«Das Ganze machte absolut keinen Sinn»
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Kasami zur Versöhnung mit CC:«Das Ganze machte absolut keinen Sinn»

Pajtim Kasami zum Entlassungsschock beim FC Sion
«Das Ganze machte absolut keinen Sinn»

Nationalspieler Pajtim Kasami (27) war für drei Wochen plötzlich nicht mehr Spieler des FC Sion, weil ihm CC fristlos gekündigt hat. Dann kams zum Sinneswandel. Er erzählt wie und warum.
Publiziert: 18.04.2020 um 14:00 Uhr
Pajtim Kasami wurde ebenfalls Opfer von Constantins Kündigungsflut.
Foto: TOTO MARTI
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Alain Kunz

Pajtim Kasami, wie langweilig ist Ihnen allein zu Hause?
Pajtim Kasami: Es geht. Ich nutze die viele Zeit für meine eigenen Interessen. Zur Vorbereitung auf die Zeit danach. Ich versuche die Frage zu beantworten: Was kann ich besser machen? Dazu lese ich viel. Und ich trainiere natürlich, zweimal im Tag. Ich habe da fast ein kleines Fitness-Studio zu Hause mit einem Spinning-Velo und einem Laufband auf der Terrasse. Wenn man nichts macht, hat man sofort ein schlechtes Gewissen.

Was lesen Sie?
«The Subtle Art of Not Givinig a F*ck» von Mark Manson, in welchem es darum geht, dass Positi­vität nicht alles ist, will man im Leben weiterkommen. Und die neuste Biografie über Zinédine ­Zidane.

Sie sind im Moment alleine zu Hause – oder?
Richtig.

In der luxuriösesten Spielerwohnung des FC Sion in Montreux, die eigentlich eine Villa ist. Ein goldener Käfig?
Nein, ein normaler.

Warum sind Sie als Familienmensch nicht in Zürich bei Ihrer Familie?
Wer in einen Supermarkt einkaufen geht, soll seine Familie danach nicht sehen, weil er in Kontakt war mit anderen. Ich habe mit meiner Familie Kontakt per Facetime. Morgens. Abends. Regelmässig.

Sind Sie derart konsequent?
Bin ich. Ein Restrisiko besteht immer. Ich halte deutlichen Abstand.

Mit Maske in den Supermarkt?
Immer. Und mit Handschuhen. Und ich wasche alle Früchte und Gemüse nach dem Einkauf. Aber eigentlich hat sich mein Leben nicht gross geändert. Ich habe mir die Hände auch vorher schon regelmässig gewaschen.

Jogging?
Nein. Ich will dieses Restrisiko nicht eingehen. Ich trainiere für die Ausdauer eine Stunde auf der Terrasse. Raus gehe ich nur zum Einkaufen.

Auch für andere?
Ja. Meine Nachbarin ist 75. Für sie gehe ich einkaufen. Sie war übrigens schockiert.

Worüber?
Sie hat mir gesagt: «Also, was dieser Constantin macht, das ist schrecklich!» Sie hat mir aber auch gratuliert, als ich diese Saison meinen Hattrick geschossen habe.

Da sind wir beim Thema. Sie sind wieder Spieler des FC Sion. Waren das aber für drei Wochen nicht mehr …
So ist es. Letzten Montag habe ich das Programm unseres Kondi-Trainers erhalten. Er hat mir aber gesagt, ich könne mein individuelles Programm weiterverfolgen.

Das besteht aus?
Zum Beispiel vier mal vier Minuten Intervall-Lauftraining. Da geht der Puls auf 180 rauf, die Geschwindigkeit auf 16 km/h. Das kann man sonst nur auf dem Platz machen. Aber die Geschwindigkeit kann man auf dem Laufband präziser kontrollieren.

Wie schräg war das, nach fast drei Jahren Sion mit einer Whatsapp gefeuert zu werden?
Schon ziemlich schräg. Es war ein Schock! Es gab ja keine Kommunikation. Mein Anwalt war weg, ich konnte die Sache mit ihm nicht anschauen. Und kurz darauf kriegst du die Kündigung. Danach wurde ich mit Mitteilungen bombardiert.

Sie waren geschockt, okay. Aber nicht wirklich überrascht?
Das stimmt. Bei Constantin muss man immer auf alles gefasst sein. Das habe ich in diesen fast drei Jahren im Wallis gelernt.

