«Bullshit, was Degen erzählte»
Klare Kante von Ex-FCB-Star Kasami

Nach seiner Wadenverletzung ist Olympiakos-Profi Pajtim Kasami (30) wieder fit. Und er nimmt im Gespräch wie gewohnt kein Blatt vor den Mund.
Publiziert: 18.11.2022 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 18:48 Uhr
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Stefan KreisReporter Fussball

Pajtim Kasami, Sie waren in Ihrer Karriere so gut wie nie verletzt. Nun haben Sie monatelang keinen Ernstkampf bestritten. Was ist passiert?
Das ist eine lange Geschichte, ich bin selber Schuld, habe zu viel trainiert, zu wenig auf meinen Körper gehört. Habe übersäuert. Und ich habe mir infolgedessen einen Bündelriss an der Wade zugezogen. Deshalb fiel ein Transfer nach Italien ins Wasser. Und deshalb hat sich mein Wechsel zu Olympiakos verzögert.

Nun trainieren Sie seit zwei Wochen wieder mit der Mannschaft, aber der Klubfussball pausiert. Verfolgen Sie die WM?
Sicher. Ich werde meinen Kollegen natürlich die Daumen drücken.

Was trauen Sie der Schweiz zu?
Wir reden immer vom Viertelfinal. Aber ich traue ihnen noch mehr zu. Zuerst aber musst du die Gruppe schaffen, das wird schwierig. Danach ist alles möglich.

Tränen beim FCB-Abschied: Pajtim Kasami.
Foto: keystone-sda.ch
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Sie sind 30 Jahre alt. Rechnen Sie noch mit einem Nati-Aufgebot?
Natürlich. Ich habe noch Ambitionen. Fühle mich gut, habe in den letzten Jahren beim FCB konstant gute Leistungen gezeigt.

Sie waren insgesamt fünf Jahre bei Sion und dem FCB. Bei zwei Klubs, die mit grossen Unruhen zu kämpfen hatten. Waren die Wechsel ein Fehler?
Ob Sion ein guter Schritt war, darüber kann man diskutieren. Der Wechsel zum FCB hingegen war richtig. Basel hatte immer Nati-Spieler, ist der beste Verein der Schweiz.

Trotz guter Leistungen in der Vorrunde, wurden Sie in der Winterpause öffentlich von David Degen kritisiert. Weil Sie sich zu wenig zum FCB bekennen würden.
Das ist Bullshit. Ich wollte bis zum letzten Tag alles für den FCB geben. Ich wurde öffentlich unter Druck gesetzt. Was mich erstaunt hat, denn mit solchen Aussagen schadest du der ganzen Mannschaft, dem Verein.

Gabs es Gespräche über eine Vertragsverlängerung?
Es gab den Dialog, ja. Aber ich sass nie mit David Degen am Verhandlungstisch. Nie Face to Face. Das lief alles über Davids Bruder Philipp, der mein Berater war.

Es heisst, Sie hätten beim FCB keinen Mega-Vertrag gehabt...
Ich habe beim Wechsel nicht aufs Finanzielle geschaut. Sondern auf die Adresse. Und die ist der FCB noch immer. Ich habe es geliebt, im Joggeli zu spielen. Das, was du dort erlebst, erlebst du sonst nur im Ausland.

Der FCB befand sich vor einem Jahr noch im Meisterrennen. Hatte zehn Punkte mehr auf dem Konto als aktuell. Warum der Einbruch?
Wir waren qualitativ besser. Es lief gut. Dann aber wurden in der Winterpause mit Cabral und Zhegrova wichtige Spieler verkauft. Und Coach Patrick Rahmen stand öffentlich in der Kritik. Alles, was gestimmt hat, ging kaputt. Am Ende holten wir trotzdem noch den zweiten Platz. Das war angesichts der Umstände eine grosse Leistung.

Nun liegt der FCB 14 Punkte hinter YB.
Basel ist momentan nicht dort, wo man hingehört. Weil man zu viele junge Spieler hat. Und weil man Schlüsselspieler verlor. Cabral und Zhegrova. Und Valentin Stocker hätte man vom Weitermachen überzeugen müssen.

Könnte er der Mannschaft aktuell helfen?
Natürlich. Ich habe ihn jeden Tag im Training gesehen. Er schaut auf seinen Körper. Und er war einer der besten Offensivspieler, die wir hatten.

Schauen Sie nach Ihrer Verletzung nun auch besser auf Ihren Körper?
Ja. Ich war in den letzten Monaten wie ein Pferd, das nicht gesteuert wurde. Ich werde aus der ganzen Geschichte lernen. Und besser auf Warnsignale achten.

Sie haben die letzten Wochen so oft bei Ärzten und Physios verbracht, wie in Ihrer ganzen Karriere zusammen. Hilft Ihnen in solch schwierigen Situationen der Glauben?
Das hilft mir mental extrem. Man findet die innere Ruhe, man ist klarer, man sieht, was für Werte wichtig sind. Dass wir Essen haben, dass wir gesund sind, dass wir ein Gefühl haben für die Menschen, die nicht jeden Tag Wasser haben. Dass man auf den Boden zurückkommt. Demütig wird. Dass man schätzt, was wir haben.

Wieder Fussball spielen zu können zum Beispiel?
Ja. Ich habe die schwierigste Situation meiner Karriere hinter mir. Und ich spüre eine Wut in mir. Ich kann es kaum erwarten, wieder zu tackeln, wieder zu spielen, wieder Emotionen zu zeigen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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