Wird es jetzt endlich wieder Liebe?
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Nach nach 486 Tagen:Shaqiri ist zurück in der Schweizer Nati

Shaqiri und die Nati
Wird es jetzt endlich wieder Liebe?

Am Mittwoch spielt Xherdan Shaqiri (28) erstmals nach 486 Tagen wieder für die Nati. Nach Irritationen, Verstimmungen und Wechsel-Gerüchten. Doch warum polarisiert Shaqiri so? BLICK spricht mit Weggefährten.
Publiziert: 04.10.2020 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2020 um 22:38 Uhr
Andreas Böni

Die deutsche Büroangestellte arbeitet seit kurzem in der Schweiz und kommt sofort mit den Champignons. «Bei euch in der Schweiz ist es doch so: Ihr wollt alle gleichförmig haben. Streckt ein Pilz seinen Kopf zu weit hoch, wird er abgeschnitten. Darum haben es Stars aus dem Sport bei euch so schwer.»

«Piiilz», so nennen sich die Nati-Stars untereinander. Wenn sich die Mannschaft am Montag trifft, ist auch Xherdan Shaqiri (28) wieder dabei. 486 Tage nach seinem letzten Länderspiel gibt er am Mittwoch in St. Gallen beim Test gegen Kroatien sein Comeback. Danach stehen die Nations-League-Partien in Spanien (10. Oktober) und Deutschland (13. Oktober) an.

Bis am Montagabend muss er auch seine Zukunft geklärt haben: Dann schliesst das internationale Transferfenster. Dass er im unwichtigen Liga-Pokal fehlte, wird als klares Wechselsignal gedeutet. Zumal sein Trainer Jürgen Klopp geheimnisvoll sagte: « «Ich darf und will nichts darüber sagen. Er ist nicht verletzt und hat nichts falsch gemacht. Es ist die Zeit des Jahres, in der Trainer Informationen bekommen und wir dementsprechend reagieren müssen.»

Mit 17 begann beim FC Basel alles: Shaqiri (3. v. r.) feiert mit Marco Streller, Antonio da Silva, Carlitos, Bruder-Berater Erdin und Beg Ferati seinen ersten Meister-Titel.
Foto: Blicksport
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Gerüchte um Klubs wie Sevilla oder Lazio Rom sind im Umlauf. Aber so oder so sind auch die drei Länderspiele wichtig für den Liverpool-Star, der in der Nati über Monate verletzt und manchmal auch verstimmt fehlte. Wird es jetzt wieder Liebe zwischen Shaqiri und der Nati? Und warum polarisiert er so? SonntagsBlick auf Spurensuche mit Weggefährten.

Alles beginnt beim FC Basel. Im Jahr 2009 kommt er in die erste Mannschaft, 17 Jahre jung.

Anruf bei Bernhard Heusler (56), der damals gerade die operative Führung übernommen hatte

Herr Heusler, wann wurde Ihnen bewusst, was für ein Juwel Sie da haben?
Bernhard Heusler: Das war im Frühjahr 2009, als unser Nachwuchs-Chef Peter Knäbel zu mir sagte: «Wart ab, wenn der Junge spielt. Nach 10 Minuten stehen die Leute auf den Sitzen.» Das war für mich eine faszinierende Aussage, weil wir sonst sehr rational über Nachwuchsspieler sprachen. Und dann erinnere ich mich ans Sommer-Trainingslager 2009, als er bei einem Abendtraining in St. Moritz im Halbdunkeln mit den Verteidigern Katz und Maus spielte.

Wie war er mit 17 und wie hat er sich verändert?
Keine Ahnung. Für mich ist er immer noch der Gleiche, aber wir haben nur dann und wann Kontakt. Da masse ich mir kein Urteil zu. Aber sein Blut, seine Wurzeln, gepaart mit der Schweizer Mentalität, das war schon ein unglaublicher Mix im damaligen FCB Team. Als wir gegen Manchester United spielten, sprachen wir Schweizer viel von Respekt. Shaq und Granit Xhaka sagten, so what, spielen wir. Als wir auswärts aus dem 0:3 ein 3:3 machten, regte sich Granit auf, dass wir nicht gewonnen haben. Und Shaq gab beim 2:1-Sieg zuhause zwei Assists. Von dieser Furchtlosigkeit, dieser Mischung der Mentalitäten lebt die Nati seit Jahren.

