FCL-Müller vor Duell mit YB
«Bei Goalies ist schon was falsch im Kopf»

FCL-Goalie Marius Müller über den Hass gegen Leipzig, Nati-Goalie Yvon Mvogo und seine Musik-Kenntnisse. Verfolgen Sie das Duell Luzern – YB ab 16 Uhr im BLICK-Liveticker.
Publiziert: 01.09.2019 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:09 Uhr
Marius Müller mit 2 LP-Covern von Marius Müller-Westernhagen.
Foto: TOTO MARTI
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Interview: Marco Mäder, Fotos: Toto Marti

Er ist gut drauf. Wie praktisch immer. «Warum war ich eigentlich nie bei euch im Top-Team?», fragt er BLICK. Die Frage ist natürlich nicht ganz ernst gemeint – berechtigt ist sie trotzdem. Denn Goalie Marius Müller ist jener Spieler, der in der aktuellen Mini-Krise der Luzerner herausragt. Müller lacht und sagt, er werde es schon noch schaffen.

BLICK: Herr Müller, sind Sie zu nett?
Marius Müller:
Ich?

Ja, das haben Sie mal in einem Interview vor Jahren gesagt…
Was ihr Journalisten auch immer alles ausgrabt (lacht). Neben dem Platz bin ich ein sehr netter Mensch. Damals hab ich wohl gemeint, dass ich auf dem Platz vielleicht nicht immer die allerletzte Konsequenz in einem Eins-gegen-Eins an den Tag gelegt habe. Daran hab ich aber gearbeitet.

Man sagt, Torhüter sind speziell.
Wir lassen uns freiwillig abschiessen. Da ist schon irgendwas falsch im Kopf. Aber es ist die geilste Position. Wenn du einen Fehler machst, gibts ein Tor. Aber man kann dem Team mit guten Leistungen helfen. Und das ist das Geilste.

Wie ist Ihr Schweizerdeutsch?
«Isch guet.» (Lacht.) Mittlerweile verstehe ich schon fast alles, ausser halt wenn es zu schnell geht oder zu krasse Dialekte verwendet werden.

Haben Sie sich in Luzern eingelebt?
Ja, ich habe eine Wohnung in Hergiswil gefunden und wohne dort seit vier Wochen mit meiner Frau und meinen zwei Hunden – einem Mops und einer französischen Bulldogge. Die Gegend ist wunderschön.

Sie sagten einst, die Schweiz sei wie Ferien. Waren Sie hier schon früher zu Besuch?
Ich war als Kind ab und zu in Saas-Grund skifahren. Und auch sonst hab ich schon einige Urlaube hier verbracht. Sobald ich über der Grenze bin, ist es für mich nach wie vor ein Urlaubsgefühl. Es ist schon was Besonderes, wenn man die Berge so sieht.

Sie kommen von Bundesligist Leipzig. Hat Sie das Niveau in der Schweiz geschockt?
Nein, gar nicht. Natürlich habe ich letztes Jahr auf einem sehr hohen Niveau trainiert, da merkt man schon, dass es Unterschiede beim Torabschluss gibt – vor allem, was die Top-Teams in der Bundesliga betrifft.

Wie sind die Unterschiede betreffend Infrastrukturen?
Die Infrastruktur in Leipzig kann man nur mit der wenig anderer Klubs in Deutschland vergleichen. Das ist ein junger Verein mit neuen Akademien, absolut top. Grundsätzlich ist es in Luzern sehr ähnlich wie in Deutschlands zweiter Liga. Die Physiotherapie hier ist sogar noch zwei Schritte weiter.

Dann ist Luzern nicht ein Abstieg für Sie?
Nein, auf keinen Fall. Das hier ist die höchste Liga der Schweiz. Es ist eine neue Erfahrung. Die dritte Liga in Deutschland, das wäre ein Abstieg gewesen. Ich bin froh, hier zu sein. Die Schweiz hat extrem gute Torhüter. Ich wollte diese Schule kennenlernen.

RB Leipzig schwimmt im Geld. Mussten Sie nun auf viel Kohle verzichten?
Eigentlich nicht. Ich habe mit Leipzig eine gute Vereinbarung getroffen. Sie haben mich unterstützt.

Haben Sie den Hass, den einige Fans gegen Leipzig schüren, gespürt?
Als ich an Kaiserslautern ausgeliehen wurde, hab ich den Hass voll abbekommen. Gleich beim ersten Spiel hatte ich ein riesiges Transparent gegen mich. Das war schon eine grosse Herausforderung. Aber auch eine Erfahrung: Erst wirst du gehasst, dann kannst du mit Leistungen die Fans aber zurückgewinnen. Als ich Kaiserslautern schliesslich verlassen habe, waren die Fans traurig.

