Das sind die wichtigsten Stationen in Dzemailis Karriere
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Trikot-Rückblick:Das sind die wichtigsten Stationen in Dzemailis Karriere

FCZ-Star Dzemaili im grossen Interview
«Wenn mich etwas stört, dann meine grauen Haare!»

FCZ-Star Blerim Dzemaili (35) redet vor dem Spitzenkampf gegen Meister YB über das Hoch des FCZ, seine grauen Haare und sein «Heimweh» nach Sohn Luan – und er verrät, dass er noch Single ist.
Publiziert: 28.11.2021 um 08:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2021 um 10:44 Uhr
Jetzt ist es offiziell: Nach 20 Jahren im Profifussball tritt Blerim Dzemaili (37) Ende Saison zurück.
Foto: FC Zürich
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Michael Wegmann, Matthias Dubach (Interview) und Toto Marti (Fotos)

Blerim, wer bei FCZ gegen YB am Sonntag auf ein 0:4 tippt, hat gute Chancen, richtigzuliegen!
Blerim Dzemaili: Ich denke nicht, dass es so deutlich wird. Warum sollte es?

Weil der FCZ in den letzten drei Jahren alle zwölf Direktbegegnungen verlor – fünf davon mit 0:4.
Die Vergangenheit zählt nicht. Wir sind nun eine komplett andere Mannschaft. Wir haben uns diese Saison etwas Tolles erarbeitet. Wir haben nun am Sonntag die Ehre, einen Spitzenkampf gegen den Meister zu spielen. Das sollten wir geniessen, dieselbe Leistung bringen wie bisher und nicht zu viel studieren.

Das erste Duell mit YB in Runde 6 verlor man in Bern aber ebenfalls 0:4. Lags am Kunstrasen?
Es wäre zu einfach, alles auf den Kunstrasen zu schieben, aber er ist sicherlich auch ein Grund. Ich habe dieselbe Meinung wie Atalanta-Trainer Gasperini. Auf Kunstrasen ist Fussball eine andere Sportart. Dazu stehe ich: Der Kunstrasen ist für YB ein Riesen-Vorteil.

Ist es für Sie mit 35 Jahren auf Plastik schwieriger?
Ja. Ich versuche, so wenig wie möglich auf Kunstrasen zu spielen. Das Bremsen und Beschleunigen fühlt sich an, als spiele man auf einem Steinboden. Es tut mir und meinem Körper nicht gut. Die Unterlage ist zu hart, ich leide während den Spielen. Aber lassen wir das. Wir spielen ja am Sonntag glücklicherweise im Letzigrund auf Naturrasen, wie es sich gehört. Zu Hause haben wir in dieser Saison noch kein Spiel verloren, so kann es gerne weitergehen.

War YB wegen des Kunstrasens in den letzten Jahren so dominant?
Nein. YB ist von der Qualität und der Breite her für mich die beste Mannschaft der Schweiz.

Besser als Basel?
Ja.

Und was ist mit dem FCZ?
Wir spielen einen guten, attraktiven Fussball und sind sicher nicht zu Unrecht da vorne mit dabei. Das ist schön und recht. Aber das ist erst mal eine Momentaufnahme.

Der FCZ ist nicht nur vorne dabei, er ist Leader.
Die Tabelle hat im Moment keine Bedeutung, wir müssen sie nicht anschauen. Wir müssen schauen, wie wir YB das Leben schwer machen können. Das ist unser Job.

Wie gross ist der Anteil von Trainer Breitenreiter am Erfolg?
Sehr gross, klar. Aber es gibt noch andere Unterschiede zu letzter Saison. Zum Beispiel die beiden Aussenläufer Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic. Sie hatten wir letzte Saison nicht, nun spielen sie bisher eine sehr gute Saison. Und Assan Ceesay trifft auch super. Es funktioniert bisher einfach.

Der gute Teamgeist fällt auch auf.
Es passt im Moment einfach. Aber ich habe ja schon in vielen Mannschaften gespielt. Wenns gut läuft, ist der Teamgeist automatisch gut. Läufts schlecht, wird der Teamgeist wirklich geprüft.

Sie scheinen Ihre Rolle auch gefunden zu haben?
Ja. Letzte Saison war schwierig, ich habe mit einer Verletzung gespielt, war nie richtig fit. In der Serie A hätte ich in dieser Verfassung wahrscheinlich nicht gespielt, beim FCZ habe ich es dennoch getan.

Warum?
Ich merkte, dass mich die Mannschaft braucht. Und ich wollte unbedingt dem FCZ helfen und auf dem Platz Verantwortung übernehmen. Aber im Nachhinein hätte ich anders entschieden. Doch jetzt passt es, ich konnte mich im Sommer richtig erholen. Nun sind die Schmerzen weg, und ich fühle mich fit.

Was haben Sie für Laufwerte?
Ich gehöre zu den Lauffreudigsten im Team.

Laufen Sie noch so viele Kilometer wie früher?
Nein, früher waren es schon noch mehr. Aber es kommt auch immer auf die Intensität des Spiels an.