Warum polarisiert er so bei den Fans?
Er gehört zur Sorte Fussballer, die aus einem braven Team herausragen, den vielzitierten Unterschied machen können. Hakan Yakin war auch so ein Typ. Auch er polarisierte als Fussballer und Mensch. Vielleicht sind die Erwartungen, die man an solche Ausnahmespieler stellt, schlicht übertrieben hoch.

Austausch mit Thorsten Fink (52), zuletzt Trainer bei Vissel Kobe in Japan

Herr Fink, warum holten Sie ihn mit 17 in die erste Mannschaft?
Thorsten Fink: Es beeindruckte mich, welch frechen Pässe er spielt, welch entscheidende Dinge er auf dem Platz tat. Nun muss er einfach schauen, dass er wieder regelmässiger spielt, Rhythmus hat. Denn gerade für die Nati ist er ein wichtiger Spieler, weil er Leute mitnehmen und begeistern kann.

Warum mögen ihn die einen Fans und die anderen nicht?
Weil er ein Typ mit Ecken und Kanten ist. Weil er ein Schlitzohr ist. Und vielleicht, weil er kein angepasster Profi ist. Schon damals sah man, dass er immer wieder seine Freiheiten braucht und man gab sie ihm. Immer mit dem Gedanken, dass er der kreative Kopf bleiben muss.

Der Freigeist ist er auch in der Nati – er dankt es mit 22 Toren in 82 Spielen bis heute. Mit 18 nimmt ihn Ottmar Hitzfeld (71) mit zur WM 2010 nach Südafrika.

Anruf beim Ex-Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld (2008 bis 2014)

Herr Hitzfeld, wie sehen Sie Shaqiri als Mensch?
Ottmar Hitzfeld: Er ist ein guter Typ, ein toller Typ. Er war sofort in der Gruppe integriert, die anderen Spieler hatten ihn gern. Auf dem Platz war er unbekümmert, tat überraschende Dinge. Und für mich als Trainer war er immer problemlos als Mensch, wir konnten es immer gut zusammen - und seine Leistung hat er immer gebracht.

Hat er diese Unbekümmertheit verloren?
Ja, die hat er abgelegt. Aber ich bin sicher, sie käme zurück, wenn er regelmässig spielt. So kommt er rein und hat immer einen riesen Druck. Darum glaube ich, dass ein Wechsel für ihn besser wäre.

Warum polarisiert er so?
Weil er so viel könnte und es momentan nicht bringt oder bringen kann, weil er Ersatz ist. Es ist ein Teufelskreis: Die fehlt die Spielpraxis, du musst von 0 auf 100 alles zeigen und verletzt dich als explosiver Sprintertyp dann schnell. Aber er kommt da raus, er ist im besten Alter.

Er war verstimmt, weil Granit Xhaka die Captain-Binde bekam und nicht er.
Ach, das sind Dinge, die gehören zum Alltag. Die hat man zu akzeptieren. Granit ist Leistungsträger bei Arsenal, da gibt’s gar keine Diskussion. Aber ich finde trotzdem, dass er starke Transfers gemacht hat von den Klubs her, da hat sein Bruder einen guten Job gemacht.

Doch der Durchbruch bei Klubs wie Bayern, Inter oder Liverpool gelang ihm nicht. Über die Jahre in Kontakt mit ihm ist Marco Streller (39). In Basel und in der Nati spielten sie zusammen. Und wie Shaqiri polarisierte auch der lange Stürmer über Jahre. Nachdem er in St. Gallen ausgepfiffen wurde, war er tief verletzt und trat kurzzeitig aus der Nati zurück.

Anruf beim Ex-FCB-Sportchef Marco Streller

Herr Streller, warum reagieren die Leute so unterschiedlich auf Shaqiri?
Marco Streller: Er polarisiert, weil er extrovertiert ist und selbstbewusst auftritt. Was ich alles sehr gut finde. Wenn Du erfolgreich bist, gehen halt auch die Meinungen über dich auseinander. Ich weiss nicht, ob wir je einen so erfolgreichen Spieler hatten, wenn man seine Titel zählt.

