«Bei mir hats am Talent gefehlt»
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CS-CEO Helfenstein:«Bei mir hats am Talent gefehlt»

CS-Boss André Helfenstein
Ihm «gehört» jetzt die Super League

Die oberste Schweizer Fussball-Liga trägt einen neuen Namen: Credit Suisse Super League. CS-CEO André Helfenstein (54) erklärt, weshalb sein Herz für den FCZ schlägt und wie bei ihm mangelndes Talent als Kicker die Weltkarriere verhinderte.
Publiziert: 23.07.2021 um 07:56 Uhr
Helfensteins Credit Suisse hat sich für die nächsten vier Jahre das Namensrecht der Super League gesichert.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Sie haben selber gekickt, in der dritten Liga. Was waren Ihre Stärken?
André Helfenstein: Damals gab es noch Liberos und Vorstopper, das waren meine Positionen. Man hat zu meiner Zeit noch Manndeckung gespielt. Ich war robust und zweikampfstark.

Woran ist Ihre Weltkarriere als Fussballer gescheitert?
Am Talent. Ganz klar. Ich habe bei Thalwil gespielt und während dem Gymi in Davos. Ich war sogar mal noch in der Bündner Auswahl. Da hat man dann schon gesehen, wer richtig «tschutten» kann. Das war frappant. Da fehlte mir etwas. Bis ich zehn war, stand ich übrigens im Tor, ich war Goalie. Ein guter Goalie. Danach wollte ich Tore schiessen und wechselte deshalb aufs Feld. Das war sicher nicht der beste Wechsel. Für die Weltkarriere hätte es auch im Tor nicht gereicht, aber ich wäre sicher besser gewesen.

Wagen Sie sich heute manchmal noch auf den Rasen?
Nicht mehr! Ich habe vor zwei Jahren das Kreuzband gerissen. Grümpelturniere oder allgemein Fussball auf Rasen lasse ich bleiben. Aber klar, wenn irgendwo ein Ball rumliegt, am Strand oder so, dann muss ich den kicken - das trägt man einfach in sich.

Was ist heute ihr Sport?
Ich fahre gern Velo, ich schwimme immer mehr. Ich nehme gerade Stunden, um meinen Schwimmstil zu verbessern.

Und für wen schlägt Ihr Herz im Fussball?
Für den FC Zürich.

Oh, ich bin überrascht, dass sie das so klar sagen. Ich habe schon befürchtet, dass Sie sich in eine diplomatische Aussage flüchten und nicht klar Stellung beziehen...
Damit habe ich kein Problem. Das hat in den Siebzigerjahren angefangen, mit mir und dem FCZ. Kuhn, Risi, Scheiwiler, Bottéron… das war schon als Bub meine Mannschaft und das ist immer so geblieben. International schlägt mein Herz für Liverpool, ich war mit meinem Vater mal an einem Europacup-Match, das war ein grosses Erlebnis für mich. In Deutschland mag ich seit jener Zeit den FC Bayern, Beckenbauer war einer meiner Helden.

Wie oft gehen Sie heute noch ins Stadion?
Nicht mehr so oft. Ehrlich gesagt war ich zuletzt nur ein- bis zweimal pro Jahr Fussballschauen. Das wird sich jetzt sicher wieder ändern.

Die Liga trägt für die nächsten vier Saisons den Namen Ihrer Bank. Was erhoffen Sie sich von diesem Engagement?
Ich freue mich, dass wir den Schweizer Sportfans etwas zurückgeben können. Wir werden Tickets vergeben, wir werden Treffen mit Fussballstars oder VIP-Stadionführungen verlosen.

Verstanden - alles gute Gründe, um endlich ein Konto bei euch zu eröffnen.
Nein, das braucht man nicht, um von diesen Dingen zu profitieren. Lassen Sie mich noch etwas erwähnen, das ist immer mein persönliches Highlight: Die Kinder, die mit den Stars einlaufen können. Diese glänzenden Augen, das ist einmalig. Dass wir dies nun auch in der Liga anbieten können, freut mich extrem.

Die Credit Suisse hat eine lange Geschichte im Sport-Sponsoring, speziell im Fussball. CS unterstützt seit drei Jahrzehnten die Schweizer Nationalmannschaft.
Nicht nur. Wir haben auch immer sehr viel in den Nachwuchs investiert und in die Frauen-Nationalmannschaft. Jetzt werden wir mit dem Liga-Sponsoring noch ein wenig breiter. So sind wir auch in den Regionen präsent. Das ist uns wichtig, das passt auch zur CS Schweiz.

