So dreckig ist der Schweizer Amateur-Fussball
«Ich ekle mich noch immer»

«Attacke auf Schiri! Dieser Kicker ist 50 Jahre gesperrt», titelte BLICK am Freitag. Nicht immer ist die Welt in den unteren Ligen heil. Die 10 grössten Skandale im Regional-Fussball.
Publiziert: 31.10.2014 um 21:18 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:27 Uhr
Mitarbeit: Matthias Dubach, Sandro Inguscio, Lars Gansäuer, Sam Urech

2014: Urin-Skandal in Baden
Igitt! Hinter dem Tor von FC-Muri-Goalie Reto Felder lassen sich FC-Baden-Fans vom Balljungen die Trinkflasche des Keepers reichen. Ausgeleert, reingepinkelt, heimlich zurückgelegt. Als Felder trinken will, johlen Fans: «Du hast dich mit Aids angesteckt!» Nach der Piss-Attacke untersucht der FC Baden den Vorfall intern. Felder reicht Anzeige gegen unbekannt ein und sagt: «Ich habe immer noch Ekelgefühle.»

2014: Masseurin nach Sex-Eklat entlassen
Es geschieht in Zürich: Die Meisterfeier des 2.-Ligisten Lenzburg gerät im Club Mascotte aus dem Ruder. Team-Masseurin Carmen (41, Name geändert) befriedigt einen Spieler mit der Hand, die halbe Mannschaft schaut zu, einer filmt mit. Das Video macht im Verein die Runde. Alle Löschaktionen kommen zu spät. Carmen wird fristlos entlassen und sagt: «Ich weiss vom Vorfall nichts mehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass mir etwas ins Getränk gemixt wurde.»

2014: Junioren-Eltern ausser Rand und Band
Im Tessin knallts schon bei Spielen von D-Junioren (13-14 Jahre). Neben dem Spielfeld. Im April drehen Eltern durch, es kommt zu diversen Aggres­sionen gegen einen Mini-Schiedsrichter (14-16 Jahre). Neben verbaler Gewalt vor den Augen der eigenen Kinder werden dem Ref auch Faustschläge angedroht.

Zum Kotzen: Sogenannte Fans des FC Baden pinkelten in die Trinkflasche von Muri-Goalie Reto Felder.
Foto: Sven Thomann
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2014: Schlägerei im Trainingslager
Der FC Bellach (2. Liga) will im Trainingslager auf Gran Canaria am Teamgeist feilen. Es passiert das Gegenteil. Bei einem Zoff zwischen zwei Spielern schreitet der Klub-Präsident ein – einer der Spieler ist sein Sohn. Wer genau wen und warum provoziert hat, ist nicht konstruierbar. Klar ist bloss: Die spanische Polizei schreitet mit Schlagstöcken ein. Einer der Spieler bricht sich die Hand. Wegen des Handgemenges – oder weil er sie selber aus Wut gegen eine Wand geschlagen hat? Nach der Rückkehr nach Bellach SO redet niemand öffentlich über die Wild-West-Szenen auf der Insel.

2013:  A-Junior schlägt Schiri bewusstlos
Ein A-Junior wird im Spiel Gossau ZH gegen Fehraltorf/Russikon vom Platz gestellt. Nach dem Abpfiff dreht er durch und schlägt den Ref bewusstlos. Dieser erleidet Prellungen und eine Gehirnerschütterung, muss ins Krankenhaus. Der Täter wird vom FC Fehraltorf umgehend aus dem Verein geschmissen und lange gesperrt.

2012: Junioren missbrauchen Mitspieler mit Besenstiel
Schock im 5000-Seelen-Dorf St. Imier BE: Vier 10- bis 12-jährige Junioren fallen in der Kabine über einen Mitspieler her. Sie wollen ihn mit einem Besenstiel vergewaltigen. Der Bub erleidet Verletzungen, die Täter werden aus dem Klub ausgeschlossen. Es kommt heraus, dass es kein Einzelfall war. Die Vergewaltigungen seien eine Art Ritual gewesen.

2012: Bachelor-Brüder spielen falsch
Die Brüder von Bachelor-Vujo spielen 2012 bei Rapperswil in der 1. Liga. Nikolaj und Aleksandar Gavric helfen ohne gültige Spielerpässe im 4.-Liga-Abstiegskampf dem Stadtzürcher Team Republika Srpska aus. Ein Gegenspieler vom Racing Club ZH entdeckt das falsche Spiel. Der Schiri will nach dem Spiel die Identität überprüfen. Aleks und Nikolaj verlassen den Platz fluchtartig und brausen noch im Trikot mit dem Auto davon. Beide werden ein Jahr gesperrt.

2009: 4.-Liga-Schlägerei kommt vor CAS
Nach dem Abpfiff der 4.-Liga-Partie Neuenhof AG gegen den Badener Quartierverein Kappelerhof geht es rund. Neuenhof-Trainer Giuseppe T. wird auf dem Weg in die Kabine geschlagen und getreten. Er sagt: «Das war ein Fan und kein Spieler.» Er hat recht – wie sich zeigt. Aber der Schiri notiert den Spielertrainer und zwei weitere Akteure von Kappelerhof als Täter. Sie werden vom Aargauer Fussballverband (AFV) gesperrt, ein Rekurs abgeschmettert. Der Klub zieht den Fall vor den inter­nationalen Sportgerichtshof CAS – alle Kappelerhof-Beteiligten werden freigesprochen.

2009: FC Gossau in Wettskandal verwickelt
Der Aufstieg in die Challenge League wird für den FC Gossau SG zum Albtraum. Es kommt heraus, dass zwei Spieler in den grössten Wettskandal des europäischen Fussballs verwickelt waren. Spieler Mario Bigoni (Bild, r.) gesteht eine Mit­täterschaft, die  Goalies Christian Leite und Darko Damjanovic werden freigesprochen. Bigoni stirbt zwei Jahre später unter nie ganz geklärten Umständen.

2004: Trainer vor dem Aufstiegsspiel verhaftet
Der FC Kreuzlingen spielt gegen Baulmes um den Aufstieg in die Challenge League. Nicht dabei im entscheidenden Rückspiel im Waadtland ist Kreuzlingen-Trainer Willy Scheepers. Der Holländer wird kurz vor dem Spiel von Bundesbeamten verhaftet! Der Coach soll wegen Cannabis gegen das Betäubungsmittelgesetz verstossen haben. 102 Tage sitzt Scheepers in U-Haft, am Ende wird er freigesprochen. Kreuzlingen verliert in der Verlängerung, Baulmes steigt auf.

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