Sion-Ikone Brigger rechnet mit dem Klub ab
«Kompletter Fehlgriff, bei Balotelli kehrts einem den Magen»

Für Jean-Paul Brigger (65) wars ein Abstieg mit Ansage. Die Sion-Legende über Fehlgriff Balotelli und Constantins Trainerverschleiss.
Publiziert: 08.06.2023 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2023 um 11:37 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Jean-Paul Brigger, wo haben Sie den Abstieg des FC Sions mitverfolgt?
Jean-Paul Brigger: Wir sind zurzeit gerade mit dem Camper im Norden Europas unterwegs. Ich habe nur die Zusammenfassung des Spiels gesehen. Aber das hat mir gereicht.

Haben Sie genug Distanz oder tuts weh?
Das macht natürlich weh, aber so leid es mir tut: Sion ist verdient abgestiegen. Erst wird man Letzter, obwohl man im Vergleich zu Winterthur die deutlich stärkeren Einzelspieler hat. Dann darf man wegen der Liga-Aufstockung noch in die Barrage und verliert da gegen den Dritten der Challenge League gleich beide Spiele. Das sagt alles. Aber es kam ja nicht aus dem Nichts, dass es so ausgeht, hat sich abgezeichnet. Es wurden viele Fehler gemacht.

Nennen Sie den grössten Fehler?
Die Verpflichtung von Mario Balotelli war ein kompletter Fehlgriff. Und ich rede da nicht von seinem sportlichen Abschneiden, sondern vor allem von seinem Auftreten. Mit seiner Art und Weise war er schlecht fürs Image des Klubs und ein schlechtes Vorbild für alle Jungen. Ich habe damals bei Sion mit den ehemaligen argentinischen Weltmeistern Calderon und Clausen zusammengespielt. Was waren das für Vorbilder! Immer vorneweg, immer gekämpft. Vergleiche ich sie mit Balotelli, kann es einem den Magen kehren.

«Bei Balotelli, kann es einem den Magen kehren.» Sion-Legende Jean-Paul Brigger findet klare Worte nach dem Abstieg.
Foto: keystone-sda.ch
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Mit Tramezzani, Celestini und Bettoni standen drei Trainer an der Seitenlinie...
... so kann das gar nicht funktionieren! Einer spielt defensiv, setzt auf jene. Der andere will angreifen, degradiert den ehemaligen Captain auf die Bank. Und zwischendurch hat auch Christian Constantin noch seinen Senf dazu gegeben. Da würde auch ein Pep Guardiola scheitern. Zudem lieferst du einigen Spielern für ihre schwachen Leistungen immer noch ein Alibi, und einigen nimmst du das Selbstvertrauen.

An wen denken Sie?
Zum Beispiel an Gaetan Karlen, der ja den Führungstreffer auf dem Fuss gehabt hat. Ich bin mir sicher: Hätte Karlen davor mehr spielen dürfen, hätte er das Tor gemacht. Aber so fehlte ihm das Selbstvertrauen. Oder Lavanchy. Der war bei Lugano ein Top-Verteidiger mit viel Zug nach vorne. Bei Sion ist er nie auf dieses Niveau gekommen. In diesem Team fehlt der Spirit, der Zusammenhalt. Das sind gute Einzelspieler, aber keine Mannschaft.

Und was gibt Ihnen Hoffnung, dass es nun besser wird?
Es kann ja gar nicht mehr schlechter werden. Ich hoffe jetzt auf einen Neuanfang. Man soll jungen Spielern aus der Region eine Chance geben. Die Fans werden auch in der Challenge League ins Tourbillon kommen, wenn sie ein Team sehen, das um jeden Meter kämpft. Es geht weiter, da bin ich sicher. Die Walliser lieben den Fussball.

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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