Dieser Klub fordert einen Saison-Unterbruch
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Massnahmen verschärft:«Ein schwarzer Tag für den Sport»

Die 10 heissesten Fragen nach dem Bundesratsentscheid
So schlimm triffts den Sport

Sie wurden mit Spannung erwartet. Der Bundesrat hat wieder schwerwiegende Corona-Entscheide gefällt. Beim Sport ist die Rede von einem «grossen Rückschlag».
Publiziert: 29.10.2020 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2020 um 12:42 Uhr
Stephan Roth, Max Kern und Michael Wegmann

Was hat der Bundesrat für den Profi-Sport beschlossen?

Um 16.15 Uhr treten Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sowie die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin am Mittwochnachmittag in Bern vor die maskierten Medienvertreter und die Kameras und verkünden die neusten Corona-Massnahmen. Wie erwartet sind dabei auch die Profi-Klubs im Fussball und Eishockey stark betroffen.

Die Regierung handelt: Seit Mitternacht sind nur noch Veranstaltungen mit höchstens 50 Personen erlaubt, was Geisterspielen gleichkommt. Als erstes davon betroffen ist der Spitzenkampf in der Challenge League zwischen Stade-Lausanne-Ouchy und GC.

Wie lange gelten die Massnahmen?

Das hängt davon ab, wie sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen entwickelt. Gestern waren es 8616 neue Fälle. Der 7-Tage-Schnitt liegt bei 5994 Fällen. Das sind 88 Prozent mehr als in der Vorwoche. Klare Vorgaben, bei welchen Werten wieder Zuschauer in die Stadien kommen dürfen, wie sie sich die Klubs erhofft haben, gibt es nicht. Gesundheitsminister Berset sagt, dass die Massnahmen unbefristet seien, heisse nicht, dass sie lange gelten würden. Sie würden so lange gelten, wie nötig.

Der Bundesrat verkündet am MIttwoch neue Massnahmen. Harte Massnahmen für die Schweizer Sportlandschaft.
Foto: keystone-sda.ch
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Besteht der Flickenteppich weiter?

Seit letzter Woche hatten die Kantone auch bei den Sportveranstaltungen für unterschiedliche Verhältnisse gesorgt. Westlich von und mit des Kantons Bern wurden maximal 1000 Fans oder gar keine zugelassen, während im Osten des Landes weiter die Zwei-Drittel-Kapazität galt. So hätte der FC St. Gallen vor 11’500 oder die ZSC Lions vor 7662 Fans spielen dürfen, während YB oder der SCB ohne Zuschauer auskommen mussten. «Die Kantone können noch weitergehen. Die Massnahmen, welche die Kantone schon getroffen haben, gelten weiter», sagt Berset zwar. Doch bei einer Differenz von 50 Matchbesuchern herrscht nun zumindest in der Zuschauerfrage praktisch Chancengleichheit.

Welches sind die wirtschaftlichen Konsequenzen?

«Mittelfristig sind die Klubs zwingend darauf angewiesen, wieder Spiele vor Publikum austragen zu können. Ein länger andauerndes Verbot von Grossveranstaltungen stellt für die Klubs eine existenzielle Bedrohung dar», schreibt die Swiss Football League. Gleich klingt es bei der Hockey-Liga: Man sei vor «enorme zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen» gestellt, «da die (überlebens-)wichtigen Einnahmen aus den Bereichen Ticketing und Gastronomie komplett wegfallen. Mit einer längeren Phase mit Geisterspielen würden die Klubs akut in ihrer Existenz bedroht.»

Bei seiner Hochrechnung kam SCB-Boss Marc Lüthi zuletzt bei Geisterspielen auf einen Verlust von 15 Millionen Franken für seinen Klub. Als die Kapazität auf 6750 Sitzplätze reduziert wurde, budgetierten die Berner, dank Lohnverzichten mit einem Minus von 4,5 Millionen, was einmalig verkraftbar gewesen wäre.

Gehen die Klubs jetzt pleite?

Kurzfristig sollten die Vereine überleben können, da beispielsweise die Saisonkartenbesitzer und Sponsoren bereits bezahlt haben – dieses Geld wird später aber fehlen, wenn man es zurückerstatten muss oder für die nächste Saison verrechnen wird. Zudem werden bald die zinslosen Corona-Darlehen des Bundes, welche die Räte in der Herbstsession verabschiedet hatten, erhältlich sein, sobald der Bundesrat die Verordnung verfasst hat. Das dürfte im Dezember der Fall sein. Diese können eine Höhe von bis zu einem Viertel des Betriebsaufwands der Saison 2018/2019 eines Klubs erreichen. Das verschiebt das Problem allerdings nur. Deshalb pochen sowohl die Fussball- als auch die Eishockey-Liga auf A-Fonds-perdu-Beiträge, um die unverschuldeten Ausfälle auffangen zu können. «Auch die Frage nach der Gewährung von Kurzarbeit für Berufssportler muss geprüft werden», findet FCZ-Präsident Ancillo Canepa.

