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FCL hatte das Zauberfüsschen rasiert
Samuele Campo bricht sein Schweigen

Samuele Campo ist mit einem linken Fuss gesegnet, wie ihn nur wenige in der Schweiz haben. Beim FC Luzern hätte er zu den Leistungsträgern gehören sollen. Gekommen ists anders: Er wurde rasiert.
Publiziert: 27.09.2024 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2024 um 09:09 Uhr
Samuele Campo wurde von Ex-Klub Luzern im Januar 2023 aufs Abstellgleis gestellt.
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Lange war es ruhig um Samuele Campo (29). Am 31. Januar 2023 machte der Linksfuss, dem immenses Potenzial nachgesagt wird, sein letztes Profi-Spiel für den FC Luzern. Der Dreijahresvertrag in der Zentralschweiz, den er im Jahr 2021 unterschrieben hatte, ist im Sommer ausgelaufen. Campo hält sich derzeit alleine fit und ist auf der Suche nach einem neuen Klub. Seit seiner Degradierung im Jahr 2023 hat er alle Medienanfragen abgeblockt. Nun spricht er über die vergangenen Monate. Den Grund seiner Degradierung konnte er bis heute nicht eindeutig eruieren.

Blick: Samuele Campo, wie waren die letzten Monate, die letzten beiden Saisons für sie?
Es war eine harte Zeit, mental herausfordernd. Ich habe in den Trainings immer Vollgas gegeben. Leider kam nie eine zweite Chance beim FCL.

Ihr linker Fuss könnte wohl jedem Schweizer Klub weiterhelfen. Warum hatte der FCL Sie im Winter 2023 aufs Abstellgleis befördert?
Ich weiss bis heute nicht, woran es gelegen hat. Ich bin der erste, der gerne wissen würde, was der Grund war. Ich fragte tausendmal nach, bekam aber keine Antworten.

Es hiess von Seiten des FCL, sie würden nicht ins Spielsystem passen. War das alles oder hatten sie mit dem Trainerteam oder Mario Frick ein persönliches Problem?
Von meiner Seite aus nicht, nein. Der Trainer setzte auf andere Spieler.

Steckt da wirklich nicht mehr dahinter?
Ehrlich: Es gab absolut kein persönliches Problem. Ich reflektierte in den vergangenen Monaten und Wochen oft über die Zeit in Luzern, weil ich eine Antwort suchte, warum ich keine zweite Chance mehr erhalten hatte. Das einzige, das mir eingefallen ist, ist die Situation bei einem Spiel in St. Gallen, als ich ein- und ausgewechselt wurde und mit dem Trainerstaff aneinandergeriet. Dies wurde allerdings einige Tage danach direkt geklärt.

Hier knallts zwischen Campo und Goalie-Trainer Bucchi
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Nerven beim FCL liegen blank:Hier knallts zwischen Campo und Goalie-Trainer Bucchi

Mario Frick sagte mal: Spieler, die nicht mitziehen, hätten bei ihm keinen Platz. Meinte er auch sie?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Disziplinarisch kann ich mir absolut nichts vorwerfen. Ich war immer einer der ersten im Training und einer der letzten, der gegangen ist und habe immer Vollgas gegeben. Einige Spieler sind teilweise sogar zu mir gekommen und haben mich gefragt, warum ich keine zweite Chance mehr erhalte. Es war mir wichtig, dass ich mich vorbildlich verhalte und für keine schlechte Stimmung sorge. Ich verhielt mich immer professionell.

Wie war der Sommer nach Ihrer Ausbootung?
Da musste ich während drei, vier Monaten alleine trainieren.

Trotz laufendem Vertrag?
Ja, aber darauf will ich nicht genauer eingehen.

Das erinnert ein wenig an den aktuellen Fall Hoxha bei GC. Mussten Sie sich gerichtlich ins Training streiken?
Wie bereits gesagt, will ich darüber keinen Kommentar abgeben. Ich hielt mich alleine fit.

