Präsident Studhalter zur prekären Lage beim FCL
«Ohne externe Hilfe geht es nicht!»

Die Corona-Krise sorgt für Existenzängste bei den Super-League-Klubs. Auch Luzern bangt um die Zukunft. FCL-Präsident Philipp Studhalter erklärt die Situation.
Publiziert: 01.05.2020 um 17:03 Uhr
Marco Mäder

BLICK: Philipp Studhalter, wie haben Sie die letzten Wochen als Privatperson erlebt?
Philipp Studhalter: Als Familie ist die ganze Situation natürlich eine Herausforderung, aber wir haben einen super Zusammenhalt zuhause und konnten die Herausforderung gut bewältigen. Auch das Homeschooling mit den Kindern war kein Problem. Wir wollen nicht jammern, es geht ja allen gleich.

War es vor allem stressig, oder konnten Sie auch mal etwas zurücklehnen und mehr Zeit mit der Familie verbringen?
Ein bisschen von beidem. Am Wochenende sind keine Spiele, da hab ich mehr Zeit mit der Familie. Aufgrund der aktuellen Situation aber stehe ich doch sehr unter Strom.

Wie hat da der Bundesratsentscheid vom Mittwoch entgegengewirkt?
Der Entscheid zeigt, dass die Klubs zusammen mit der Liga gute Arbeit geleistet haben. Dennoch bleiben viele Fragen offen. Wie soll man beispielsweise die finanzielle Umsetzbarkeit der Geisterspiele aufgleisen? Auch das Schutzkonzept muss geprüft werden.

FCL-Präsident Philipp Studhalter steht aufgrund der Corona-Krise unter Strom.
Foto: TOTO MARTI
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Sie haben gesagt, beim FCL könnte es bald zum «Lichterlöschen» kommen. Ist es wirklich so prekär?
Der Bund hilft finanziell dann, wenn ein Klub zahlungsunfähig ist – das ist Stand jetzt Fakt. Und das Überleben der Klubs ist aktuell ohne externe Finanzierungshilfe stark gefährdet. Aber mir ist klar, dass sich da auch eine gesellschaftspolitische Frage stellt: Ist es korrekt, wenn der Fussball den Betrieb weiterführen kann und kleinere Unternehmen in anderen Branchen aber nicht? Hier müssen wir uns unserer Verantwortung klar bewusst sein.

Was bedeutet das konkret für den FC Luzern?
Ohne finanzielle Unterstützung ist ein weiterer Saisonverlauf nicht umsetzbar. Ohne externe Hilfe geht es nicht, da wir nur ganz reduziert Einnahmen generieren können. Und gibt es Kredite, dann kommt die Frage, wie man das Geld später zurückzahlen soll.

Dann sieht es aktuell so aus, dass die Saison abgebrochen wird …
Es wäre natürlich schön, wenn wir die Meisterschaft fertig spielen können. Aber wie gesagt: Dazu müssen Bedingungen erfüllt werden. Ebenfalls kann ich mir Fussballspiele ohne Zuschauer nur ganz schwer vorstellen – da fehlt ein grosser Teil der DNA.

Ist ein Abbruch für die Klubs wirtschaftlich rentabler?
Dies so pauschal zu sagen wäre falsch. Die verschiedenen Klubs haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Entsprechend anders wird die Lage beurteilt. Für den FC Luzern mit den aktuellen Rahmenbedingungen kann man das aber so sagen, ja.

Sie haben beim FCL ziemlich finanzstarke Investoren, die zusammen über ein Vermögen von 2 Milliarden Franken verfügen. Da wird der FCL doch sicherlich überleben?
Das ist doch nicht adäquat. Man kann nicht sagen, ihr habt das Geld, also zahlt doch. Die ganze Gesellschaft muss zusammenstehen und diese Situation meistern. Wir sind all in der Verantwortung, die Aktionäre, die Fans, der Amateur-Bereich der Profi-Bereich, die Politik. Es geht hier auch um die Nachwuchsarbeit, wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung.

Und doch verhandeln Sie mit dem Stadionbesitzer über die Miete. Die Swissporarena gehört Bernhard Alpstaeg, dem FCL-Mehrheitsaktionär. Da fragt man sich, ob es wirklich nötig ist, zu verhandeln …
Das Stadion ist nicht in Betrieb, es kann nicht genutzt werden. Wir müssen in der aktuellen Situation sparen, wo wir können. Ich muss mit dem Vermieter das Gespräch suchen, das ist klar. Da spielt es keine Rolle, wer der Vermieter ist. Wir sind in Gesprächen und ich bin sehr optimistisch, dass wir da bald eine Lösung finden. Wir alle wollen, dass der FCL überlebt.

Immerhin haben die FCL-Spieler freiwillig auf Lohn verzichtet. Erfüllt Sie das mit Stolz?
Ich bin stolz für die ganze FCL-Familie. Das ist eine Teamleistung, es zeigt, dass sich die Menschen mit dem Klub und der Region identifizieren. Und es zeigt, dass Sportchef Remo Meyer gute Arbeit leistet. Ich bin dankbar für alle Mitarbeitenden.

Was nehmen Sie persönlich aus den letzten Monaten für die Zukunft mit?
Abschliessend kann ich diese Frage erst beantworten, wenn die Krise vorbei ist. Mir wurde aber einmal mehr bewusst: Wenn man Mitmenschen fair behandelt, dann kommt auch etwas zurück. Wir unterstützen uns alle gegenseitig. Das merk ich in dieser Phase extrem. Die Eigeninteressen rücken in den Hintergrund.


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