Das Wicky-Vertragsrätsel könnte viel banaler sein, als man denkt
Wartet YB auf Urs Fischer?

Das grosse Wicky-Rätsel! Seit Wochen wird erwartet, dass der Vertrag des Oberwallisers verlängert wird. Seit Wochen tut sich nichts. Weil YB auf einen Kulttrainer wartet? Es darf spekuliert werden.
Publiziert: 27.01.2024 um 00:17 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Wer nicht spricht, über den wird gesprochen. Das ist kein altes Sprichwort. Auch keine konfuzianische Wahrheit. Es ist schlicht ein Vorgang im Fussballbusiness, der gang und gäbe ist. Man könnte auch sagen: Wer nicht kommuniziert, der öffnet Tür und Tor für Spekulationen. Fussball ist auf dem Feld unberechenbar. Aber auch daneben.

Hier geht es um einen Trainer, bei dem man erwartet, dass dessen im Juni auslaufender Vertrag verlängert wird. Sehr zeitnah sogar, denn Raphael Wicky hat mit YB praktisch alles erreicht, was man erreichen kann. Double 2023. Champions League 2023. Europäisch Überwintern. Und im Cup noch dabei.

Von Bergen: «Kein Stress»

Da darf man doch davon ausgehen, dass der Kontrakt, der bedrohlich schnell dem Ablaufdatum zurast, auch mit gebotener Eile verlängert wird. So wie das mit Adi Hütter der Fall war. Das war am 9. November 2017. Damals hatte der Österreicher bei YB noch gar nichts gewonnen. Oder mit Gerry Seoane. Verlängerungsdatum: 7. Dezember 2020. Der Luzerner war zweimal Meister geworden und hatte das Double geholt. Zudem hatte er die Königsklassen-Qualifikation geschafft.

Raphael Wicky: Irgendwo klemmts mit einem neuen Vertrag...
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Nun schreiben wir Ende Januar 2024, und alles, was Sportchef Steve von Bergen zum Fall Wicky sagt, ist Folgendes: «Ich habe schon fünf-, sechsmal gesagt, dass weder von Raphis Seite noch von unserer grosser Stress besteht. Wir sind jeden Tag im Austausch, wir sind im Büro, wir sprechen über alles und teilen unsere Meinungen. Aber klar: Die Zeit wird kommen, zu welcher wir mit Raphi über die Zukunft reden.»

Von Bergen versteht, dass das Spekulationen nährt. «Das ist auch der Job der Journalisten. Und es ist die Schönheit des Fussballs. Jeder kann seine Meinung haben. Aber der Trainer ist ruhig, das spüre ich. Und nicht nervös.» Das habe Wicky mehrmals selber betont. «Es gibt kein Feuer im Haus!»

Vorbehalte gegenüber Wicky

In den nächsten Wochen oder so werde es Klarheit geben über die Zukunft, sagt Von Bergen bei «Blue». «Es ist ja klar, dass wir nicht bis April warten.»

Irgendwie spürt man: Irgendwo klemmts. Bei Wicky? Der gibt sich ähnlich bedeckt und ist in seinen Aussagen auch kein bisschen konkreter.

Also doch bei YB? Nun, es gibt in der YB-Führung Vorbehalte gegenüber dem Walliser.

  • Der Spielstil des Teams unter Wicky wird als zu wenig attraktiv und dominant wahrgenommen. Das wurde zwar zuletzt etwas besser, aber meistens nur in Phasen.
  • Wicky bringe die Spieler zu wenig weiter. Fabian Rieder zum Beispiel hatte seinen Höhenpunkt in der Saison 2021/22. In der Spielzeit unter Wicky stagnierte das Supertalent.
  • Wicky hält in der überwiegenden Zahl der Fälle an seinem Rhombus-System fest. Der Vorwurf: Zu wenig taktische Flexibilität, was YB berechenbar macht.
  • Die Politik! Man hätte es bei YB gerne gesehen, hätte Aurèle Amenda etwas mehr gespielt, um den Preis hochzutreiben. Doch in den wirklich wichtigen Spielen bekamen andere den Vortritt. Und auch der Fall des nun zu Como abgewanderten Jean-Pierre Nsame hätte anders gehandhabt werden können. Am Ende beklagten sich beide Spieler öffentlich über die Spielzeit.

Alles kleine Dinge, die aufaddiert reichen, um Bedenken zu schüren. Aber gibt es eine Alternative? Ja. Und das scheint das grosse «Problem» zu sein. Sie heisst Urs Fischer (57)! Der Zürcher ist seit November arbeitslos, nachdem er bei Union Berlin nach fünf Jahren entlassen wurde.

Bei Wolfsburg soll er auf dem Zettel stehen. Doch ob Fischer sich nach fünf unglaublich intensiven Jahren das Haifischbecken Bundesliga gleich wieder antun will? Unwahrscheinlich. Energie tanken – und im Sommer mit YB den Trainer-Olymp in der Schweiz erklimmen. Das macht für den geerdeten Ex-FCB-Coach so total viel Sinn, dass das ganze Wicky-Zögern plötzlich fürchterlich logisch erscheint.

Aber vielleicht ist auch das eine der Spekulationen, die Von Bergen als «Schönheit des Fussballs» bezeichnet. Sinn und Logik sind im Fussball nicht immer die Ratgeber.

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FC St. Gallen
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