Samuele Campo persönlich

Samuele Campo (29) ist als Sohn einer Schweizerin und eines Italieners in Basel aufgewachsen. Als Sechsjähriger wurde er vom FC Basel entdeckt. Über eine Leihe zu Lausanne-Sport schaffte Campo den Durchbruch zum Profi-Sportler. Nach zwei erfolgreichen Saisons bei den Waadtländern ging er für drei Jahre zurück zum FC Basel. Via Darmstadt kam er nach Luzern, wo im Sommer sein Vertrag ausgelaufen ist. Campo wohnt mit seiner Freundin in Beckenried. Im Juli ist er Vater einer Tochter geworden.

Samuele Campo (29) ist als Sohn einer Schweizerin und eines Italieners in Basel aufgewachsen. Als Sechsjähriger wurde er vom FC Basel entdeckt. Über eine Leihe zu Lausanne-Sport schaffte Campo den Durchbruch zum Profi-Sportler. Nach zwei erfolgreichen Saisons bei den Waadtländern ging er für drei Jahre zurück zum FC Basel. Via Darmstadt kam er nach Luzern, wo im Sommer sein Vertrag ausgelaufen ist. Campo wohnt mit seiner Freundin in Beckenried. Im Juli ist er Vater einer Tochter geworden.

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Und wie gings danach weiter?
Es gab immer wieder Gespräche zwischen Verantwortlichen und der Spielerseite. Aber ich wusste, dass ich keine Chance mehr erhalten würde. Egal, wie gut ich auch trainiert hätte.

Warum haben Sie den Klub im Sommer dann nicht gewechselt? Ein Spieler wie Sie hätte sicher was gefunden …
Es hätte etwas kommen müssen, das spannend war. Nicht irgendeine Lösung, bei der ich wieder verscherbelt werde. Das ist mir schon mal passiert, als ich von Basel zu Darmstadt wechselte. Da spielte ich kaum. So etwas wollte ich nicht noch einmal erleben. Es hätte passen müssen.

Hatten Sie vielleicht zu hohe Ansprüche an einen neuen Klub?
Ich wäre bereit gewesen, auf vieles zu verzichten. Unter Umständen auch auf die Super League – sofern das Projekt gepasst hätte. Als Fussballer will man einfach wieder auf dem Platz stehen, das Geld ist zweitrangig.

Warum haben Sie ihren Vertrag nicht aufgelöst? Das hätte die Sache sicher einfacher gemacht. War dieser so gut dotiert, dass es sich gelohnt hat, ihn auszusitzen?
Das ist falsch rübergekommen. Ich habe in allen Transferperioden intensiv neue Vereine gesucht, doch es hat nicht geklappt. Ich wäre auch dazu bereit gewesen, meinen Vertrag aufzulösen, falls ich einen passenden Verein gefunden hätte.

Wie würden Sie ihre Zeit beim FC Luzern in zwei Sätzen beschreiben?
Es war eine herausfordernde, aber auch lehrreiche Zeit. Mental und menschlich konnte ich mich sehr weiterentwickeln, auch wenn es fussballerisch keine erfolgreiche Zeit für mich war.

Seit diesem Sommer sind sie nun vereinslos. Wie läuft die Klubsuche?
Es ist nicht einfach, nach all dem, was geschrieben wurde und war. In einer gewissen Weise schadet es natürlich auch der Reputation, wenn ein Spieler sein Vertrag auslaufen lassen muss.

Ist auch die Challenge League eine Option?
In meiner Situation muss man sich alles anhören. Wenn der Verein und die Vision passt, warum nicht.

Bis dahin müssen Sie sich alleine fithalten. Wie sieht eigentlich ihr Tagesablauf aus?
Derzeit betreibe ich viel Laufsport und arbeite viel im physischen Bereich. Und meine Tochter hält mich auf Trab (lacht). Langweilig ist es mir nicht. Aber klar: Ich brenne auf eine neue Challenge.

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