Basel-Besitzer Bernhard Burgener
«Es gibt immer wieder Leute, die den FCB kaufen wollen»

Basel-Präsident Bernhard Burgener erklärt, warum er die Spieler hinter dem Rücken von Trainer Koller empfing. «Wenn das ein Hintergehen ist, verstehe ich die Welt nicht mehr!»
Publiziert: 22.12.2018 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2019 um 11:51 Uhr
FCB-Besitzer Bernahrd Burgener äussert sich im grossen BLICK-Interview zu den nicht sorglosen Monaten in Basel …
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Andreas Böni

BLICK: Herr Burgener, Sie gelten als ­erfolgreicher Filme-Vermarkter. Sind Sie auch ein guter Schauspieler?
Bernhard Burgener: Nein, bin ich nicht. Ich könnte nur mich selbst spielen. Aber als Schauspieler muss man in andere Rollen schlüpfen, das passt nicht zu mir.

«Der FC Basel spielt heile Welt», schreibt die «Aargauer Zeitung» nach der Vorrunden-Bilanz von Marco Streller und Marcel Koller. Wir gehen davon aus, dass Sie in diesem Interview auch alles schönreden werden.
Ich bin der Letzte, der alles schönredet. Ich analysiere stets die Realität.

Diese besagt neben Platz 2 und 19 Punkte Rückstand auf YB: Sie haben Ihren Trainer hintergangen, indem Sie die Spieler bei sich empfangen haben.
Nein, das stimmt nicht. Die Spieler sind mit der Bitte an mich heran-getreten, mit mir zu reden. Weil ich für eine Geschäftsreise direkt zum Flughafen musste, habe ich sie dann bei mir im Büro empfangen. Ich habe ihnen zugehört und sie gebeten, mit unserem Trainer die Themen zu besprechen.

Warum haben Sie die Spieler ­allein empfangen? Sie hätten Marcel Koller dazunehmen ­können. Aber so, entschuldigen Sie, haben Sie seine Autorität untergraben.
Ich trage die Verantwortung für rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Firmen­gruppe. Wenn jemand mit mir reden will, dann darf er das. Wir sind auch beim FC Basel wie eine Familie, da darf man auch mit dem Präsidenten reden. Wenn das ein Hintergehen ist, verstehe ich die Welt nicht mehr. Es ist einer meiner Grundsätze, Menschen zuzuhören.

Man hat das Gefühl, dass viele in Ihrer Organisation nicht zusammen harmonieren. Und Marcel Koller war nicht die Wunschlösung von Marco Streller.
Wer behauptet so was? Ich bin der Empfehlung der technischen Kommission gefolgt, dieser gehört Marco Streller an.

Burgener hörte auf den Rat der technischen Kommission, der auch Sportchef Streller (l.) angehört.
Foto: KEY

Lange hatte man das Gefühl, dass einer der beiden gehen könnte. Bis es zu einer heilsamen Aussprache kam.
Nach den verlorenen Spielen gegen Thun und YB ist doch klar, dass man miteinander redet. Ist bei ­Ihnen auf der BLICK-Redaktion ­immer gleich jedes Gespräch eine Aussprache? Diese Dramatik geht mir zu weit. Und egal, ob Streller oder Koller: Ich schätze sie beide sehr und will nicht, dass einer geht.

Die beiden gaben eine einträchtige Presse-Abschluss-Konferenz. Der «Basler Zeitung» gefiel nicht, dass Sie nicht Bilanz ­zogen. Sie nennt Sie den «latent abwesenden» Präsidenten.
Roland Heri, Marco Streller und Marcel Koller haben das bestens ­gemacht. Ich sehe das auch nicht als Aufgabe des Präsidenten. Ich bin ein Präsident, der nicht im Rampenlicht sein muss.

Gibt es die Über-legung, Streller aus dem Tagesgeschäft herauszunehmen und zum Vizepräsidenten zu machen?Ich kann nicht immer alle Gerüchte kommentieren. Das ist wie bei der neunköpfigen Hydra aus der griechischen Mythologie: Schlägst du dieser Schlange einen Kopf ab, wachsen zwei nach. Diese ­Gerüchte gehören zu dieser Unterhaltungswelt. Die Medien kämpfen ums Überleben, schlechte News verkaufen sich besser. Damit müssen wir leben.

Wie Basel mit einer weiteren ­Saison ohne Meistertitel.
Als ich unser Konzept präsentierte, begann ich mit den Worten: «Nichts mehr wird so sein wie bisher.» ­Einen Umbruch habe ich angekündigt. Bernhard Heusler und sein Team haben den Verein auf ein ­Rekordniveau geführt und mit ­einem Umsatz von rund 132 Millionen Schweizer Franken Geschichte geschrieben. Chapeau! Unser Ziel ist es, mit unserem Plan von 2017 bis 2020 den Verein so aufzustellen, dass er langfristig auch mit weniger Umsatz erfolgreich ist. Aber der ­Titelgewinn und eine Teilnahme an den europäischen Wettbewerben gehört definitiv weiterhin jede ­Saison zu unseren Zielen.

«Bernhard Heusler (r.) und sein Team haben den Verein auf ein Rekordniveau geführt.»

Haben Sie den FCB kaputt gespart?
Nein. Es geht um Nachhaltigkeit. Die Reduktion unseres Profikaders auf rund 16 bis 18 Spieler, 6 bis 8 Junioren und rund 8 bis 10 Spieler aus unserer Region.

