FCL-Präsident Philipp Studhalter zu Chaos-Tagen
«Bis jetzt stehen alle Aktionäre noch zu mir»

Es stürmt mächtig in Luzern. Gleich vier Aktionäre sind aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten. Einer bleibt dabei ganz cool: FCL-Präsident Philipp Studhalter.
Publiziert: 04.11.2019 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:06 Uhr
Trotz turbulenter Tage geht Philipp Studhalter seinem Präsi-Job gerne nach.
Foto: TOTO MARTI
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Michael Wegmann, Marco Mäder (Interview) und Toto Marti (Fotos)

BLICK: Letzte Woche haben Sie das Team über die zahlreichen VR-Austritte informiert. Wie erklärt man den Spielern ein solches Chaos in der Teppichetage?
Philipp Studhalter: Nicht so detailliert. Man kann in einer Kabine nicht juristische Hintergründe erklären. Die Spieler müssen wissen, dass sie sich auf ihren Job konzentrieren können, dass sie keine Angst haben müssen und dass ihr Lohn weiterhin bezahlt wird. Aber von einem Chaos würde ich nicht sprechen.

Warum nicht? Immerhin zoffen sich die FCL-Aktionäre öffentlich.
Wissen Sie: Seit ich hier bin, also seit fast fünf Jahren, gab es andauernd Konflikte im Verwaltungsrat. Die Aktionäre haben sich aber immer für den FCL gefunden und eingesetzt – unabhängig von sonstigem Zwist.

Der Konflikt konnte aber nie gelöst werden. Sind Sie gescheitert?
Stand heute kann man das von aussen so betrachten. Ich hab es nicht geschafft, den Zwist zwischen den Aktionären zu schlichten.

Aussenstehende haben keine Ahnung, wer was will. Wissen wenigstens Sie, ob Bernhard Alpstaeg verkaufen oder kaufen will?
Ich spreche mit allen Aktionären. Aber es ist auch für mich nicht einfach, den Durchblick zu behalten. Alle Aktionäre sind mit extrem viel Herzblut dabei. Und jeder muss letztendlich aber selber wissen, was er will. Ich will festhalten, dass sie sich bisher immer zusammengerauft haben, wenn es um den FCL ging. Und das ist für mich das Wichtigste.

Stehen noch alle Aktionäre zu Ihnen?
Absolut. Alle stehen noch zu mir, zumindest bis jetzt. (Lacht.)

Sind Sie eigentlich noch mit Freude Präsident des FC Luzern?
Auch wenn ich es selber ein wenig komisch finde, wenn ich mich das sagen höre. Aber ja, es gefällt mir wirklich. Klar gehen solche Tage auch an die Substanz. Aber solange die Sportler, die Mitarbeitenden und die Aktionäre zu mir stehen, mach ich mein Amt gerne. Wir sind ein tolles Team.

Wollten Sie nie selbst FCL-Aktien kaufen?
Ehrlich gesagt war das kurz mal ein Thema. Aber ich würde mir mehr schaden. Denn ich will den Klub sachlich führen, ohne finanzielle Interessen. Ich will neutral bleiben.

Wie schalten Sie ab? Sie als Ex-Profi-Ruderer wahrscheinlich auf dem Vierwaldstättersee.
Nein, auf dem Wasser bin ich kaum noch. Dazu fehlt mir die Energie. Aber zu Hause rudere ich schon mehrmals in der Woche auf dem Ergometer. Da kann ich den Kopf lüften. Es hilft mir, Alltagsprobleme zu priorisieren und im Idealfall zu lösen.

Tragen Sie Ihre Alltagssorgen nach Hause?
Eigentlich komme ich immer glücklich nach Hause. Müde, aber happy. Aber klar bespreche ich mit meiner Frau alles, was mich beschäftigt.

Und Ihre Töchter kommen in diesen turbulenten Tagen auch nicht zu kurz?
Das glaube ich nicht. Ich bringe die beiden regelmässig ins Bett. Wenn ich noch dringende Dinge erledigen muss, sitze ich auch mal mit dem Laptop am Boden im Kinderzimmer, und sie schlafen daneben ein. Meistens lernen wir aber zusammen. Vor kurzem habe ich ganz viele Dinge über Dinosaurier gelernt, aktuell ist in NMG Fliegen das Thema.

NMG?
Das Fach heisst Natur, Mensch, Gesellschaft. Sehr interessant.