Wird weiter gespielt?

Im Fussball hat man bereits bei der Wiederaufnahme der letzten Saison mit Geisterspielen leben gelernt. Im Eishockey hingegen strich man die Playoffs im Frühling, als keine Zuschauer mehr zugelassen waren. «Trotz der Einschränkungen setzen die Liga und ihre Klubs alles daran, den Spielbetrieb in den Meisterschaften aufrechtzuerhalten», heisst es von Seiten der SFL. Auch bei der NL war die grosse Mehrheit der Klubs vor dem Bundesratsentscheid dafür, die Saison fortzusetzen. Für einen Unterbruch würde es eine Dreiviertelmehrheit brauchen. Nach dem Entscheid der Regierung und dem virtuellen Runden Tisch mit Sportministerin Viola Amherd und Sportvertretern begannen gestern Abend die Diskussionen via Video-Calls, wie es nun weitergehen soll.

Zu den Zuschauer-Restriktionen kommt das Problem hinzu, dass sich zuletzt positive Fälle bei Spielern häuften und ganze Teams (gestern die SCRJ Lakers) in Quarantäne versetzt wurden, was zu Spielverschiebungen führte. Die SFL schreibt nun, dass man dringend darauf angewiesen sei, «dass beim Vorliegen von positiven Testergebnissen in einem Klub und bei konsequenter Einhaltung des Schutzkonzepts nicht die ganze Mannschaft unter Quarantäne gestellt wird, sondern sich die betroffenen Personen in Isolation zu begeben haben.»

Was passiert mit den Schutzkonzepten?

Der Frust bei den Klubs und Ligen ist gross. War die ganze Mühe und der ganze Aufwand umsonst? Der SCB hat zum Beispiel nach eigenen Angaben für sein Schutzkonzept eine halbe Millionen ausgegeben. Und Berset nahm vor zwei Wochen im kybunpark einen Augenschein und lobte jenes der St. Galler. Doch vorderhand werden die Konzepte in den Schubladen verstaut, mit der Hoffnung, sie möglichst bald wieder hervorkramen zu können.

Was sagen Ligen und Klubs?

«Wir haben die erste Welle überstanden und werden alles dafür tun, dass der FC St. Gallen 1879 auch diese Prüfung meistert. An unserer Überzeugung, dass Solidarität keine Einbahnstrasse ist, ändert sich nichts», so FCSG-Präsident Matthias Hüppi auf der Klub-Homepage. «Dank unseres einzigartigen Zusammenhalts im Klub, aber den auch mit den Aktionären, Fans, Sponsoren und Gönnern gehen wir weiter auf dem eingeschlagenen Weg. Immer im Bewusstsein, dass die Entwicklung der Pandemie die ganze Gesellschaft trifft und in der Hoffnung, dass die angeordneten Massnahmen ihre Wirkung nicht verfehlen.»

FCZ-Boss Canepa sagt: «Der Entscheid des Bundesrates, nur noch Geisterspiele zuzulassen, war zu erwarten. Dass der Bewältigung der Corona-Krise grösste Priorität eingeräumt wird, akzeptieren wir selbstverständlich. Trotzdem möchten wir darauf hinweisen, dass mit diesem Verbot auch für uns ein weiterer grosser finanzieller Schaden entstehen wird. Aus der operativen Tätigkeit kann dieser Schaden nicht kompensiert werden. Seit März dieses Jahres sind wir mit wesentlichen Mindereinnahmen konfrontiert.»

Und die Präsidentin des HC Lugano, Vicky Mantegazza, schreibt: «Einmal mehr haben die Schweizer Behörden den Wert des Sports, der in der Schweiz rund 100 000 Arbeitsplätze schafft, nicht erkannt.» Und die National League und Swiss League schreiben betreffend der Reduktion auf 50 Personen: «Das ist ein grosser Rückschlag!»

Wie steht es um die Nachwuchs-Teams?

Kinder bis 16 dürfen weiterhin trainieren. Ältere Junioren schauen aber in die Röhre. Die Verbände, die sich für ihre Nachwuchsteams einsetzten und argumentierten, dass bei diesen auf höchster Stufe nahezu gleichwertige Schutzkonzepte wie bei den Profis zum Tragen kämen, blieben nicht erhört.

Dürfen wir noch Sport treiben?

Sportliche und kulturelle Freizeitaktivitäten sind in Innenräumen mit bis zu 15 Personen nur noch erlaubt, wenn sowohl genügend Abstand eingehalten werden kann als auch eine Maske getragen wird. In grossen Räumen wie Tennishallen gilt keine Maskenpflicht. Im Freien muss nur der Abstand eingehalten werden. Alle Kontaktsportarten im Amateurbereich sind verboten.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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