Ja, aber er war auch oft verletzt oder nicht Stammspieler.
Seine Karriere ist noch nicht vorbei. Wenn er seine Verletzungsgeschichte in den Griff bekommt, ist er im besten Fussballalter. Dann ist er zu allem fähig. Dann kann er in jeder Mannschaft Europas spielen. In Jeder. Ich traue ihm noch unglaublich viel zu.

Dann muss er aber mal länger gesund bleiben.
Klar, die vielen Verletzungen gehen nicht spurlos an einem vorbei. Und Fussballer sind meist sensibler, als sie zugeben. Das stresst ihn sicher mega. Aber ich weiss auch, dass er hart an sich arbeitet, dass das nicht mehr passiert.

Wie sehen Sie ihn als Typ?
Er ist ganz ein anständiger Kerl, sehr gut erzogen. Bei den Jungen zudem sehr beliebt. Die meisten Kinder in der Schweiz wollen so sein wie er. Wenn er Kinder sieht, nimmt er sich immer Zeit, total herzig. Ich habe ihn total gern.

Es sind gerade die älteren Nati-Spieler, die über Jahre ihre schützende Hand über Shaqiri halten. Weil sie ihn mögen und seine Fähigkeiten schätzen. So auch Gelson Fernandes (34), der acht Jahre mit ihm gemeinsam in der Nati spielt.

Gelson sitzt bei der Fifa, wo er nun nach dem Karrierenende reinschnuppert

Gelson, warum mögen einige Shaqiri nicht?
Gelson Fernandes: Ich glaube nicht, dass das stimmt. Man darf nie vergessen, was er für unser Land getan hat. Das darf man nie vergessen. Drei Tore in einem WM-Spiel gegen Honduras, ein Traumtor an der EM gegen Polen und auch sonst ganz viele. Aber mal ehrlich: Es ist auch schwer für einen Shaqiri, mit diesem Druck zu leben.

Wie meinen Sie das?
Er war am Anfang unser kleines Maskottchen. Frech, immer zufrieden. Inzwischen ist er ein Mann geworden, der Star. Bei jedem Training der Nati interessierte sich keiner für uns, alle nur für ihn. Bei jedem Sponsorentermin wollten alle Shaqiri, er macht immer alles mit. Ich habe ein paar Autogrammstunden mit ihm gemacht: Was um ihn abgeht, ist unglaublich. Überall, wo er hingeht, kommen alle auf ihn zu. Er muss unglaublich viel Energie dafür aufwenden. Das braucht Kraft, weil er offen ist und sich Zeit für jedes Kind nimmt.

Wie sehr fehlte er der Nati zuletzt?
Wir wissen alle, dass die Schweiz einen guten Shaqiri braucht. Er ist der mit Abstand talentierteste Spieler, den wir je hatten.

Nicht Stéphane Chapuisat?
Vielleicht. Aber er konnte in grossen Turnieren nie so den Unterschied machen wie Shaqiri das kann.

Neben Gelson sitzt Pascal Zuberbühler (49), auch ein Ex-Nati-Goalie, der polarisierte

Herr Zuberbühler, Shaqiri steht kurz vor einem Wechsel. Gut so?
Ja. Er muss niemandem mehr beweisen, was er kann. Aber für mich ist klar, dass er zu einem Klub gehen muss, in dem er immer spielt.

Warum polarisiert er so?
Weil er ein Ausnahmekönner ist mit einer unglaublichen Technik. Das schauen sich die Leute gerne an, wenn einer so «secklet». Die Fans schauen lieber einem Kleinen zu wenn er abgeht wie Speedy Gonzalez wie einem langen Kerl. Das ist doch schöner anzuschauen. Ich hoffe, dass wir ihn demnächst immer wieder auf dem Platz sehen.

Wie viel Prozent seines Talentes hat er ausgeschöpft?
Er hat immer noch 15 Prozent, die ungenutzt sind.

Dieses Talent auch wieder für die Nati zu nutzen, das ist die Mission der SFV-Bosse. Denn sie wissen: Shaqiri ist sensibel. Das zeigt auch, dass er sich wohl Haare transplantieren liess, weil das Haupt langsam lichter wurde.

Es war letzten Herbst, als er freiwillig auf die Nati verzichtete. Es war eine Mischung aus Verstimmung und weil er sich offenbar nicht gänzlich wohl fühlte. Es war für Shaqiri auch schwer zu verstehen, dass ihn der ein Jahr jüngere Granit Xhaka in der Hierarchie überholt hatte und Captain wurde.