Zurück zum Fussball: Vergangene Saison haben Sie sich über die Barrage aufgeregt. Wie stehen Sie heute dazu?
Wir haben Klubs, die wichtige Ausbildungsarbeiten im Juniorenbereich leisten, nach einem Abstieg aber möglicherweise nicht mehr existieren können. Die Barrage stört mich eigentlich nicht. Die Art und Weise, wie sie eingeführt wurde, ist für mich einfach nicht ganz optimal verlaufen. Man beschliesst einen Modus, ein Jahr später ändert man den wieder. Alles passiert häppchenweise. Man bessert immer wieder nach. Das zeugt nicht von Glaubwürdigkeit und sieht nicht nach einem Plan aus.

Ist der Abstieg in Luzern Thema?
Es kann passieren, das liegt in der Natur des Sports. Aufgrund der Barrage hat es bei den Klubs eine Aufrüstung gegeben, die Liga will mehr Konkurrenzkampf.

Den FCL kann man durchaus mit St. Gallen vergleichen. In der Ostschweiz ist die Euphorie im Moment riesig. Sind Sie eifersüchtig?
Unser Ziel ist es, dass auch die Innerschweiz wieder daran glaubt, dass der FCL etwas Grosses schaffen kann. Dafür arbeiten und kämpfen wir täglich.

Warum tut man sich so schwer?
Nach dem Stadionbau gab es einen Hype, es wurden grosse Namen verpflichtet. Alle haben gedacht, dass der FCL jetzt durchstarten würde. Aber daraus wurde nichts. Entsprechend braucht man nun noch etwas Zeit, um einen neuen Anlauf, eine neue Identität zu finden.

Nochmals: Sind Sie eifersüchtig auf FCSG-Präsident Hüppi?
Es ist sensationell, was Matthias Hüppi in St. Gallen leistet. Er rennt für den Klub. Aber eifersüchtig bin ich nicht. Auch in St. Gallen kommen wieder andere Zeiten – die Frage ist einfach wann – nicht ob. So ist das im Fussballbusiness.

Hüppi sucht die Nähe zu den Fans. Sind Sie nicht der Typ dazu?
Ich werde nie die Persönlichkeitsstruktur von Matthias annehmen, das wäre aufgesetzt. Aber ich verbringe Zeit mit allen Anspruchsgruppen des FCL – also der Gesellschaft der Innerschweiz – und damit auch mit Fans.

Dann gehen Sie wohl auch an die Fasnacht. Verkleidet?
Natürlich. Mit einer Verkleidung macht die Fasnacht viel mehr Spass. Ich trage eine Maske und gehe von Restaurant zu Restaurant. Ein Heimspiel ist von der sozialen Wirkung her wie Fasnacht. Man kommt zusammen, man feiert, man spricht miteinander.

Was ist Ihr Ziel mit dem FCL?
Ich will keine Endplatzierung nennen. Aber ich will, dass sich der Klub in eine Richtung entwickelt. Dass alle – Aktionäre, Mitarbeiter, Spieler – an einem Strang ziehen. Dann können wir auch wieder über Saisonziele sprechen.

Philipp Studhalter persönlich

Dr. Philipp Studhalter (43) weiss, wie man ein Team führt. Als Schlagmann hat er in seinen sieben Profijahren im Rudern die Schlagfrequenz seines Bootes bestimmt. Er nahm als Athlet an Schweizer Meisterschaften und Weltmeisterschaften teil. Seit 2015 führt der gebürtige Stadtluzerner den FC Luzern als Präsident. Seit 2018 ist er auch CEO. Ausserdem ist Studhalter Mitglied des Komitees der Swiss Football League (SFL). In Luzern betreibt der Rechtsanwalt seine eigene Anwaltskanzlei. Er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in St. Niklausen OW.

Toto Marti

Dr. Philipp Studhalter (43) weiss, wie man ein Team führt. Als Schlagmann hat er in seinen sieben Profijahren im Rudern die Schlagfrequenz seines Bootes bestimmt. Er nahm als Athlet an Schweizer Meisterschaften und Weltmeisterschaften teil. Seit 2015 führt der gebürtige Stadtluzerner den FC Luzern als Präsident. Seit 2018 ist er auch CEO. Ausserdem ist Studhalter Mitglied des Komitees der Swiss Football League (SFL). In Luzern betreibt der Rechtsanwalt seine eigene Anwaltskanzlei. Er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in St. Niklausen OW.

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