Fans, Geld, Siege, Transfers
Wo YB den FC Basel überall abgehängt hat

Ausser international hat YB den einst unantastbaren Rivalen vom Rheinknie überholt und teilweise abgehängt. Eine erstaunliche Entwicklung dokumentiert in vier Punkten.
Publiziert: 19.03.2023 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2023 um 12:04 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

1. Die Fans

Die Zahlen sind gewaltig und erstaunen selbst die YB-Funktionäre. Der aktuelle Zuschauerschnitt liegt bei 28'197. Das sind weit über 3300 mehr als letzte Saison. Damit hat YB den FC Basel weit abgehängt. Der kommt heuer auf 21'920 im Schnitt. Dabei sah die Schweizer Fussballwelt vor nur zehn Jahren komplett anders aus. Damals hatte der FCB den stolzen Schnitt von 27'841 Fans, YB einen solchen von bloss 17'553. Eine Spielzeit später kam Rot-Blau gar auf fast 29'000 Zuschauer. Es ist die historische Schweizer Rekordmarke. Doch nach dem ersten YB-Meistertitel der Neuzeit im Jahr 2018 kippt es. In der darauffolgenden Saison hat YB erstmals mehr Fans als Basel. Daran hat sich bis heute nichts geändert. «Wir haben mittlerweile über 20'000 Abonnenten. Das ist schlicht fantastisch», frohlockt Sportchef Steve von Bergen. «Selbst in Spielen gegen nicht ganz so attraktive Gegner erreichen wir unseren Schnitt.» Die Fans lechzen nach der enttäuschenden letzten Saison richtiggehend nach erfolgreichem Fussball. Und den bietet YB: Die Berner haben bloss eines von 14 Heimspielen diese Saison verloren: in den Conference-League-Playoffs gegen Anderlecht.

2. Die YB-Siege gegen Basel

Auch sportlich hat YB seinen Rivalen überholt. Die Basler warten seit elf Spielen auf einen Sieg gegen Gelb-Schwarz. Den letzten gabs am 11. Juli 2020. Campo und zweimal Cabral trafen bei einem 3:2, das Basel wohl auf sechs Punkte an YB herankommen liess. Aber sechs Runden vor Schluss war das zu spät. Und als es wieder so richtig zählte, einen Monat später im Cupfinal, verlor der FCB wieder. Eine solch lange Serie der Erfolglosigkeit hatte auch YB einst eingefahren. Elf Spiele zwischen 2003 und 2006. Beeindruckend ist auch diese Zahl: Von den letzten 25 Konfrontationen zwischen den beiden Dominatoren der letzten Jahre hat Basel gerade mal 3 gewonnen. Eine war zudem ein bedeutungsloses 5:1 im Jahr 2018, als YB eben Meister geworden und noch Partynachwehen hatte.

3. Das liebe Geld

Was waren das noch für Zeiten, als der FC Basel dank den Champions-League-Millionen Reserven im zweistelligen Millionenbereich bilden konnte. Man übertraf gar die Marke von 100 Millionen Umsatz! Zuletzt stand man 2017 in der Königsklasse. YB hat das seither zweimal geschafft. Und funktioniert seither autark gegenüber den einstigen Mäzenen der Familie Rihs. Oder um es in Zahlen auszudrücken (die letzten wurden von der Liga vor elf Monaten publiziert): YB präsentierte einen Umsatz von 78 Mio. Franken, der FCB einen solchen von knapp 60 Mio. Eigenkapital von YB: 18,2 Mio. Jenes von Basel: noch gerade 1,5 Mio. Krass geht die Schere auch in der Erfolgsrechnung auseinander: Derweil YB fast 15 Mio. Franken Gewinn verbuchen konnte, waren es beim FCB fast 14,4 Mio. Verlust. Netto-Differenz: knapp 30 Mio.! Beim FC Basel sollen 2022 weitere 1,2 Mio. Schulden hinzukommen. Umso wichtiger sind die Erfolge in der Conference League, in welcher der FCB in den Viertelfinals steht. YB scheiterte in den Playoffs an Anderlecht, was aufgrund hoher Transfereinnahmen aber zu verkraften ist.

Basels Sergio Lopez am Boden. Ein in den Spielen gegen YB zuletzt übliches Bild.
Foto: keystone-sda.ch
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4. Transfers

Dass es beim FC Basel finanziell nicht noch düsterer aussah, liegt an den Transferüberschüssen. So schwemmten die Abgänge von Cabral und Zhegrova im Januar 2022 rund 22,5 Millionen Franken in die FCB-Kasse. Doch auch hier hat es im Laufe des letzten Jahres gekehrt. Der Transferwert der Berner wird von Transfermarkt auf 56 Millionen Franken geschätzt. Basels auf 42. Und die Transferbilanz des letzten Sommers? Die steht bei den Baslern bei einem Mini-Umsatz von rund drei Millionen bei einer halben Million plus. Dies deshalb, weil im FCB-Kader extrem viele Leihspieler stecken. Bei YB hingegen gibt es ein Plus von gut 16 Millionen. Auch wenn Kastriot Imeri mit drei Millionen Franken, die die Berner an Servette überwiesen, zum teuersten Spieler wurde, der innerhalb der Super League wechselte; und auch Ugrinic, Itten und Persson Beträge im Millionenbereich kosteten – YB hat im Sommer mit den Verkäufen von Martins, Siebatcheu, Kanga, Aebischer und Ngamaleu abgesahnt. Die brachten über 24 Millionen ein. Und schwächten YB kein bisschen. Basel ist ebenfalls auf Transfer- oder Europacup-Einnahmen angewiesen, um finanziell bestehen zu können. Weil grosse Transfers zuletzt ausblieben, sind die Conference-League-Einnahmen also überlebenswichtig.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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