diese Emotionen», sagt er. Und ergänzt: «Ich habe halt ein grosses Herz.»

Dieses grosse Herz hat er auf und neben dem Platz. Seine Qualitäten sind auch heute im schwierigen Spiel gegen die Färöer Inseln gefragt. Und dann wieder in Bologna, in der Serie A. Danach steht auch der weitere Plan: Dzemaili möchte für die Montreal Impact in der MLS spielen.

Der Vertrag ist unterzeichnet. Und dann vielleicht zum Abschluss nochmals beim FC Zürich. Da, wo alles begonnen hat.

Sein Vater Fekredin kehrt mit seiner Frau 2008 nach Mazedonien zurück. Er ist gesundheitlich angeschlagen. «Aber ich bin für alle Entbehrungen entschädigt worden. Ich bin stolz auf meine Söhne», sagt er. Er wohnt in einem schönen Haus, er besucht regelmässig die Spiele von Blerim in Italien und er reist auch fast jeden Monat in die Schweiz und lebt dann bei Betim. «Meine Söhne danken mir. Und ich danke der Schweiz», sagt Fekredin zum Abschied.

Das emotionale Interview mit Blerim Dzemaili schauen übrigens nicht nur seine Eltern in Mazedonien. Auch sein Bruder sitzt mit seiner vierjährigen Tochter vor dem Fernseher. Und das kleine Mädchen fragt ihren Vater besorgt: «Warum ist mein Onkel Blerim so traurig?»

Onkel Blerim, mittlerweile selber Familienvater, ist nicht traurig. Nur stolz. Stolz auf seine Familie. Und das gibt halt manchmal Tränen.

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Das eindrückliche Interview lief am Montag im Schweizer Fernsehen. Als Nati-Star Blerim Dzemaili in der Sendung «sportlounge» auf seine Kindheit und die vaterlosen Monate zurückschaute, übermannten ihn die Gefühle. Wer das Interview verpasst hat: Auf der Homepage srf.ch ist es noch zu sehen.

Ein Rückblick rührt Dzemaili zu Tränen.
Ein Rückblick rührt Dzemaili zu Tränen.
SRF (Screenshot)

Das eindrückliche Interview lief am Montag im Schweizer Fernsehen. Als Nati-Star Blerim Dzemaili in der Sendung «sportlounge» auf seine Kindheit und die vaterlosen Monate zurückschaute, übermannten ihn die Gefühle. Wer das Interview verpasst hat: Auf der Homepage srf.ch ist es noch zu sehen.

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