«Alpstaeg ist nun nur noch mehr motiviert»
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Nach dem GV-Eklat:«Alpstaeg ist nun nur noch mehr motiviert»

Das Protokoll zum FCL-Eklat
So kams zur Alpstaeg-Demütigung

Am Mittwoch feierten die Alpstaeg-Gegner einen Teilsieg im Kampf gegen den Mehrheitsaktionär. Blick liefert das Protokoll eines denkwürdigen Abends in der Innerschweiz, an dem die nächste Eskalationsstufe gezündet wurde.
Publiziert: 22.12.2022 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2022 um 13:17 Uhr

Neben der Swisspor-Arena in der Luzerner Allmend hat in diesen Tagen der Zirkus Knie sein Zelt aufgeschlagen. Zirkus? Das passt symbolisch perfekt zu den Ereignissen, die sich seit einigen Monaten rund um den FC Luzern abspielen. Am Mittwochabend eskalierte an der Generalversammlung der FCL Holding AG der Machtkampf zwischen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg und dem Verwaltungsrat endgültig. Das Protokoll eines denkwürdigen Abends:

15.10 Uhr: Die Gruppe «Meh als 52», Unterstützer von Josef Bieri und der FCL-Führung, teilt auf ihrem Adventsblog mit, dass sie nun auch Aktien der FCL Holding AG besitze und an der ordentlichen Generalversammlung dabei sein werde. Josef Bieri hat in den vergangenen Wochen einen Teil seines 48-Prozent-Pakets an über 50 Einzelpersonen veräussert. Heisst: An der GV werden neben dem Verwaltungsrat nicht nur Alpstaeg, sondern auch die neuen Aktionäre teilnehmen.

16.59 Uhr: FCL-Verwaltungsratspräsident Stefan Wolf betritt gemeinsam mit Josef Bieri das Wirtshaus zum Schützenhaus – direkt neben der Swisspor-Arena gelegen und Schauplatz des nächsten Aktes im «Theater FCL». Hier findet ab 19 Uhr die ordentliche Generalversammlung der FCL Holding AG, der Mutter der drei operativen Aktiengesellschaften, statt. Weiterhin gilt die Absetzung des Verwaltungsrats durch Bernhard Alpstaeg als wahrscheinlichstes Szenario.

Bernhard Alpstaeg wollte an der FCL-GV den Verwaltungsrat absetzen – stattdessen wurde er düpiert und flüchtete nach der GV durch den Hinterausgang.
Foto: keystone-sda.ch
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17.22 Uhr: Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg (52 Prozent) kommt beim Wirtshaus zum Schützenhaus an, chauffiert von einem Bodyguard. Insgesamt sorgen an diesem Abend mehrere Personenschützer für seine Sicherheit. Alpstaeg steigt auf der Beifahrerseite aus und betritt durch den Haupteingang das Restaurant. In der hinteren Ecke des gut gefüllten Essraums wartet er auf seine Entourage (Anwälte und Kommunikationsberater). Ein Bodyguard wimmelt Personen ab, die sich Alpstaeg nähern wollen.

18 Uhr: Alpstaeg und seine Entourage begeben sich in den oberen Stock. Dort haben ihn Wolf, Bieri und die restlichen Verwaltungsräte zu einem Treffen gebeten. Sie teilen Alpstaeg mit, dass sie ihm an der gleich beginnenden GV 25 Prozent seiner Aktien wegnehmen werden. Hintergrund: In den Augen des Verwaltungsrats war der Übertrag dieses 25-Prozent-Paketes von Ex-Präsident Walter Stierli an Alpstaeg im Januar 2015 nicht rechtens. Gleichzeitig erfährt Alpstaeg, dass der Verwaltungsrat wegen dieses Deals Strafanzeige gegen ihn eingereicht habe.

18.12 Uhr: Alpstaeg kommt zurück in den Speisesaal. Weil sich dieser langsam aber sicher mit den neuen Kleinaktionären füllt, disloziert er. Zwei Bodyguards eskortieren Alpstaeg durch seine Gegenspieler hindurch in einen Nebenraum. Dort wartet er auf den Beginn der GV.

Alpstaeg weigert sich, den Saal zu betreten. Er fühlt sich bedroht.

18.40 Uhr: Josef Bieri betritt das Restaurant, begrüsst die neuen Aktionäre sowie die Medienschaffenden. Und er bestätigt auf Blick-Nachfrage, dass er mehrere seiner Aktien an Einzelpersonen veräussert habe.