Vielleicht laufen Sie auch intelligenter als früher?
Das glaube ich weniger. Da habe ich sicher noch Luft nach oben (lacht).

Sie sind 69-facher Natispieler, haben jahrelang in der Serie A gespielt, in den USA, in der Türkei, waren in England und in China. Hört der Trainer auf Sie?
Ich bin Spieler und würde mich nie in personelle Entscheidungen des Trainers einmischen. Er macht einen tollen Job. Wenn man die Resultate sieht, braucht er auch keine Ratschläge von mir. Aber klar, wir reden öfter zusammen, und er fragt mich ab und zu auch nach meiner Meinung. Für mich ist wichtig, dass ich spüre, welchen Stellenwert ich in dieser Mannschaft und in diesem Klub habe. Das ist schön.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel gegen YB erinnern?
Ja. Das war im Sommer 2003 im Stadion Neufeld. Ich war 17, gerade frisch in der 1. Mannschaft und spielte in der Innenverteidigung. Wir haben verloren. Ich musste ausgerechnet gegen Chapuisat spielen. Das war sehr speziell. Er hat ein Tor geschossen, und wir haben 1:2 verloren.

Wie ist das Gefühl, wenn man merkt, dass man doppelt so alt ist wie einige Mitspieler?
Dann merkt man, dass es langsam Zeit wird, sich nach einem neuen Job umzusehen. Spass beiseite. Das Tolle ist ja, dass auf einem Fussballplatz das Alter keine Rolle spielt. Es kommt auf die Leistung an. Übrigens fühle ich mich noch nicht wie 35.

Wie alt dann?
Höchstens wie 20 (lacht).

Wann haben Sie eigentlich Ihr erstes graues Haar entdeckt?
Schon viel zu früh. Schon bei Parma, als ich 24 oder 25 war.

Jetzt sind sie nicht mehr zu verstecken …
… leider. Glauben Sie mir: Wenn mich etwas in meinem Leben stört, dann meine grauen Haare. Falls ich mal so weiss sein sollte, wie es Fabrizio Ravanelli (italienischer Ex-Natispieler, d.Red.) war, spiele ich nicht mehr Fussball.

Die Lösung wäre, eine Glatze zu rasieren.
Niemals.

Was sagen Sie zur WM- Qualifikation der Nati?
Das war sensationell. Murat Yakin hats gepackt. Das hat niemand erwartet, da es ja auch viele Absenzen gab. Chapeau. Yakin ist der grosse Gewinner.

Im Gegensatz zu vielen anderen sind Sie nie offiziell aus der Nati zurückgetreten. Warum?
Warum sollte ich das tun? Ich bin der Meinung, dass man aus der Nati nicht zurücktritt, da wird man irgendwann nicht mehr aufgeboten. Das wars dann.

Werden Sie im Sommer Ihre Karriere beenden?
So weit denke ich noch nicht. Ich spüre überhaupt keinen Druck, diese Entscheidung bald zu fällen. Ich habe immer gesagt, ich spiele, solange ich Freude habe. Und zurzeit habe ich Freude. Körperlich könnte ich auch noch drei, vier Jahre dranhängen, ich habe keine Beschwerden. Aber man weiss nie, was passiert.

Würde der FCZ Meister, müssten Sie zurücktreten. Kitschiger ginge es dann nicht mehr?
Das kann man definitiv so sehen.

Dann würden Sie eine Trainerkarriere starten?
Trainer zu sein, interessiert mich momentan überhaupt nicht. Viel eher würde ich mich im Management sehen. Bei einem Klub oder vielleicht auch selbständig.

Warum nicht Trainer?
Ganz ehrlich: Meine familiäre Situation ist nicht ganz einfach. Mein Sohn Luan wohnt mit seiner Mutter im Ausland, und ich will ihn so oft wie möglich besuchen. Das stelle ich mir mit einem zeitintensiven Trainerjob schon schwierig vor.

Vor einem Jahr hatten Sie Heimweh nach Zürich. Ist alles so gekommen, wie Sie dachten?
Ja, es ist genau so gekommen, wie ich mir es erhofft habe. Kollegen, Freunde, Familie, alle sind da.

Nun haben Sie nur noch Heimweh nach Luan?
Absolut. Und wie! Aber das war ja klar. Das hätte ich, egal wo ich spielen und leben würde.

Haben Sie mittlerweile eine neue Partnerin?
Nein. Ich bin Single. Aber ich träume immer noch von einer grossen Familie mit vielen Kindern. Ich liebe Grossfamilien. Diesen Traum habe ich noch nicht aufgegeben. Hätte ich aber eine neue Freundin, würde ich es nicht hier herausposaunen. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt.

Was heisst das?
Ich war zu viel mit meinen Beziehungen in den Medien. Es gibt einige Dinge, die man im Nachhinein bereut. Heute wäre ich weniger offen. Ich würde meine Privatsphäre mehr schützen. Aber es war schon auch sehr schwierig – in Neapel etwa wurde man auf Schritt und Tritt verfolgt

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