Das interessiert in Basel keinen, wenn man keine Titel holt.
Ich bin oft in der Stadt unterwegs und zu mir sind viele aufmunternd, dass sie den neuen Weg ­mögen. Zum Beispiel, dass wir neun «Basler» im Kader haben oder dass wieder vermehrt junge Spieler zum Einsatz kommen.

Schön und recht. 19 Punkte Rückstand auf YB ist trotzdem ein Brett und peinlich für den FC Basel.
Ja, und auch mit dem Ausscheiden in der Champions und Europa League sind wir absolut nicht ­zufrieden. Diese Ziele haben wir klar verfehlt. Und die grosse Ent­täuschung kann ich sehr gut ver­stehen. Aber gerne würde ich noch ­anführen, was im Sommer passierte. Die internationalen Klubs schauen sich auch Statistiken an: Sie kauften uns die beiden Spieler mit den meisten Skorerpunkten weg – Mohamed Elyounoussi und Michael Lang. Dazu den, der am wenigsten Tore kassierte – Tomas Vaclik. Wir wollten nach Manuel Akanji und Renato Steffen im Winter keine Spieler mehr im Sommer abgeben.

Diese Transfers gaben etwa Einnahmen von rund 50 Millionen Franken. Dann investieren Sie im Winter doch mal deren 20.
Wir waren bei der Analyse. Schauen wir unser Kader an. Suchy, der für die beste Abwehr der Schweiz stand, verletzte sich. Mit Zambrano holten wir einen Top-Verteidiger, der sich sofort verletzte. Balanta, Campo, Bua oder Omlin fielen ebenfalls lange aus. Wenn alle zurück sind, dann gibt es keinen Grund, viel Geld zu investieren.

Wenn Sie weiter hinter YB ­herhinken wollen, dann muss man das nicht. Oder glauben Sie, dass man mit diesem Team YB fordern kann?
Natürlich.

Man unterstellte Raphael Wicky, dass er das Team nicht fit ­gebracht hat und man bis heute darunter leide.
Ich glaube da eher an ein mentales Problem, dass wir nach 60 bis 70 Minuten jeweils einbrachen. Gegen den FCZ hatte ich auch das Gefühl, dass es kippen könnte. Da machte der Trainer etwas Interessantes: Er wechselte Kuzmanovic ein, der ­sofort Ruhe ins Spiel brachte.

Die neuliche Einwechslung Kuzmanovics bezeichnet Burgener als «interessant».
Foto: KEY

Sie sitzen mit Timm Klose von Norwich in einem Verwaltungsrat, kennen seine Mutter gut. Kommt er?
Ich schätze ihn menschlich und auch als Fussballer sehr, werde aber seinen Namen nicht öffentlich diskutieren. Ich vertraue unserer technischen Kommission mit Marco, Alex Frei, Massimo Ceccaroni und Ruedi Zbinden. Sie machen einen sehr guten Job.

Man spricht in Ihrem Umfeld von Schattenfiguren, die auf Sie einreden. Welche Funktion hat Karli Odermatt?
Er ist einer meiner besten Freunde, sitzt im Stadion neben mir. Klar, dass wir da auch über Fussball reden. Er arbeitete sehr erfolgreich im Marketing, ist eine ­Legende, Ehrenkapitän und ­betreut unsere Sponsoren und Donatoren.

Der Banker Eric Sarasin, der gerne statt Ihnen den FCB ­gekauft hätte, sagte, Streller sei Ihr grösster Fehler: «Das ist, wie wenn man den Lehrling zum Bankenchef macht.»Ich äussere mich nicht über ihn.

Scheint fast so, als wollte er sich als neuer Käufer positionieren. Verkaufen Sie den FC Basel?
Nein. Aber es gibt immer wieder Leute und Vermittler, die den FCB kaufen wollen. Ich blocke solche Dinge ab. Der FC Basel steht nicht zum Verkauf. Ich freue mich, noch ein paar Jahre im Amt zu bleiben. Ich schliesse aber Partnerschaften und strategisches Zusammenarbeiten wie zum Beispiel mit Bayern München nicht aus.

Würden Sie den FC Basel an Katari verkaufen?
Mein Herz ist mit dem FC Basel verbunden. Der FC Basel soll baslerisch bleiben, auch in Zukunft.

Dieses Geschäftsjahr wird ­wegen der Transfers grossartige Einnahmen bringen. Zahlen Sie sich etwas aus?
Nein, auch wenn man mir das ­immer wieder unterstellt. Ich habe bisher keinen Franken herausgenommen, und dabei bleibts auch dieses Jahr. Jetzt geht es ­darum, uns fit für 2020 zu ­machen. Für 2019 steht der Titel in weiter Ferne, da geht es um Platz zwei. Aber in der nächsten ­Saison wollen wir wieder um den Meister-Kübel mitspielen und auch europäisch dabei sein.

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Persönlich:

Bernhard Burgener wird am 7. August 1957 in Basel unweit des St. Jakob-Parks geboren. Bereits mit 25 macht er sich selbstständig, ist mit 28 mehrfacher Millionär. Seit dem 1. Juli 2017 ist der Unternehmer ­Präsident des FCB, den er, je nach Quellen, für 15 bis 20 Millionen Franken erwarb. Privat wohnt Bernhard Burgener im Fricktaler Dorf Zeiningen AG, ist seit 1979 mit seiner Frau Romy zusammen (verheiratet seit 1991) und Vater der Kinder Robin (19) und Ramona (15).

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