18.52 Uhr: Plötzlich taucht Ehrenpräsident Walter Stierli im Schützenhaus auf und begibt sich in den Raum, in dem Alpstaeg wartet.

19 Uhr: Eigentlich sollte die GV jetzt beginnen, doch Alpstaeg weigert sich gemäss Teilnehmern der GV, den Saal zu betreten. Er fühle sich bedroht und seine Sicherheit sei angesichts der Vielzahl Aktionäre nicht gewährleistet. Alpstaeg will sich an der GV von Walter Stierli vertreten lassen.

19.10 Uhr: Stierli verlässt den Saal, weil er als Nicht-Aktionär von Verwaltungsratspräsident Stefan Wolf nicht zur GV zugelassen wird. Der FCL-Ehrenpräsident geht zurück in den Nebenraum zu Alpstaeg.

19.11 Uhr: Nachdem Stierli abgelitzt ist, begibt sich Alpstaeg nun doch in die «Höhle des Löwen», wortlos nimmt er am Rand im GV-Saal Platz.

19.14 Uhr: Alpstaeg wird vom Verwaltungsrat mitgeteilt, was dieser ihm schon um 18 Uhr angekündigt hat: Er verfüge nur noch über 27 statt 52 Prozent der Aktien, ab diesem Moment ist Alpstaeg nicht mehr mehrheitsfähig. Zudem habe er nun eine Strafanzeige am Hals. Alpstaeg nimmts zur Kenntnis und lässt in der Folge die emotionalen Voten mehrerer Aktionäre ohne Gegenrede über sich ergehen.

19.36 Uhr: Walter Stierli verlässt das Schützenhaus durch die Küche und von dort durch den Hinterausgang. Begleitet von einem der Alpstaeg-Bodyguards.

20.00 Uhr: Alpstaegs Antrag, den gesamten Verwaltungsrat der FCL Holding AG abzuwählen, wird abgelehnt. Er muss das Resultat schlucken, weil er zurzeit nicht über die Aktienmehrheit verfügt. Stattdessen wird der bestehende Verwaltungsrat, mit Präsident Stefan Wolf an der Spitze, von den Inhabern des 48-Prozent-Pakets (Bieri und Kleinaktionäre) einstimmig wiedergewählt. Es gilt das Mehrheitsprinzip.

20.05 Uhr: Die GV wird geschlossen. Alpstaeg verlässt sofort den Saal und begibt sich wieder in seinen Warteraum.

Die Kleinaktionäre feiern den Etappen-Sieg mit Bier

20.15 Uhr: Durch die gleiche Hintertür wie zuvor Stierli verlässt Alpstaeg von Bodyguards eskortiert und abgeschirmt das Schützenhaus. Er wirkt geknickt, duckt sich vor den Fotografen weg, beantwortet keine Fragen der Reporter und steigt in einen Audi-SUV mit Thurgauer Kennzeichen. Die Türen knallen zu und Alpstaeg ist fort.

20.15 Uhr: Während Alpstaegs Abgang hält Josef Bieri vor dem Verwaltungsrat und den Einzelaktionären eine flammende Rede, in der er sich für die Unterstützung bedankt.

20.30 Uhr: Wolf, Bieri und die restlichen Verwaltungsräte verzichten auf eine offizielle Stellungnahme vor den Medienschaffenden. Dafür verschickt der FC Luzern ein Communiqué und verweist auf eine Pressekonferenz am Donnerstagvormittag. Alpstaeg-Sprecher Sacha Wigdorovits sagt zu den Medien, dass die Geschehnisse am Mittwochabend Alpstaeg erst recht motiviert hätten, seinen Plan durchzuziehen. Zudem werde er so schnell wie möglich in zwei Punkten klagen: Gegen die Löschung von 25 Prozent seiner Aktien aus dem Aktienbuch sowie gegen die Durchführung der GV unter dem Umstand, dass er an dieser nicht mit einer Aktienmehrheit stimmen konnte.

20.40 Uhr: Im Schützenhaus wird Bier gereicht, die Kleinaktionäre feiern ihren Etappensieg. Derweil sitzen Alpstaegs Berater und Anwälte in einem anderen Raum an einem Tisch und beraten das weitere Vorgehen. Klar ist: Im FCL-Drama gehts jetzt erst richtig los. Beide Parteien fühlen sich im Recht. Der Ball liegt jetzt bei der Justiz.

Die FCL-Zukunft gehört Giulia Alpstaeg
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Grosser Showdown in Luzern:Die FCL-Zukunft gehört Giulia Alpstaeg
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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