Foto: Benjamin Soland

Eineinhalb Jahre nach Pascal Erlachners Coming-Out
Der mutigste Schiri der Schweiz tritt ab

«Ich bin schwul – na und!» – Spitzenschiedsrichter Pascal Erlachner (39) rüttelte im Dezember 2017 mit seinem Coming-Out die Fussball-Schweiz auf. Jetzt tritt er zurück.
Publiziert: 23.05.2019 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2019 um 13:35 Uhr
Pascal Erlachner tritt als Schiedsrichter zurück.
Foto: Benjamin Soland
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Michael Wegmann

Im Dezember 2017 bricht er im SonntagsBlick mit dem wohl grössten Tabu im Profi-Fussball. Spitzenschiedsrichter Pascal Erlachner nimmt all seinen Mut zusammen und outet sich als erster Aktiver im Schweizer Fussball als schwul. Jetzt, eineinhalb Jahre nach seinem Outing, hört er 39-jährig, mit der Schiedsrichterei auf. Die Partie Xamax gegen Lugano war seine letzte. Bereut habe er sein Outing nie, sagt Erlachner, «ich hatte so viele tolle Reaktionen und Erlebnisse nach meinem Coming Out auch auf dem Fussballplatz.»

Pascal Erlachner, weshalb hören Sie mit der Schiedsrichterei auf?
Der Zeitpunkt ist perfekt. Ich höre auf, wenn es am Schönsten ist. (lacht). Ich bin jetzt 39, es ist Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Warum haben Sie Ihren Rücktritt nicht vor dem letzten Spiel angekündigt?
Ich wollte mich nicht schon im Vorfeld unter Druck setzen und mit einer guten Leistung abtreten. Ich denke, das ist mir gelungen.

Sie haben sich im Dezember 2017 als erster Aktiver im Schweizer Spitzenfussball als schwul geoutet. Haben Sie diesen mutigen Schritt in den eineinhalb Jahren je bereut?
Nein, zu keinem Zeitpunkt. Ich musste mir in dieser Zeit auf dem Platz keinen einzigen negativen Kommentar anhören.

Auch nicht nach einem Fehlpfiff der Hitze des Gefechts?
Wirklich nie. Auch nicht nach Fehlern, und von denen gab es natürlich auch ein paar. Im Gegenteil: Ich hatte sogar das Gefühl, dass man mir nach dem Outing sogar mehr Respekt entgegengebracht wurde.

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Haben Spieler und Trainer Ihnen das auch persönlich gesagt?
Ja, einzelne Spieler, Trainer oder Funktionäre sind zu mir gekommen und haben mir zu meinem Mut gratuliert. Das hat mich wahnsinnig gefreut.

Und dennoch ist keiner in Ihrem Fahrwasser gefolgt und hat sich auch geoutet. Sie dürften ja wohl nicht der einzige Homosexuelle im Schweizer Profifussball sein. Enttäuscht?
Nein. Ich habe nicht erwartet, dass sich nach mir auch andere Schwule outen würden. Mein Wunsch war es mit meiner Offenheit das Thema anzustossen und eine öffentliche Diskussion auszulösen. Und das habe ich erreicht.

Und was haben Sie ausserhalb des Profifussballs ausgelöst?
Auch ausserhalb des Rasens durfte ich viel Positives erleben. In diversen Amateurklubs durfte ich über Homosexualität im Fussball reden. Die Uni hat mich zu einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema eingeladen. Junge Fussballer haben mit geschrieben und sich bedankt, dass sie dank mir den Mut aufgebracht haben, sich zu outen. Das waren die schönsten Reaktionen. Mein Freund Mike und ich wollen auch in Zukunft für mehr Offenheit und Toleranz weiterkämpfen.

Sie führen zusammen eine Wein-Bar. Was haben Sie noch für Pläne?
Wir freuen uns, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen können. Erstmals wollen wir in die Ferien gehen. Die Schiedsrichterei ist sehr zeitintensiv. Und es wird nicht weniger.

Sie verpassen den Videobeweis...
... Ja, leider. (lacht). Bei der Einführung und Schulung war ich ja noch dabei. Ich begrüsse den VAR, er kann behilflich sein.

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