Sie waren bei Leipzig die Nummer 3, Yvon Mvogo die Nummer 2. Kamen Sie nicht an ihm vorbei?
Ich weiss nicht, ob es sportliche Gründe hatte oder ob da andere Faktoren hinter den Kulissen mitgespielt haben. Ich habe mich immer auf einem Level mit ihm gesehen, aber ich musste bei einigen Entscheidungen den Kürzeren ziehen.

Ist die deutsche Nati für Sie ein Thema?
Ich war mal bei der U21 mit Ter Stegen, Leno, Horn und Karius. Die Konkurrenz ist schon sehr gross. Ich werde nie sagen, dass ich irgendwann für die Nationalmannschaft spielen will. Da müssten viele Dinge passieren.

Wer ist der beste Torhüter der Welt?
Oliver Kahn. Er war mein Idol in der Jugend. Wenn wir über aktive Torhüter reden, sind wohl De Gea und Alisson ganz vorne mit dabei. Auch Leipzigs Peter Gulacsi, er ist für mich einer der souveränsten Torhüter. Ich hab viel von ihm gelernt.

Sie legen viel Wert auf das Ballgefühl. Ist das Ihre Stärke?
Ich denke schon, dass ich einen präzisen Abschlag habe. Ausserdem bin ich beidfüssig. Das hilft schon.

Was ist Ihre Schwäche?
Das müssen wohl andere Leute beurteilen. Vielleicht, wenn ich meine ganze Karriere anschaue, dann war es eine Zeit lang meine Konzentration. Daran habe ich aber extrem gearbeitet.

Haben Sie Hobbys neben dem Fussball?
Ich bin gerne in der Natur. Es ist schön, meine Hunde glücklich zu sehen, wenn sie ein Feld hoch- und runterrennen. Das gibt Kraft.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Bei Real Madrid (lacht). Nein, Spass. Ich habe keine Ahnung. Es kann alles so schnell gehen. Vielleicht bist du wirklich plötzlich bei Real Madrid, es kann aber auch sein, dass du bei Wanne-Eickel spielst (der FC spielt in der Westfalenliga 2, der sechsthöchsten Liga Deutschlands; die Red.). Ich will jetzt einfach mal ein gutes Jahr hinlegen. Früher oder später will ich aber in die Bundesliga zurück.

Wer wird deutscher Meister?
Ich würde es den Jungs aus Leipzig gönnen. Einfach weil ich weiss, dass sie in den letzten Jahren viel gearbeitet haben. Ich würde es begrüssen, wenn es mal nicht der FC Bayern ist. Aber die Saison ist lang und am Ende gewinnen immer die Bayern.

Wer wird Schweizer Meister?
Da muss man realistisch sein: Das wird wohl Basel oder YB. Es soll einfach ein spannendes Saisonende geben.

Nervt es, wenn Sie auf Ihren Namensgeber, den Musiker Marius Müller-Westernhagen, angesprochen werden?
Nein, das nervt nicht mehr. Früher noch eher. Meine Eltern haben ihn halt früher gerne gehört. Aber das passt schon, mit ihm habe ich immer einen Konkurrenten auf Google, wer die meisten Einträge hat.

Hören Sie ihn?
Ja, ab und zu.

Ihr Lieblingslied?
«Willenlos» vom Musikalischen her. «Freiheit» ist aber brutal emotional. Ein grosser Hit.

Sind Sie selber musikalisch?
Ich spielte mal Gitarre – und konnte die deutsche Nationalhymne bis zu einem gewissen Teil. Mittlerweile hab ich mit Musik eher wenig am Hut.

Dann können Sie uns «Freiheit» wohl nicht vorspielen?
Leider nein. Ich kanns auch nicht singen.

Marius Müller persönlich

Marius Müller startet seine Karriere bei Lampertheim. Früh darf er bei Kaiserslautern ins Probetraining. Er schafft es. Acht Jahre wird er bei Lautern ausgebildet, ehe er zu Leipzig wechselt. Zu einem Bundesliga-Einsatz kommt er nicht. Nur in der Europa-League-Quali darf er für die Bullen einmal ran. Seit diesem Sommer ist er beim FC Luzern unter Vertrag. Mit seiner Frau Vivien und seinen beiden Hunden wohnt er in Hergiswil NW.

Marius Müller startet seine Karriere bei Lampertheim. Früh darf er bei Kaiserslautern ins Probetraining. Er schafft es. Acht Jahre wird er bei Lautern ausgebildet, ehe er zu Leipzig wechselt. Zu einem Bundesliga-Einsatz kommt er nicht. Nur in der Europa-League-Quali darf er für die Bullen einmal ran. Seit diesem Sommer ist er beim FC Luzern unter Vertrag. Mit seiner Frau Vivien und seinen beiden Hunden wohnt er in Hergiswil NW.

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Marius Müller wird heute gegen YB natürlich wieder im Tor stehen. Verfolgen Sie das Super-League-Duell des FCL gegen den Meister ab 16 Uhr im BLICK-Liveticker.

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