So schmerzhaft war für YB das Cup-Out gegen St. Gallen
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Zeit für die Revanche:So schmerzhaft war für YB das Cup-Out gegen St. Gallen

Die Berner stehen vor dem vierten Meistertitel in Folge
Darum ist YB so viel besser als die Konkurrenz

YB wird heute noch nicht Meister. Aber sehr bald. Mit einem Gewaltsvorsprung. Die Berner haben sich vom Rest der Liga weit entfernt. Was machen die Berner besser? Eine Spurensuche.
Publiziert: 11.04.2021 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2021 um 09:38 Uhr
Das unscheinbare Duo infernale von YB, das den Gegnern die Hölle heiss macht: Sportchef Christoph Spycher (l.) und Chefscout Stéphane Chapuisat.
Foto: Sven Thomann
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Alain Kunz

Am Geld allein liegts nicht. Der FC Basel hat im Geschäftsjahr 2020 fast 68 Millionen Franken umgesetzt und damit 17 Millionen mehr als YB. Klar thronen die beiden Krösusse finanziell weit über allen anderen. Doch wenns nur die Finanzen wären? Dann müsste der FCB vorne liegen …

Meyer: «Die Ruhe ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor»

Für Remo Meyer, mit fast vier Amtsjahren der dienstälteste Sportchef der Liga nach Christoph Spycher, ist es vielmehr das Gesamtpaket, das bei YB stimmt. «Es ist das mit Abstand beste in der Schweiz! Da sind kompetente Leute am Werk, die das Unternehmen überlegt und ruhig führen. Wenn das Fundament stimmt und das Vertrauen da ist, hat man Erfolg. Bei YB ist das so. Klar challenget man sich auch dort immer wieder. Aber das bleibt dann intern. So ist das Ganze nicht volatil. Ruhe in einem Verein ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.» Wer beim FC Luzern Sportchef ist, kann davon ein Liedchen singen …

Spycher (43) also ist der Mann, der für diese Ruhe verantwortlich ist. Der Sportchef trat seinen Job im September 2016 an. Nicht mit der Vorgabe, sofort Meister werden zu müssen. «Damals ging es darum, einen Weg zu finden, wie YB wirtschaftlich funktionieren kann», erinnert sich der 47-fache Nationalspieler. «Die Vorgabe der Gebrüder Rihs war, YB von den Besitzern unabhängig zu machen.» Doch dann holt YB in allen vier Jahren, in denen Spycher voll im Amt war, alle vier Meistertitel. «Das habe ich mir natürlich nie zu träumen gewagt», gesteht der ehemalige Eintracht-Profi.

Spycher dreht an den Schräubchen

Doch was, um Himmelsgotts willen, macht denn YB mittlerweile so viel besser als die Konkurrenz? «Schwierig zu beantworten», sagt Spycher, «weil ich von der Konkurrenz nur eine Aussenansicht habe. Sicher ist: Wir haben uns nie auf den Lorbeeren ausgeruht und immer die Schräubchen gesucht, an welchen wir drehen können, um uns weiterzuentwickeln. So ist eine neue Hierarchie gewachsen, seit wir den Umbruch auf die letzte Saison hin eingeleitet haben.»

Und an diesem Zustand der Entrückung der Konkurrenz ändert auch das 1:4 im Cup in St. Gallen rein gar nichts. Das war viel mehr ein Betriebsunfall. «Uns war klar, dass eines Tages wieder eine Niederlage kommen würde. Unsere Spieler sind auch keine Roboter. Schade, wars im Cup, wo keine Chance zur Korrektur besteht», so Trainer Gerry Seoane. «Aber es ist uns meistens gelungen, aus Niederlagen Lehren zu ziehen und es besser zu machen.»

Kaum Flop-Transfers dank Chappis Auge

Am augenscheinlichsten ist der Unterschied zur Konkurrenz bei den Transfers. YB macht da kaum Fehler. Jeder Abgang wird antizipiert. Und seit 2016 haben nur ganz wenige wie Taulant Seferi (an Tirana ausgeliehen), Linus Obexer (an Vaduz verkauft) oder Nicolas Bürgy (an Paderborn ausgeliehen) den Sprung nicht ganz geschafft. Eine unfassbar tiefe «Fehlerquote», die eng mit einem Namen verknüpft ist: Stéphane Chapuisat, Chefscout. «Ich habe vollstes Vertrauen zu Stéphane! Auch wenn wir Spieler immer von mehreren Leuten anschauen lassen, um ein rundes Bild zu erhalten», erklärt Spycher. «Als ich Sportchef wurde, fragte ich Stéphane, ob er das zu hundert Prozent durchziehen wolle. Er bejahte, was für mich etwas vom Wichtigsten war.» Seither habe der ehemalige BVB-Star bei YB massiv an Bedeutung gewonnen.

Chappi selber ist nicht der Wortsprudler vor dem Herrn, sagt bescheiden: «Es hat in den letzten Jahren sehr gut gepasst, das stimmt. Und wenn man Erfolg hat, sieht sowieso alles gut aus. Aber es kann sehr schnell passieren, dass es einmal nicht passt.» Nur bei YB passiert das selten, dass es nicht passt. Da heisst das Zauberwort für Chappi «Antizipation». Im Winter mache man so wenige Transfers wie möglich. «Aber im Januar und Februar zeichnet sich ab, wer im Sommer gehen könnte. Und da schauen wir dann frühzeitig, wen wir als Ersatz holen könnten.»

Der Berater: «Sportkommission ist eine Einheit»

Doch eben: Chappi ist nicht das Allein-Heilmittel, wie Spycher bereits angedeutet hat. Für einen Spielerberater ist die Sportkommission sogar der entscheidende Faktor. «Der Zusammenhalt in dieser ist riesig», sagt Gianluca Di Domenico, der Nationalspieler Christian Fassnacht sowie Sandro Lauper als Klienten hat. «Spycher, Chappi, Gérard Castella und Ernst Graf sind eine Einheit, auch bei der Analyse von Spielern.» Graf ist Verwaltungsrat und Leiter der Sportkommission, der letzte Servette-Meistertrainer Castella Ausbildungschef.

Antizipation und Einheit sind also Schlüsselelemente. Ein weiteres ist Integration. Denn mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag ist es längst nicht getan. «Danach muss man einen Spieler begleiten», so Spycher. «Er darf nicht auf sich alleine gestellt sein. Da hat der Trainerstab eine extrem grosse Wichtigkeit. Denn dieser muss sich dafür begeistern, Spieler zu integrieren und ihnen die YB-DNA einzupflanzen.»

«Haben nur auf uns geschaut, nicht auf die Konkurrenz»
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Meisterliches YB-Rezept:«Haben nur auf uns geschaut, nicht auf die Konkurrenz»

Spycher definiert die YB-DNA

Die DNA von YB? Da sind wir gespannt auf die Definition durch den Sportchef. «Wir sind ein Team, das sich den Erfolg von YB auf die Fahne geschrieben hat. Es gibt nichts Grösseres als der Erfolg des Vereins. Und wir sind ständig auf der Suche, wie man noch besser werden kann. Wir sind nie am Ende angekommen.»

Ein klein wenig Pathos. Im Fall von YB ist der durchaus angebracht.

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