Die bewegte Geschichte des FCSG-Stürmers
Wie Akolo vom Flüchtling zum Fussball-Star wurde

Mit 15 flüchtet FCSG-Stürmer Chadrac Akolo (27) aus dem Kongo in die Schweiz. Was er seither erlebt hat. Und wie sehr er sich auf den Zeidler-Fussball freut.
Publiziert: 25.07.2022 um 01:20 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2022 um 11:17 Uhr
Stefan Kreis

Es gibt Fussballprofis, für die war die Schule bloss lästige Pflicht. Und dann gibts Spieler wie Chadrac Akolo (27). Die hatten als Kind erst gar nicht die Möglichkeit, in den Unterricht zu gehen. «Im Kongo ist es kompliziert. Wenn du dort in die Schule wolltest, musstet du dafür bezahlen. Aber wir hatten die Mittel nicht. Und wir habens bevorzugt, etwas zu essen», erinnert sich Akolo zurück.

Mit 15 flüchtet er in die Schweiz. Die Details der Reise aber behält der neue FCSG-Stürmer für sich. «Es gibt Dinge, über die möchte ich nicht mehr sprechen. Unschöne Dinge. Ich halte mich lieber an den positiven Dingen fest, blicke nach vorne. Gott hilft mir dabei.» Der Teenager landet nach seiner Ankunft im Flüchtlingszentrum Bex VD. Mutter und Schwester sind bereits dort. Lange ist nicht klar, ob die Familie bleiben darf. Die Unsicherheit nagt erbarmungslos. Nebenbei erledigt Akolo Gelegenheitsjobs. Schnuppert als Elektriker, als Maurer. «Doch für mich gabs eigentlich nur Fussball.»

Via Bex in die Bundesliga

Akolo tritt dem FC Bex bei, kommt von den B-Junioren direkt in die erste Mannschaft, spielt 2. Liga interregional. Dort wird er von einem Scout des FC Basel entdeckt. «Ich durfte ins Probetraining, aber der Wechsel hat nicht geklappt.» Blaise Piffaretti, der U15-Verantwortliche des Teams Valais, holt ihn zum FC Sion. Mit 19 gibts den ersten Vertrag. Drei Jahre später wechselt der Stürmer für rund sechs Millionen in die Bundesliga zum VfB Stuttgart.

Akolo erzielte für den FC Sion in einer Saison 15 Tore.
Foto: Keystone/LAURENT GILLIERON
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Dort trifft er zum Start gegen Schalke und Wolfsburg, hat danach aber Mühe, ist nicht selten Ersatz. «Jener Trainer, der mich geholt hatte, musste gehen. Und auch der Sportdirektor war plötzlich weg», erinnert sich Akolo. Zudem gabs Probleme mit der Sprache. «Wenn du spielst, ist das kein Thema. Aber wenn du nicht spielst, wirds kompliziert.» Seine Zeit in Stuttgart endet mit dem Abstieg. Via Amiens und Paderborn kehrt der verlorene Sohn in diesem Sommer in die Super League zurück, unterschreibt in St. Gallen bis 2024.

Andere Offerten auf dem Tisch

Sein Profi-Debüt mit dem FC Sion gab Akolo damals vor acht Jahren ausgerechnet auswärts im Kybunpark. «Die Stimmung war fantastisch. Das Stadion ist jenes, das mich in der Schweiz mit am meisten beeindruckt hat», erinnert sich der Stürmer. Er könne es kaum erwarten, bis die Saison beginnt.

Dass er in der Ostschweiz gelandet ist, ist nicht selbstverständlich. «Es gab Offerten aus dem Ausland und auch aus der Schweiz», sagt Akolo. Welche Klubs ihn wollten, will der 27-Jährige nicht verraten. Klar ist: Er hätte bei anderen Vereinen mehr verdient.

In St. Gallen aber hatte er von Anfang an ein gutes Gefühl. Vor allem auch, weil er Peter Zeidler aus gemeinsamen Zeiten beim FC Sion kenne. «Peter hat in meiner Karriere eine wichtige Rolle gespielt. Ich bewundere ihn. Und er kriegt in der Schweiz nun auch endlich jenen Respekt, den er verdient.» Zeidlers Spielstil komme ihm, dem schnellen Offensivmann, entgegen.

Familie wohnt in Aigle VD

Die Nähe zur Familie sei ebenfalls ausschlaggebend gewesen für eine Rückkehr in die Super League. «Meine Familie wohnt in Aigle, jetzt kann ich sie öfter besuchen. Das war ein wichtiger Faktor.»

Seine Liebsten seien etwas vom Wichtigsten in seinem Leben. Die Familie. Und Gott. «Ich bin sehr religiös», sagt Akolo. Der Allmächtige habe ihn zu jenem Menschen gemacht, der er heute sei. Und ihn auch in den schwierigsten Phasen begleitet.

Auf der Flucht in die Schweiz zum Beispiel.


Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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