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Er ist der neue YB-Chef
Aebischer will Sow beim Meister vergessen machen

Gestatten: Ich bin der neue Chef im YB-Mittelfeld. Michael Aebischer, Fribourger Sportler des Jahres. Nati-Kandidat und Philanthrop.
Publiziert: 12.09.2019 um 18:40 Uhr
Alain Kunz

Er wächst mit der Anspruchsfülle der Aufgabe. Michel Aebischer, der Mann aus Heitenried, einem Dorf (1271 Einwohner) im Fribourger Sensebezirk an der Grenze zum Kanton Bern, hat eine ähnliche Begabung wie der Mann, den er vergessen machen soll: Djibril Sow. Der Zürcher war der beste YB-Spieler in der letzten Champions-League-Saison. Weil er technisch derart begabt ist, dass er auch dann immer noch mithalten konnte, als alles zwei Tempolevel höher war. In seinem Schatten hat das Aebischer auch gepackt.

Mittlerweile ist Sow bei Eintracht Frankfurt, und Aebischer hat keinen mehr, der vor ihm steht. Er ist nun die Nummer eins im zentralen Mittelfeld des Meisters. Er zieht die Fäden. Er geht vorneweg und oft in den Abschluss, verfügt über eine hervorragende Schusstechnik. Und er kann bei Bedarf gnadenlos zupacken. Lieber ein hartnäckiges Tackling als ein gelungenes Dribbling, die englische Art, hat Aebischer einst im YB-TV gesagt. Ein kompletter moderner Fussballer. Wie Real-Star Toni Kroos. Aebischers Vorbild. Und so wählte Michel auch Andreas Bouranis WM-Song von 2014 «Auf uns», der zum Markenzeichen des Weltmeisters wurde, als seinen eigenen Einstandssong in der Mannschaft von YB. Das Ritual für Frischlinge.

«Ich versuche die Rolle des Leaders und immer mehr Verantwortung zu übernehmen», sagt Aebischer über seinen Job im Team. «Ich denke, das gelingt mir nicht so schlecht. Gleichzeitig versuche ich den­jenigen zu helfen, welche diese Erfahrungen noch nicht gemacht haben.»

Michael Aebischer ist die Nummer eins im zentralen Mittelfeld des Meisters.
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Mit 22 schon YB-Boss

Erst 22 ist Aebischer. Gleich alt wie Vorgänger Sow. Beide sind also schon sehr jung die Bosse bei YB geworden. «Es geht nicht ums Alter», sagt der Fribourger Sportler des Jahres 2018. «Sondern um den Menschen. Um die Persönlichkeit. Djibi hat das ­super gemacht. Ich versuche natürlich mir da etwas abzugucken, aber gleichzeitig meinen Weg zu gehen. Ich bin ein anderer Mensch als Djibi und versuche es auf meine Art zu machen.»

A la mode du chef also. War das denn in der Schule auch schon so? Hiess da der Capo auch schon Aebischer? «Überhaupt nicht! Dort war ich eher der Zurückhaltende und habe geschaut, dass ich nie drankomme. Dass ich nie etwas sagen muss.»
Heute, so sagt er, sei er einer, der auch mal einen Spruch mache, ein bisschen Lockerheit reinbringe, auch wenn er ein eher ­ruhiger Typ sei. Bei seinen Sprüchen verzieht er keine ­Miene. Wie an der Medienkonferenz in Belgrad vor dem Mil­lionen-Spiel gegen Roter Stern. Auf die Frage, was Miralem ­Sulejmani (er ist ja aus Belgrad, die Red.) dem Team über Serbien und Roter Stern erzählt habe, antwortet Aebischer: «Wenn ich ehrlich bin ... nichts!»

Neu im Mannschaftsrat

Mittlerweile ist die Stimme des Milch-Liebhabers, den Superstar Guillaume Hoarau speziell unter seine Fittiche genommen hat, auch im Mannschaftsrat ­gefragt. Dieser besteht neben Aebischer aus Hoarau, Lustenberger, Wölfli, von Ballmoos und Sulejmani. Und wenn die Leistungskurve des Blondschopfs so linear weiter nach oben geht, dürfte auch die Nati bald ein Thema sein. Gehört habe er vom Verband noch nichts, sagt Aebischer. «Es ist natürlich ein Ziel von mir. Aber es nützt nichts, wenn ich etwas forciere und sage, ich will nächste Woche in die Nati. So fokussiere ich mich auf YB. Es kommt dann alles von selber.»

Vor allem, wenn die Kombination stimmt: talentierter Fuss­baller und Philanthrop, also ein Menschenfreund. «Ich bin gerne mit meinen Mitmenschen zusammen», sagt der Liebhaber von Fondue moitié-moitié. Und er habe lieber drei Assists als ein ­eigenes Tor.

Eine philanthropische Veranlagung hilft bei Mannschaftssportlern. Aebischer kann es weit bringen. Aber erst einmal will er Djibril Sow vergessen machen.

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FC Zürich
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FC Luzern
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FC Basel
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FC St. Gallen
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FC Sion
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Yverdon Sport FC
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Grasshopper Club Zürich
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