Wie kam es zum Sinneswandel, dass Sie der Kurzarbeit dennoch zustimmten?
Ich denke in meiner Karriereplanung langfristig. Auch deshalb wollte ich meine Walliser Zeit nicht auf diese Art und Weise beendet sehen. Und als Sions Anwalt meinen eigenen anrief, um eine Lösung zu finden, kam diese zustande. Ohne Kontakt zu Constantin. Ich will ihm aber schon noch sagen, dass ich enttäuscht war, dass er die Führungsspieler nicht vorgängig kontaktiert hat, um das mit der Kurzarbeit zu diskutieren. Aber eigentlich gebietet nur schon mein Name, dass es zu einer Lösung kam.

Warum?
Weil Pajtim auf Albanisch Versöhnung bedeutet.

Sie verlieren viel Geld, kriegen jetzt nicht ganz 10'000 Franken im Monat, nachdem es zuvor über 50'000 gewesen waren.
Zu konkreten Zahlen möchte ich mich nicht äussern. Aber ja, ich verzichte nun auf sehr viel Geld. Ich habe schon in Griechenland auf viel Geld verzichtet, damit ich ablösefrei zu Sion wechseln konnte. Das ist nicht vorrangig.

Spenden Sie etwas?
Ich bin mit meinem Anwalt daran, etwas auf die Beine zu stellen.

CC hatte Sie zusammen mit Captain Xavier Kouassi als ­Rädelsführer der Ablehnung der Kurzarbeit ausgemacht.
Er irrt sich! Für mich war einzig die Vorgehensweise das Problem. Deshalb haben wir ausnahmslos alle die Kurzarbeit zuerst auch abgelehnt. Wir wollten eine Lösung finden. Doch Constantin liess uns die Zeit dazu nicht.

Und später bezeichnet er Sie als anständiger Junge …
So ist das bei ihm. Weshalb ich ihn als Menschen und als Business-Mann auch bewundere. Das Ganze war ein grosses Missverständnis. Ich hatte immer wieder Offerten. Das weiss Constantin. Aber er hat mich immer blockiert. Deshalb machte das Ganze auch keinen Sinn.

Doch nun läuft Ihr Vertrag aus. Gehen Sie zu Basel oder zu YB?
(Schmunzelt) Kein Kommentar. Ich bin seit dem 1. Januar quasi ein Free Agent, weil mein Vertrag im Juni ausläuft. Ich habe nun das Recht, mit Klubs zu reden. Da gab es schon viele Gespräche.

Oder wollen Sie wieder ins Ausland wechseln?
Entscheidend ist nicht das Land, sondern das Projekt. Warum zum Beispiel nicht auch der … der FC Sion?

Echt jetzt?
Warum nicht? Klar, Constantin wird da auch etwas dazu zu sagen haben. Aber es macht mich stolz, dass ich dies bald drei Jahre hier durchgehalten habe. Denn es war nicht immer einfach, wie Sie sich leicht vorstellen können. Zuletzt wurde ich im Supermarkt gar so angeschaut, als ob ich jemanden umgebracht hätte.

Wie kann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden?
Irgendwann muss man wieder loslegen, sonst kann man gleich zwei, drei Jahre zu Hause bleiben. Das Leben braucht Mut. Und wir brauchen Mut, um aus dieser Krise zu kommen.

Ist es denkbar, die Verträge um einen oder zwei Monate zu verlängern? Wird die Saison im Juli oder August beendet, müssten Sie das auch tun.
Ich kann doch nicht plötzlich nichts machen, wenn alle anderen wieder spielen. Also ist es selbstverständlich, dass ich verlängern würde, um die Saison zu beenden. Ich bräuchte diese Spielpraxis dringend. Auch deswegen haben wir ja nun eine Lösung gefunden. Es wäre auch kein Problem, bis August zu verlängern.

Welche TV-Serie schauen Sie gerade?
Ich habe «Haus des Geldes» geschaut, wie wohl alle.

Wie lange haben Sie für die acht Episoden gebraucht?
Einen Tag … Ich habs am Stück durchgezogen.

Kochen?
Klar! In der Küche verbringe ich in meinem Haus wohl am meisten Zeit. Ich bin ja mit 16 von zu Hause weggezogen, habe immer schon gekocht. Zudem achte ich extrem auf meine Ernährung, und das hat man am besten unter Kontrolle, wenn man selber kocht.

Was ist Ihr Top-Rezept?
Poulet mit Süsskartoffeln und Gemüse im Ofen.

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