Celestinis Kreativität in der Corona-Pause
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«Ich tanze jeden Tag»
Celestinis Kreativität in der Corona-Pause

FCL-Trainer Fabio Celestini (44) verbringt die letzten Monate ganz allein in Luzern. Wie er trotz Corona mit seinen Liebsten in Verbindung bleibt und inwiefern ihn die Zwangs-Pause kreativ beflügelt erzählt Celestini SonntagsBlick, auf Deutsch notabene.
Publiziert: 04.05.2020 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2020 um 09:53 Uhr
Eynat Bollag

Fabio Celestini, wie gehts Ihnen?
Fabio Celestini: Mir geht es gut, danke. Es ist jetzt aber doch schon eine lange Zeit ohne Fussball. Ich vermisse ihn.

Was haben Sie denn in den letzten Wochen so gemacht?
Was die Arbeit betrifft, habe ich mir zum Beispiel unsere Spiele angeschaut, um zu sehen, wo wir uns verbessern können. Mir sind viele neue Ideen gekommen. Aber es ist schwierig, ohne konkretes Ziel zu arbeiten.

Abgesehen von der Arbeit, womit konnten Sie sich die letzten beiden Monate etwas Gutes tun?
Ich habe die Zeit genutzt, um Dinge zu machen, für die ich sonst keine Zeit habe. Zum Beispiel Zeichnen. Jetzt konnte ich einfach vier, fünf Tage an einem Bild malen. Ich habe aber auch sehr viel gekocht und neue Rezepte ausprobiert.

FCL-Trainer Fabio Celestini nutzt die Zeit ohne Fussball zum Zeichnen und Brot backen.
Foto: TOTO MARTI
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Was können Sie besonders gut kochen?
Eher gut backen. Ich habe ein neues Brot ausprobiert. Ich liebe es, Brot zu backen. Aber egal ob Zeichnen oder in der Küche stehen, die ersten zwei, drei Wochen mag es toll ge­wesen sein, aber dann hat mir der Fussball schon sehr angefangen zu fehlen. Fussball ist mein Leben. Ich möchte deshalb gerne bald wieder zurück auf den Platz und das machen, was ich liebe.

Ab dem 11. Mai darf wieder trainiert und Anfang Juni wieder Fussball gespielt werden. Der erlösende «Motivationskick»?
Ja klar. Also privat brauche ich den nicht (lacht), aber für die Arbeit sicher. Wir haben endlich wieder ein Ziel vor Augen. Jetzt kann ich wieder richtig und vor allem realistisch planen – auch wenn noch nicht ganz klar ist, ob es dann tatsächlich wieder losgeht.

Wie sieht denn der Plan aus?
Als Erstes freue ich mich einfach darauf, die Spieler wiederzusehen. Ich hatte in den letzten Wochen nur sehr wenig Kontakt mit ihnen – ausser mal beim Joggen, da ist mir Francesco Margiotta mit seinem Hund über den Weg gelaufen (lacht). Ich möchte wissen, wie es allen in der letzten Zeit ergangen ist, dieser Austausch ist mir in der ersten Woche am wichtigsten. Wenn das Mentale stimmt, können wir auch taktisch und natürlich kondi­tionell wieder richtig loslegen.

Haben Sie Angst, dass die Spieler nicht fit genug sind?
Nein, gar nicht. Unser Kondi-Trainer hat sie ja in den letzten Wochen eng begleitet. Zudem sehe ich ja von meinem Balkon (29. Stock eines Hochhauses direkt neben der Swisspor­arena) aus ab und zu einige Spieler joggen (schmunzelt). Ich bin mir sicher, sie werden fit zurückkehren.

Haben Sie nach dem Bundesratsentscheid am Mittwoch Reaktionen von den Spielern erhalten?
Bis jetzt nicht. Ich bin nicht Teil ihrer Whatsapp-Gruppe. Ist vielleicht besser so (lacht). Ich tausche mich individuell mit den Spielern aus, bin mir aber ziemlich sicher, dass auch sie sich freuen, dass es bald wieder losgehen könnte.

Wie haben Sie sich in der Zwangspause fit gehalten?
Ich habe täglich ein, zwei Stunden Sport gemacht. Hier in der Umgebung habe ich viele Möglichkeiten, um joggen zu gehen. Das Kraft­training musste ich allerdings mit meinem eigenen Körpergewicht machen, da ja alle Fitnesszentren geschlossen haben. Sport ist mir schon sehr wichtig, denn wenn mein Körper fit ist, ist es mein Kopf auch (lacht).

Sie tanzen doch auch.
Ja. Also allein ist es im Moment nicht ganz einfach. Aber ich tanze eigentlich täglich zu Hause. Wenn ich koche, läuft bei mir immer Musik nebenbei, und da komme ich nicht drum rum, mich zu bewegen. Ich liebe das.

Was bedeutet Ihnen das Tanzen?
Ich kann durch das Tanzen sehr gut abschalten, mich quasi in eine «Anti-Stress»-Welt begeben, weit weg vom Fussball. Mit Latino-Musik verbinde ich zudem auch Meer, Strand, einfach sehr viele positive Gefühle. Und da ich hier in Luzern weder Strand noch Meer habe, «hole» ich mir diese Gefühle mit der Musik.

Sehen Sie sich eines Tages irgendwo am Strand leben?
Also wenn der Fussball einmal vorbei sein sollte für mich, würde ich schon gerne irgendwo am Meer ein ganz simples Leben führen wollen, ja. Hauptsache ein Ort mit viel Sonne, ich brauche nämlich viel Licht.

Ihre Familie ist überall auf der Welt verstreut. Ihre Frau und Tochter in Panama, die beiden Söhne in Lausanne, Ihre Eltern in Italien und Sie allein in Luzern. Gerade in solchen Zeiten wie jetzt nicht ganz einfach.
Dass meine Familie ein bisschen überall ist, ist nichts Neues für mich. Dass ich im Moment aber nicht die Möglichkeit habe, sie zu besuchen, das ist schwierig für mich. Mir fehlt hier schon der Austausch, aber ich bin ja auch erst seit kurzem hier.

Wie kommunizieren Sie mit Ihrer Familie?
Über Zoom. Das funktioniert sehr gut. Diese Woche habe ich zum Beispiel mit meiner Tochter in Panama Homeschooling gemacht, Französisch. So konnte ich zwei, drei Stunden mit ihr verbringen.

Ihre Eltern sind in Italien, gehts ihnen gut?
Ja. Sie wohnen in der Region Umbrien, dort war das Virus zum Glück nicht so schlimm wie im Norden. Aber sie müssen auch zu Hause bleiben, und das fällt ihnen schwer. Meine Eltern sind für ihr Alter noch sehr aktiv, jung geblieben eben (schmunzelt).

Dann sind Ihre Eltern auch auf Zoom?
Oh ja. Wir machen oft einen Konferenz-Call. Meine Eltern in Italien, meine Tochter in Panama, meine Söhne in Lausanne, ich in Luzern. Das ist schön in dieser Situation.

Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?
Ich wünsche mir ein Umdenken bei den Menschen. Ich fände es schön, wenn wir den einfachsten Sachen mehr Wertschätzung entgegenbringen würden. So wie jetzt, wo wir uns darüber freuen, wieder einmal einfach nur einen Kaffee trinken zu gehen. Ich erhoffe mir mehr Demut in der Gesellschaft, wir sind nur Besucher auf dieser Welt, und so sollten wir uns auch verhalten.

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