Vergangenheit. Erst reiste Nati-Manager Pierluigi Tami zu Shaqiri, dann gab es ein zweites Treffen mit Vladimir Petkovic. Der Nati-Trainer ist es auch, der am Freitag die Nominierung von Shaqiri für die Länderspiele bekannt gibt. Und viel zu Shaqiri gefragt wird.

Das sagt Vladimir Petkovic

Herr Petkovic, wissen Sie, wohin Shaqiri wechselt?
Vladimir Petkovic: Nein, ich weiss nicht, ob er wechselt und in welche Richtung es gehen würde. Ich stehe ihm aber zur Verfügung, wenn er meine Meinung braucht.

Wie sehen Sie seine Situation in der Nati nach so langer Absenz?
Ich glaube, Xherdan braucht jetzt auch unsere Hilfe und wir brauchen seine Hilfe. Es ist eine Win-win-Situation. Er hat in jenem Spiel für Liverpool gegen Lincoln Lust gezeigt, seinen Spielwitz, seine Qualität. Er kann aus nichts etwas machen. Das brauchen wir, das sah man gegen die Ukraine und gegen Deutschland.

Wie geht er mit der Situation um?
Für ihn ist es immer wieder okay. Er ist optimistisch. Er schaut immer positiv nach vorne. Man muss aber auch realistisch sein. Was ihn mehr getroffen hat, sind die Verletzungen. Wenn du nicht gesund bist, ist es schwierig etwas zu machen. Ich hoffe, er trifft die richtige Entscheidung mit seinem Umfeld.

Liga A, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
2
2
6
2
Kroatien
Kroatien
2
0
3
3
Polen
Polen
2
0
3
4
Schottland
Schottland
2
-2
0
Liga A, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Italien
Italien
2
3
6
2
Frankreich
Frankreich
2
0
3
3
Belgien
Belgien
2
0
3
4
Israel
Israel
2
-3
0
Liga A, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
2
5
4
2
Niederlande
Niederlande
2
3
4
3
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
2
-3
1
4
Ungarn
Ungarn
2
-5
1
Liga A, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Dänemark
Dänemark
2
4
6
2
Spanien
Spanien
2
3
4
3
Serbien
Serbien
2
-2
1
4
Schweiz
Schweiz
2
-5
0
Liga B, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Georgien
Georgien
2
4
6
2
Albanien
Albanien
2
0
3
3
Tschechien
Tschechien
2
-2
3
4
Ukraine
Ukraine
2
-2
0
Liga B, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Griechenland
Griechenland
2
5
6
2
England
England
2
4
6
3
Irland
Irland
2
-4
0
4
Finnland
Finnland
2
-5
0
Liga B, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Slowenien
Slowenien
2
3
4
2
Norwegen
Norwegen
2
1
4
3
Österreich
Österreich
2
-1
1
4
Kasachstan
Kasachstan
2
-3
1
Liga B, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Türkei
Türkei
2
2
4
2
Wales
Wales
2
1
4
3
Island
Island
2
0
3
4
Montenegro
Montenegro
2
-3
0
Liga C, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweden
Schweden
2
5
6
2
Slowakei
Slowakei
2
3
6
3
Aserbaidschan
Aserbaidschan
2
-4
0
4
Estland
Estland
2
-4
0
Liga C, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
2
5
6
2
Kosovo
Kosovo
2
1
3
3
Zypern
Zypern
2
-3
3
4
Litauen
Litauen
2
-3
0
Liga C, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Belarus
Belarus
2
1
4
1
Bulgarien
Bulgarien
2
1
4
3
Nordirland
Nordirland
2
1
3
4
Luxemburg
Luxemburg
2
-3
0
Liga C, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
2
2
4
2
Armenien
Armenien
2
1
3
3
Lettland
Lettland
2
-2
3
4
Färöer
Färöer
2
-1
1
Liga D, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
San Marino
San Marino
1
1
3
2
Gibraltar
Gibraltar
1
0
1
3
Liechtenstein
Liechtenstein
2
-1
1
Liga D, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Moldawien
Moldawien
1
2
3
2
Malta
Malta
2
-1
3
3
Andorra
Andorra
1
-1
0
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