FCB-Bjarnason blickt auf sein EM-Jahr zurück
«Verlasse Basel nur, wenn es ein sehr gutes Angebot gibt»

Birkir Bjarnason (28) sieht aus wie ein Engel und verzauberte mit Island die EM. Jetzt verrät der FCB-Star, was ihm sein Vater vor dem England-Knüller riet und warum er als Bub nach Weihnachten weinte.
Publiziert: 25.12.2016 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:43 Uhr
Engel Bjarnason? «Ich würde mich schon als lieben Kerl bezeichnen.»
Foto: REMO UBEZIO
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Sandro Inguscio

Herr Bjarnason, aussehen tun Sie ja wie ein Engel. Sind Sie auch einer?
Birkir Bjarnason:
Natürlich habe ich mein Temperament, aber ich würde mich schon als lieben Kerl bezeichnen. Auch wenn ich auf dem Feld in den Emotionen manchmal Dinge tue und sage, die ich nicht sollte ...

Sind Sie für einen Menschen in Ihrem Leben so was wie ein Schutzengel?
Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meiner gesamten Familie. Wir telefonieren täglich miteinander. Am nächsten ist mir ­dabei wohl meine Mutter, mit ihr rede ich über alles.

Ein Engel, der Wunder vollbringt, sind Sie für alle isländischen Fussballfans, seit Sie an der EM bis in die Viertelfinals vorgestossen sind. Wie ist es, Wunder zu vollbringen?
(Lacht) Ich betrachte es nicht als Wunder. Wirklich nicht. Auch wenn viele sagen, dass es unglaublich sei, was wir geschafft hätten. Wir haben Grosses geleistet, aber das war kein Wunder. Denn wir alle haben daran geglaubt, dass wir so was vollbringen können.

Sie haben sich also vor der EM von Familie und Freunden mit den Worten verabschiedet: «Tschüss, ich fahre nach Frankreich, bis in die Viertelfinals sollte es uns schon reichen»?
Nicht gleich mit diesen Worten, aber ich habe immer gesagt, dass wir es über die Gruppenphase hinaus schaffen können. Unsere Gruppe war bei weitem nicht so stark wie andere. Wir hatten zwar Portugal, aber ich schätzte sie nicht als so grosses Team wie Spanien, Deutschland oder Italien ein.

Trotzdem! In Island gibts nur rund 100 Fussball-Profis, ­davon ...
... wir haben nicht mehr?

Nein. Heisst, fast jeder Vierte war an der EM im 23-Mann-­Kader. Da ist eine solche ­Leistung doch ein Wunder!
Ja, wenn man es so betrachtet, dann ist es eigentlich unglaublich, dass wir überhaupt gegen ein Land wie England bestehen konnten. Nennen Sie es ein Wunder, es ist sicher unglaublich. Am Ende sind es eben doch nur 11 gegen 11.

Mit dem verrückten TV-­Kommentar Gudmundur ­Benediktsson hat während der EM ein weiterer Isländer Weltruhm erlangt. Den ­bräuchten Sie als Motivator in der Kabine!
(Lacht) Ja, wir kannten ihn ja schon vorher. Der dreht immer so durch. In der Kabine brauchen wir das nicht, wir haben andere ­Rituale, um uns zu motivieren.

Ihres?
Ich rufe immer meinen Vater an. Er ist die letzte Person mit der ich spreche, bevor ich ins Stadion gehe. Das tue ich vor jedem Spiel.

Und was sagt er Ihnen jeweils?
Wir reden darüber, wie ich mich verhalten, wie ich spielen soll.

Was riet er Ihnen vor dem England-Spiel?
Er sagte mir, dass ich ihnen zeigen soll, dass sie nicht so gut sind, wie sie meinen zu sein. Ich soll Roy Hodgson beweisen, was ich heute drauf habe. Schliesslich verhalf er mir 2005 in Norwegen bei Viking zu meinem Profi-Debüt.

Acht Prozent von Islands ­gesamter Bevölkerung war in Frankreich, um die Nati zu unterstützen. Wie fühlt es sich an, ein Land in Ekstase zu versetzen?
Die isländischen Fans wurden viel zu lange nicht beachtet, dabei waren sie schon immer so verrückt. Wenn du mitten im Spiel bist und hörst, wie sie mit diesem besonderen Klatschen den «Huh»-Sprechchor anstimmen, dann gibt dir dies Extra-Motivation, um Dinge zu bewegen, die vorher nicht möglich schienen.

Gabs einen Moment, als Sie ­selber nicht mehr verstanden, was Sie da gerade vollbringen?
Den gab es. Wir hatten gegen England gerade das Spiel gedreht. Ich lief nach dem 2:1 jubelnd zu Arnason und schrie ihm nur zu: «Was passiert gerade? Was tun wir hier?» Wir verstanden selber nicht mehr, was gerade abging.

Geniessen Sie zu Hause jetzt ­Heldenstatus?
Mein Status hat sich komplett verändert. Ich kann nirgends mehr hingehen, ohne dass Leute auf mich zukommen, um zu gratulieren. Für gewisse Menschen bin ich jetzt ein Held, kann man so sagen.

In Basel hatte man nicht wirklich damit ­gerechnet, dass Sie nach dieser Top-EM überhaupt zurückkehren. Haben Sie mit dem Gedanken ­gespielt, den FCB zu verlassen?
Ich habe meinem Berater gesagt, dass ich Basel nur verlasse, wenn es ein sehr gutes Angebot gebe und ­alles passe. Es gab für mich keinen Grund, auf die Champions League mit Basel zu verzichten, um zu ­einem Klub zu wechseln, der in der unteren Tabellenhälfte der Premier League spielt.

Gab es Angebote?
Es gab ein paar, aber die waren alle nicht interessant genug, dass ich sie wirklich berücksichtigt hätte.

Was würden Sie berücksichtigen?
Bei einem guten Klub aus der ­Premier League zu spielen, ist immer mein Traum gewesen, weil es die Liga ist, die wir in Island am meisten verfolgen.

Sie werden Basel zumindest für die Weihnachtsferien wieder ­verlassen. Wie feiert man eigentlich Weihnachten in Island?
Feiert Ihr hier anders?

Weihnachten feiert man fast auf der ganzen Welt unterschiedlich.
Also wir haben 13 verschiedene ­Nikoläuse. Die Kinder stellen 13 Tage vor Weihnachten einen Stiefel ins Fenster, und jeden Tag kommt ein anderer Nikolaus vorbei und legt ein kleines Geschenk rein, wenn man brav war – oder eine Kartoffel, wenn man unartig war. An Weihnachten selber übergibt man sich die Geschenke dann persönlich, nachdem man gegessen hat.

Und was gibts zu Essen in der ­Familie Bjarnason?
Wir essen eine spezielle Art von ­Vogel. (Bjarnason nimmt sein ­Handy hervor, tippt etwas in seine Übersetzungs-App, googelt danach nach Bildern und zeigt einen Fasan).

Und was wünscht sich jemand, der sich selber alles kaufen kann?
Meine Familie fragt mich jedes Jahr, was ich mir wünsche, ich weiss es nie. Ich wünsche mir nur, dass es Schnee hat. Ich liebe Schnee. Das ist alles.

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