Die Schweiz schaffte es erstmals seit Jahrzehnten wieder, in den Viertelfinal einer Endrunde einzuziehen. Wie wichtig sind solche Erfolge für einen Sponsor?
Klar, am Ende will man bei Erfolgen dabei sein. Wir unterstützen aus Überzeugung die Breite, freuen uns aber auch, wenn wir an der Spitze Erfolge feiern können.

Wie sehr ärgert sich ein Sponsor, wenn es nicht läuft, oder wenn die Spieler neben dem Platz die grösseren Geschichten liefern als auf dem Platz?
Ärger ist es nicht. Man ist viel eher traurig für die Mannschaft. Wir wünschen uns Euphorie in der Bevölkerung. Dieses öffentliche Feiern ist toll, wenn die ganze Schweiz mitfiebert. Wenn diese Feierlaune nicht aufkommt, dann finden wir als Sponsor das schade. Aber unser Engagement ist langfristig aufgebaut und steht und fällt nicht mit einem Erfolg.

Sie haben auch den englischen Pass. Als Fussballfan macht einen das flexibel. Haben Sie im Final mit den Engländern mitgefiebert?
Ja, das war praktisch. Mit England war es bei Turnieren zuletzt auch nicht immer einfach. Aber dieses Mal war es wirklich super. Final im Wembley - toll, auch wenn es nicht ganz gereicht hat. Meine Mutter ist Engländerin, mein Vater ist Schweizer. Ich bin hier geboren, habe aber natürlich zwei Herzen in meiner Brust.

Inwiefern sind Sie «gut Schweizerisch», was an Ihnen ist «britisch»?
Ich fühle mich durch und durch Schweizerisch. Habe aber durch meine Familie eine grosse Portion Weltoffenheit mitbekommen.

Mit welcher Position auf dem Spielfeld ist Ihr Stil als Manager vergleichbar?
Zentrales Mittelfeld. Ich bin eine Art Regisseur. Ich will mit dem Team unser Geschäft gestalten, nach vorne bringen. Aber es braucht die ganze Mannschaft, um Tore zu schiessen und zu verteidigen.

Was haben Sie als Manager vom Sport gelernt?
Teamwork, ganz klar. Ich habe zwar auch Tennis gespielt. Aber aus dem Fussball und dem Eishockey habe ich gelernt, wie man als Mannschaft funktioniert. Am meisten lernst du aus schwierigen Situationen. Erst die Krise schweisst dich richtig zusammen. Das habe ich als junger Sportler gelernt. Diese gemeinsamen Busfahrten, Teil eines grossen Ganzen zu sein, mal als Schlüsselspieler, mal als Ersatz, das prägt. Ich habe sicher auch den Siegeswillen aus dem Sport in mein Leben als Manager mitgenommen. Ich bin ein ehrgeiziger Typ. Und: Ich habe im Sport gelernt zu kämpfen. Von nichts kommt nichts.

Kommen wir nochmals auf «Ihre» Liga zu sprechen. Warum passt sie zur Credit Suisse?
Die Super League ist die beste Liga der Schweiz. Manchmal machen wir die Liga kleiner als sie ist. Natürlich sind die Stadien und der Fussball nicht vergleichbar mit der Premier League. Aber trotzdem: Schweizer Teams haben auch international immer wieder beachtliche Erfolge feiern können. Und: Die Super League hat immer wieder Spieler hervorgebracht, die international den Durchbruch geschafft haben. Nicht zuletzt ist die Super League ein Begegnungsort für die Menschen unseres Landes.

Wir wünschen uns ein spannendes Meisterrennen. Was spricht Ihrer Meinung nach dieses Jahr dafür?
Letztes Jahr war extrem! Ich bin überzeugt, dass es in der kommenden Saison wieder länger spannend bleiben wird. Basel wird stabiler sein, ich bin gespannt auf Servette, GC ist wieder dabei, endlich, die gehören doch einfach in die oberste Liga … YB muss den Trainerwechsel verdauen, die werden mehr herausgefordert sein als in der letzten Saison.

Können wir Ihnen einen Meistertipp «abluchsen»?
Das Meisterrennen wird enger, aber trotz allem wird YB den Titel wieder holen.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Luzern
FC Luzern
9
6
18
2
FC Zürich
FC Zürich
9
6
18
3
FC Lugano
FC Lugano
9
5
18
4
Servette FC
Servette FC
9
-2
17
5
FC St. Gallen
FC St. Gallen
9
6
14
6
FC Basel
FC Basel
9
7
13
7
FC Sion
FC Sion
9
3
12
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
9
-5
9
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
9
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8
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
9
-6
8
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FC Winterthur
FC Winterthur
9
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7
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
9
-6
6
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